Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die organische Welt im Kartenbild. 
Verteilung und zeigt deutlich, wie der gesamte Rand des Atlantischen Ozeans schwach 
mit Breitenschädeln bevölkert ist; diese nehmen mit Ausnahme von Afrika (Indien 
und Australien) mit der Entfernung vom Atlantischen Ozean, also nach dem eurasi- 
schen Osten und dem gesamten amerikanischen Westen auffällig zu. Die Detail 
bilder zu den europäischen Messungen und Beobachtungen sind reichlich in dem 
Ripleyschen Buche anzutreffen. Die Beziehungen zwischen Bodenart und Körper 
größe sind mehrmals untersucht, aber nicht kartographisch dargestellt worden. Der 
erste, der eine diesbezügliche Karte brachte, war L. Bolk in seiner Abhandlung über 
die Körperlänge der Niederländer und deren Zunahme in den letzten Dezennien. 1 
Bei H. Günther finden wir die vier Europa-Kärtchen: Hell und Dunkel, Körper 
größe, Kopfindex und Gesichtsindex, bearbeitet von B. Struck. 1 2 Für die außer 
europäischen Erdteile ist in dieser Beziehung noch viel zu schaffen. Einige schüchterne 
Versuche melden sich bereits. 
1(>8. Die ethnographische Spezialkarte. Den anthropologischen Karten stellt 
Gerland die ethnologischen gegenüber, die nach ihm die geographische Verbreitung 
der Völker und Volksstämme, einzelner besonderer wichtiger und charakteristischer 
Sitten, sowie die Sprachen darstellen. Diese Einteilung ist zu summarisch und wird 
den einzelnen Kartengruppen nicht gerecht. Ich ordne sie teils den ethnographischen 
Karten unter, teils erhebe ich sie zu selbständigen Abteilungen, beispielsweise die 
ethischen Karten, die Sprachkarten. Unter Spezialkarte der angewandten Geo 
graphie wird man bis auf weiteres, wie ich mehrfach schon betont habe, die Karte 
großen Maßstabes oder die kleinern Maßstabes eines Erdteilgebietes verstehen müssen, 
endlich auch die, die sich der Erforschung bloß eines oder einiger weniger Völker 
annimmt. 
Das klassische Muster für Spezialkarten hat uns wiederum Gerland in seinem 
Atlas der Völkerkunde gegeben. Was die methodische und kartographische Aus 
führung betrifft, sind die Karten von Europa und den andern Kontinenten noch nicht 
übertroffen worden. Nur in der richtigen Auffassung einzelner Volksteile wäre, 
gestützt auf neuere ethnologische Forschungen, an einzelnen Stellen eine karto 
graphische Verbesserung herbeizuführen. Der Bienenfleiß und die Sauberkeit in 
der Ausführung der Gerland sehen Karten muß uneingeschränkt anerkannt werden. 
Selbst den winzigsten Volkssplittern sucht er gerecht zu werden. Trotz der klaren, 
kontrastlich gut zusammengestellten Farben konnte Gerland bei der Europakarte 
die „Leitziffern“ nicht entbehren; so erscheinen die Indogermanen in warmen Flächen 
tönen mit Leitziffern von 1 bis 29, die uralaltaiischen Völker in kältern Farben mit 
Einschluß von Grün mit Leitziffern von 1 bis 24. Der Gerland sehe Atlas ist die 
Frucht langjähriger ethnologischer Studien, die er von allem Anfang an mit Karten zu 
begleiten begann. Es sei bloß an die ethnographische Übersicht von Polynesien und dem 
Großen Ozean erinnert. 3 Wie fad und simpel nehmen sich gegen die Gerland sehen 
Erdteilkarten die Karten aus, die Buschans Rlustrierten Völkerkunde beigegeben sind. 4 
1 Die Arbeit von L. Bolk ist erschienen i. d. Z. Morphol. Anthrop. XVIII, 1915, S. 15—48. 
2 H. Günther, a. a. O., S. 192 u. 193. 
3 G. Gerland i. P. M. 1872, T. 8. 
4 G. Buschan: Illustrierte (vergleichende) Völkerkunde. Amerika—Afrika. Stuttgart 1922. 
Mit 4 Völkerkarten. — Noch einfacher sind die Kn., die Max Schmidt seiner Völkerkunde, Berlin 
1924, beigegeben hat.
	        
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