Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Allgemeines und Grundsätzliches. 
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suchungen sind — und fast ausnahmslos haben wir es hier mit solchen zu tun —, 
bilden in der Hauptsache die kartographischen Beilagen, die wir in den verschiedensten 
Zeitschriften finden, ob sie rein wissenschaftlich sind oder mehr populäre Zwecke 
verfolgen. Meistens sind es Schwarz weiß-Karten und als solche kartographisch oft 
ohne Interesse. Denn irgendein Vorkommen mit einem Punkt oder einer Signatur, 
womöglich mit Namen-Zuschreibung wiederzugeben, ist keine Kunst und erfordert 
kein kartographisches Können. Wohl wird dem Anschauungsbedürfnis Rechnung 
getragen, aber doch nur in ganz grober Weise. Fürs große Publikum genügt es meisten 
teils. Aber auch dem Wissenschaftler werden manchmal Karten dieser Art vorgesetzt, 
bei deren Anblick man die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und erstaunt 
fragt, wie ist es möglich, daß einem so etwas geboten werden kann. — Weil es sich 
der Wissenschaftler ruhig gefallen läßt. Er ist oft zu bescheiden, ich will nicht gerade 
sagen kritiklos. Hier hat die Kartenwissenschaft noch viel zu tun, damit es besser 
werde, damit sich auch andere endlich den Sand aus den Augen reiben. 
104. Die gebundenen Methoden. Alle möglichen Methoden, die zur karto 
graphischen Veranschaulichung irgendeines Ergebnisses führen, sind an der Kultur 
karte probiert und studiert worden. Wir beschreiten mit ihr das große Feld der 
Methoden der angewandten Karte, die wir in dem zweiten Hauptteil unserer Unter 
suchungen bis ins einzelnste gewürdigt haben, weshalb wir uns jetzt um so kürzer 
fassen können. In der Hauptsache handelt es sich bei den verschiedenen Verfahren 
um die Herausdestillierung typischer Erscheinungen. Die Mathematik, zum wenigsten 
die Statistik gibt bei verschiedenen Kulturkarten Hilfsstellung. 
Der Kulturkarte ist es nicht immer möglich, ihrer Aufgabe mit der einfachen 
Lokalisation nach Art der Standortspunktmethode zu genügen. Sie muß sich zu 
höhern kartographischen und kulturellen Begriffen durchringen. Der kulturhistorische 
Stoff muß verarbeitet und gesiebt, das Wesentliche vom Zufälligen gesondert und 
durch Mittelwerte verallgemeinert werden. Je nachdem ich das Hauptaugen 
merk auf den Stoff oder die Art und Weise der Darstellung lege, resultieren ver 
schiedene Methoden. Diese können hinwiederum, wie wir oben schon durchblicken 
ließen, mehr. oder minder mathematisch oder statistisch aufgebaut werden. Ihr 
sichtbarer Ausdruck repräsentiert sich im Diagramm, im Kartogramm und in 
der Karte. Letzterer geben wir den Vorzug, wenn auch manchmal auf erstere nicht 
zu verzichten ist. 
Zuweilen sieht es aus, als ob sich die freie Methode mit hineinmische. Bei 
genauerm Hinschauen merkt man jedoch die statistisch regulierte oder von sonstigen 
Erwägungen getragene Lokalisation. Das einfachste Verfahren ist, ähnlich wie bei 
der freien Methode, den Standort zu bestimmen, sodann wird mit dem betreffenden 
Zeichen, das ich für das Objekt bzw. die Erscheinung gewählt habe, ein Wertbegriff 
ausgedrückt, der quantitativer wie qualitativer Natur sein kann. Diese Modulation 
wird durch Abänderung einer Signatur oder durch verschiedene Signaturen herbei 
geführt. Aber auch der Vervielfältigung derselben Signatur wird man gegebenen 
falls den Vorzug geben. So hat man durch eine bestimmte, immer variable Anzahl 
systematisch aneinandergereihter Punkte Quantitäten bezeichnet, sowohl auf Industrie- 
wie auf Bevölkerungskarten. 
Wo Einzelheiten nicht von Belang sind, sondern mehr großzügige Veranschau 
lichungen, da treten Umgrenzung und Flächendeckung gern ein. Indes umfassen 
Eckert, Kartenwissenschaft. II. 28
	        
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