Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Sprachk arten. 
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karte begegnet uns ferner im alten Bergbaus aus dem Jahre 1847, wo wir auf Blatt 9 
der Abteilung Ethnographie eine Dialektkarte der deutschen Sprache finden, betitelt: 
Deutschland, Niederlande, Belgien und Schweiz; National-, Sprach-, Dialekt-Ver 
schiedenheit. Eine Sprachkarte von Deutschland hatte K. Bernhardi 1849 in den 
gröbsten Zügen entworfen. 1 
Bei den Sprachkarten muß man streng unterscheiden zwischen Spezialkarten 
oder Karten großen Maßstabes und Generalkarten oder Karten kleinen Maßstabes. 
Die Grenzen zwischen beiden fallen mit denen der geographisch konkreten und geo 
graphisch abstrakten Karte zusammen. 1 2 Daran muß man festhalten, wenn man beiden 
Arten methodisch sowohl wie kartographisch gerecht werden will. An der ungenügenden 
Unterscheidung zwischen beiden leidet beispielsweise der Abschnitt „Methodisches 
über Sprachenkarten“, der den Hauptinhalt des Aufsatzes „Die Deutschen im Pol 
nischen Korridor“ von A. Penck ausfüllt 3 , und manche schiefe Ansicht wird erklärlich, 
wie ich teils nachgewiesen habe, teils nachweisen werde. Hat man sich einmal auf 
den richtigen Standpunkt eingestellt, wird es nicht schwer, jeder Gruppe die ihr ge 
hörige Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Man darf aber nicht eine mit der andern 
ausspielen, um so auf Kosten der einen Vorteile für die andere gewinnen zu wollen. 
Das ist weiter nichts als wissenschaftliches Scheinmanöver. 
Auf dem Gebiete der Sprachkarte begegnet uns seit Jahren in ungetrübter 
Rüstigkeit Paul Langhans, ganz gleich, ob er sich der deutschen Sprache in eng 
umschlossenen Gebieten oder auf weiten Grenz- und außerdeutschen Gebieten annimmt. 
All seine zahlreichen Karten sind die Offenbarung seiner großen Liebe zum deutschen 
Volke und sind nicht so sehr Selbstzweck wie vielmehr Mittel, das deutsche Volk über 
seinen Wert nachdenken zu lehren, aber auch über die Gefahren, denen es von vielen 
Seiten ausgesetzt ist. Hierhergehörige Karten sind z. B. die, die sich mit den west 
lichsten Ausläufern des mitteldeutschen Spraclibodens beschäftigen 4 , oder mit dem 
friesischen Sprachgebiete 5 , oder mit dem des Sachsenlandes in Siebenbürgen. 6 Meine 
weitern Darlegungen werden es sich nicht nehmen lassen, noch anderer wichtiger 
Langhansscher Karten zu gedenken. Jede in- und ausländische Zeitschrift gibt gelegent 
lich Kartenbeilagen, die der Verbreitung der Sprachen gewidmet sind. Unter den 
zahlreichen Erscheinungen dieser Art sei nur auf wenige hingewiesen, wie auf die, 
die K. Sapper aus Mittelamerika heimgebracht hat. 7 Auf der einen von ihnen, auf 
der Karte der Verbreitung der Sprachen im südlichen Mittelamerika ums Jahr 1899 
kennzeichnet er durch Elächenkolorit, Schraffierung und Punktur allein 24 Sprachen. 
Für jede Sprache je eine Kennziffer erleichtert den Gebrauch der Karte. Sie enthält 
ferner das Verbreitungsgebiet des Englischen als Verkehrssprache und neben andern 
Grenzen auch die ethnischen Grenzen zwischen Nord- und Südamerika, t ber die 
1 Karl Bernhardi: Sprachk. v. Deutschl. Kassel 1849. [Br. M. London.] 
2 M. Eckert: Karten Wissenschaft, I, S. 51. 
3 A. Penck i. d. Z. der Ges. f. Erdk. zu Berlin. 1921, S. 1(59—178. 
4 P. Langhans: Das deutsche Sprachgebiet in Belgisch-Luxembürg. 1 : 50000. P. M. 1916, 
T. 20. - Das deutsche Sprachgebiet in der belg. Prov. Lüttich. 1 : 50000. P. M. 1917, T. 16. 
5 P. Langhans: Die Reste des friesischen Sprachgebiets im Deutschen Reich. P. M. 1892, T. 20. 
6 P. Langhans: Sprachk. des Sachsenlandes i. Siebenbürgen u. seiner geschichtsl.-nationalen 
Entwicklg. P. M. 1920, T. 1. 
7 K. Sapper: K. der Verbreitung der Sprachen in Guatemala ums Jahr 1892. 1 : 2000000. 
P. M. 1893, T. 1. — Die Verbreit, der Sprachen im südl. Mittelamerika ums .Jahr 1899. 1 : 4000000. 
P. M. 1901, T. 3.
	        
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