Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die organische Welt im Kartenbild. 
karte Ungarns ist die Sektorenmetliode verwandt 1 , die aber kein gutes Bild der 
Verbreitung gewährt. 
Die Zusammentragung und Kartierung des ecclesiastischen Stoffes erfordert 
für manche Gebiete unseres Erdballs viel Zeit und Arbeit, bevor nur ein einiger 
maßen befriedigendes Bild der Verteilung entsteht. Davon weiß B. Huber ein Lied 
zu singen, der zwei Beligionskarten über die christlichen Kulte der Türkei, einmal 
der europäischen und sodann der asiatischen, herausgab. 1 2 Letztere ist noch reich 
haltiger als die erste. In 10000 farbigen Zeichen sind alle Sitze der Patriarchen, Erz 
bischöfe, Bischöfe und Äbte, alle Kathedralen, Kirchen und Kapellen, alle Männer 
und Frauenklöster, alle Priesterseminare, Gymnasien, Mädchenpensionate, Mittel 
und Elementarschulen und alle Kranken- und Waisenhäuser angegeben, und zwar 
für die katholischen Riten, Protestanten, Armenier, Syrier, Nestorianer und ortho 
doxe Griechen und Russen. 3 
Die Karten von Huber sind ein Mittelding zwischen Religions- und Missions 
karte. Sie dient beiden Zwecken. Die Missionen selbst haben eine ansehnliche 
Kartenliteratur hervorgerufen, sowohl im In- wie im Auslande; hier wiederum be 
sonders in England. 4 In Deutschland hatten sich die Kartenwerke von R. Gr linde 
rn an n einen großen Gebrauchs kreis erobert, von seiner Missionsweltkarte an bis zu 
seinem Neuen Missionsatlas. 5 An beiden Kartenwerken konnten wir schon oben nicht 
imbemerkt vorübergehen. Die Weltkarte hatte seinerzeit viel Beachtung gefunden. 
Durch Farbendruck und Schraffierung werden darauf die einzelnen Bekenntnisse 
unterschieden und die Orte der auswärtigen Missionstätigkeit durch deutliche Signa 
turen in der entsprechenden Farbe kenntlich gemacht. Heute bietet die Karte nur 
mehr historisches Interesse. Wichtiger noch war der bei Gelegenheit des fünfzigjährigen 
Jubiläums der Rheinischen Mission herausgegebene Rheinische Missions-Atlas, Barmen 
1878, der seinerzeit auch von allgemein geographischem Gesichtspunkte aus kaum 
weniger Beachtung als für Missionskreise gefunden hatte, insonderheit in seinen 
außereuropäischen Karten. Einige der acht Blätter sind in Petermanns Geographischen 
Mitteilungen veröffentlicht worden. Wesentlich älter ist der protestantische Missions- 
1 Les négociations de la paix hongroise. Publié par le Ministère Hongrois des affaires étrangères. 
Budapest 1920, K. IX. 
2 R. Huber: K. der christl. Kulte in d. europäischen Provinzen des türkisch. Reiches. Kairo 
1910. — Kultusk. der asiat. Türkei. Kairo 1911. 
3 Das Studium der Karte erfordert erhebliche Mühe und Zeit, die in der Reichhaltigkeit des 
Materials begründet liegt. Die Farben und Kreuze sind so gewählt, damit das Hineinlesen etwas 
erleichtert werde. Blaue, violette und rosa Farben dienen für die Katholiken, und zwar Blau für die 
Lateiner und Syrier, Violett für die Armenier und Chaldäer und Rosa für die Maroniten und Mel- 
chiten. Für die Protestanten wurde die rote Farbe gewählt. Die den Signaturen angefügten Buch 
staben bedeuten die anglikanischen, amerikanischen, deutschen und schottischen Missionen. Gelb 
bezeichnet die gregorianischen Armenier, Schwarz die Nestorianer. Die orthodoxe Kirche ist durch 
Grün bezeichnet; durch Hellgrün die Griechen, Dunkelgrün die Russen und syrischen Orthodoxen 
(Jakobiter). Um nun die Riten voneinander zu unterscheiden, sind dreierlei Kreuze gewählt 
worden, das einfache Kreuz für die lateinischen und armenischen Katholiken, für die Armenier 
und orthodoxen Griechen; das syrische Kreuz für die Syrier, Chaldäer, Maroniten und Jakobiter; 
das griechische Kreuz mit Schrägbalken für die Melchiten und griechischen Katholiken, sowie 
für die Russen. 
4 U. a. vgl. Missionary maps. Map to illustrate the reports of the Edinburgh Missionary 
Society. Drawn by D. D., Secry., 1817. (Edinburgh ?) 1817. [Br. M. London.] 
5 Siehe oben Anm. 6 und 7, S. 481.
	        
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