484
Die organische Welt im Kartenbild.
karte Ungarns ist die Sektorenmetliode verwandt 1 , die aber kein gutes Bild der
Verbreitung gewährt.
Die Zusammentragung und Kartierung des ecclesiastischen Stoffes erfordert
für manche Gebiete unseres Erdballs viel Zeit und Arbeit, bevor nur ein einiger
maßen befriedigendes Bild der Verteilung entsteht. Davon weiß B. Huber ein Lied
zu singen, der zwei Beligionskarten über die christlichen Kulte der Türkei, einmal
der europäischen und sodann der asiatischen, herausgab. 1 2 Letztere ist noch reich
haltiger als die erste. In 10000 farbigen Zeichen sind alle Sitze der Patriarchen, Erz
bischöfe, Bischöfe und Äbte, alle Kathedralen, Kirchen und Kapellen, alle Männer
und Frauenklöster, alle Priesterseminare, Gymnasien, Mädchenpensionate, Mittel
und Elementarschulen und alle Kranken- und Waisenhäuser angegeben, und zwar
für die katholischen Riten, Protestanten, Armenier, Syrier, Nestorianer und ortho
doxe Griechen und Russen. 3
Die Karten von Huber sind ein Mittelding zwischen Religions- und Missions
karte. Sie dient beiden Zwecken. Die Missionen selbst haben eine ansehnliche
Kartenliteratur hervorgerufen, sowohl im In- wie im Auslande; hier wiederum be
sonders in England. 4 In Deutschland hatten sich die Kartenwerke von R. Gr linde
rn an n einen großen Gebrauchs kreis erobert, von seiner Missionsweltkarte an bis zu
seinem Neuen Missionsatlas. 5 An beiden Kartenwerken konnten wir schon oben nicht
imbemerkt vorübergehen. Die Weltkarte hatte seinerzeit viel Beachtung gefunden.
Durch Farbendruck und Schraffierung werden darauf die einzelnen Bekenntnisse
unterschieden und die Orte der auswärtigen Missionstätigkeit durch deutliche Signa
turen in der entsprechenden Farbe kenntlich gemacht. Heute bietet die Karte nur
mehr historisches Interesse. Wichtiger noch war der bei Gelegenheit des fünfzigjährigen
Jubiläums der Rheinischen Mission herausgegebene Rheinische Missions-Atlas, Barmen
1878, der seinerzeit auch von allgemein geographischem Gesichtspunkte aus kaum
weniger Beachtung als für Missionskreise gefunden hatte, insonderheit in seinen
außereuropäischen Karten. Einige der acht Blätter sind in Petermanns Geographischen
Mitteilungen veröffentlicht worden. Wesentlich älter ist der protestantische Missions-
1 Les négociations de la paix hongroise. Publié par le Ministère Hongrois des affaires étrangères.
Budapest 1920, K. IX.
2 R. Huber: K. der christl. Kulte in d. europäischen Provinzen des türkisch. Reiches. Kairo
1910. — Kultusk. der asiat. Türkei. Kairo 1911.
3 Das Studium der Karte erfordert erhebliche Mühe und Zeit, die in der Reichhaltigkeit des
Materials begründet liegt. Die Farben und Kreuze sind so gewählt, damit das Hineinlesen etwas
erleichtert werde. Blaue, violette und rosa Farben dienen für die Katholiken, und zwar Blau für die
Lateiner und Syrier, Violett für die Armenier und Chaldäer und Rosa für die Maroniten und Mel-
chiten. Für die Protestanten wurde die rote Farbe gewählt. Die den Signaturen angefügten Buch
staben bedeuten die anglikanischen, amerikanischen, deutschen und schottischen Missionen. Gelb
bezeichnet die gregorianischen Armenier, Schwarz die Nestorianer. Die orthodoxe Kirche ist durch
Grün bezeichnet; durch Hellgrün die Griechen, Dunkelgrün die Russen und syrischen Orthodoxen
(Jakobiter). Um nun die Riten voneinander zu unterscheiden, sind dreierlei Kreuze gewählt
worden, das einfache Kreuz für die lateinischen und armenischen Katholiken, für die Armenier
und orthodoxen Griechen; das syrische Kreuz für die Syrier, Chaldäer, Maroniten und Jakobiter;
das griechische Kreuz mit Schrägbalken für die Melchiten und griechischen Katholiken, sowie
für die Russen.
4 U. a. vgl. Missionary maps. Map to illustrate the reports of the Edinburgh Missionary
Society. Drawn by D. D., Secry., 1817. (Edinburgh ?) 1817. [Br. M. London.]
5 Siehe oben Anm. 6 und 7, S. 481.