Sprach karten.
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nigritischen Rohr-, Holzschild und Bogen, über die Marken, Trachten, das malajo-
nigritische Haus, ferner über Pfeifen, Tätowierung, Schmuck, Saiteninstrumente,
Holztrommeln, Klimperinstrumente (Sirimba), Messer, über die Darstellung von
Menschenfiguren und schließlich über die Merkmale der malajo-nigri tischen Kultur.
Bei den Kulturformen Ozeaniens 1 holt Frobenius interessante Einzelheiten heraus,
wie Steinbeil, Trommeln und Pauken, Webestoffe, Hörner, Segel, Schiffsbau, Kern
waffen (Wurfbrett, Bogen, Schleuder, Blaserohr), Schild, Zahlen 1—lü, Feuerzeuge,
Holzwurfwaffen, Marken u. v. a. m. Ein reiches Arsenal von Kulturformen wird
im Kartenbilde vorgeführt. Auf diesem ersprießlichen Forschungsgebiete ist Frobenius
bis heute unermüdlich tätig. Die mannigfachen kartographischen Versuche und
Studien krönte er mit dem Atlas africanus, den er im Aufträge des Forschungs-Institutes
für Kulturmorphologie mit Ritter v. Wilm herausgegeben hat. Wir können auf die
einzelnen Karten des Atlas nicht eingehen, da sie in der Hauptsache vom Ethnologen,
weniger vom Geographen und Kartographen zu würdigen sind. Das Urteil über ihn
ist geteilt, wie über viele Arbeiten von Frobenius. In kartographischer Beziehung ist
vor allem zu beachten, daß der Atlas dem wichtigen kartographisch methodischen
Gesichtspunkt, die Gegenstände tunlichst einzeln zu behandeln und zu veranschau
lichen, soviel wie möglich nachkommt. Seine Auswirkung wird sich noch zeigen, da
er als erstes Werk seiner Art gewissermaßen für alle Kulturformen Aufschluß zu geben
sucht, ganz gleich, für welchen Erdteil der Ausgangspunkt gewählt wird. Uber die
allgemeinere Bedeutung des Werkes lassen wir den Verfasser (L. Frobenius) selbst
reden: ,,Denn auch dies ist eine vom Standpunkt der Kulturkunde aus bedeutsame
und charakteristische Tatsache: Diese ganze Arbeit ist eine deutsche. Deutsch waren
die ersten Versuche auf dem Gebiete solchen Strebens, deutsch waren die spätem
Ausarbeitungen, — wie es ja auch dem deutschen Schicksal entspricht , daß dieser
Atlas africanus gerade in dem Zeitpunkt das Licht der Welt erblickt, in welchem das
deutsche Geistesleben ortsmäßig aus dem Erdteil ausgewiesen ist.“
III. Sprachkarten.
174. Die geographische Spraehkarte. Eng verwandt mit der Völkerkarte ist
die Spraehkarte, wird diese ja nicht selten mit jener identifiziert, was wir besonders
auf ältern Völkerkarten wahrnehmen, wie sie z. B. den größten Teil der ethnogra
phischen Abteilung des alten Bergbaus (1845, 1846) ausfüllen. 1 2 Was als Völker
karte bezeichnet wird, ist vielfach weiter nichts als eine Spraehkarte, besonders
bei den heutigen Völkerkarten; infolgedessen konnte Fr. Ratzel sagen, ,,daß die
Ethnographie nur noch wie eine besondere Anwendung der Sprachwissenschaft
erscheint“. 3 Zu leicht und oft wird übersehen, daß die Sprache kein Rassen
merkmal, sondern ein Kulturbesitz ist 4 ; und ziemlich scharf spricht F. v. Luschan 5 :
1 Leo Frobenius: Die Kulturformen Ozeaniens. P. M. 1900, T. 18, 20.
2 Adrien Balbi: Atlas ethnographique du globe, ou classification des peuples' anciens et
modernes d'après leurs langues. Paris 1826. [Bi. der Geogr. Soc. London.] — Sind nur Texttafeln,
die die Einteilung enthalten.
3 Fr. Ratzel, a. a. O., S. 737.
4 A. Hettner: Der Gang der Kultur. Geograph. Schriften, hg. v. Hettner. Heft 1. Leipzig-
Berlin 1923. S. 8.
5 F. v. Luschan: Völker, Rassen, Sprachen. Berlin 1922, S. 56.