Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Politische, historische und historisch-kartographische Karten. 
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schaftlich. belanglos. Vielleicht bildet in dieser Wüste der Irrungen und Fehler 
C. G. Beichards Orbis terraruin antiquus, Nürnberg 1818—1827, eine Oase. 1 Der 
spätere historisch-geographische Atlas von J. Löwenberg kann kaum an ihn heran. 1 2 
Im Gegensatz zu den alten Geschichtsatlanten umfassen die neuen nicht bloß 
Altertum sondern auch Mittelalter und Neuzeit. Für diese großen Zeitabschnitte 
werden sie auch einzeln herausgegeben. Die besten modernen historischen Hand 
atlanten weisen nach Frankreich und Deutschland. In Frankreich hat man seither 
eine besondere Vorliebe für historisch-kartographische Darstellungen gehabt. F. Schrä 
ders Atlas de géographie historique 3 ist eine beachtenswerte Leistung, die namentlich 
die Entwicklung Frankreichs in allen Zeiträumen und nach allen Gesichtspunkten 
seines staatlichen Lebens in vortrefflicher Weise zur Ansicht bringt, während die 
andern Länder mehr stiefmütterlich behandelt wurden. Das Seitenstück bildet auf 
deutscher Seite K. v. Spruners Handatlas, der zunächst für das Mittelalter und 
die neueste Zeit herauskam. Die erste Lieferung erschien im Januar 1837. Seitdem 
hat er mancherlei Umwandlungen und Erweiterungen erfahren, besonders durch die 
verbessernde Hand von Theodor Menke. 4 Bis zu der Bearbeitung von Menke hatte 
der Atlas wesentlich den Zweck, jedem Gebildeten eine deutliche Anschauung früherer 
Zustände in allgemeinen Umrissen zu geben, während dem gelehrten Forscher aller 
dings ebenfalls der Vorteil sinnlicher Verdeutlichung der gewonnenen Ergebnisse, 
aber nur in seltenen Fällen eine Erweiterung seiner Kenntnis oder eine Hilfe zu 
weiterer Forschung erwuchs. Auf der Stufe, in der der Atlas nun vorlag, war das in 
erheblichem Maße möglich geworden. Wie immer erging es auch hier, daß mit dem 
Gewichte der Leistung die Anforderungen an diese wachsen. 5 Zu den neuern Bear 
beitern des Spruners sehen Handatlas gehören Wilhelm Sieglin und Max Kießling. 
Vielleicht findet auch G. Droysens Allgemeiner historischer Handatlas (1886) einen 
Sieglin als Neubearbeiter. Das Perthes sehe Institut schenkte uns gleichfalls eine An 
zahl kleinerer Geschichtsatlanten, so den Taschen-Atlas der alten Geschichte von Alb. 
van Kämpen und den Taschen-Atlas zur mittlern und neuern Geschichte von 
Alfred Schulz, besonders aber den Schul-Atlas zur Geschichte des Altertums von 
W. Sieglin, das Muster einer neuern historisch-kartographischen Arbeit für allgemeine 
Belehrung. Wir können nicht von den deutschen Autoren geschichtlicher Atlanten 
und Karten scheiden, ohne eines Heinrich Kieperts gedacht zu haben. Durch 
seine Sorgfalt und Kritik historisch-topographischer Verhältnisse ist er vorbildlich 
geworden, und seine Arbeitsweise trennte ihn weit von manchem in topographischen 
Fragen dilettierenden Historiker und Philologen. Von dem genauen Bild der Gegen 
wart ging er über zum Aufspüren der Kulturbilder der Vergangenheit. So hat er 
nicht weniger als 30 Karten zu den Bänden des Corpus Inscriptionum Latinarum 
1 Man übersehe nicht C. G. Reichard: Sammlung kleiner Schriften aus d. Gebiete der mathem. 
u. alten Geogr. Güns 1836. 
2 Julius Löwenberg: Historisch-geogr. Atlas zu d. allgem. Geschichtswerken von C. v. Rot 
teck, Pölitz u. Becker. 40 kolor. Karten. Freiburg i. Br. 1839. 
3 F. Schräder: Atlas de géographie historique. Paris 1896. 
4 Spruners historischer Hand-Atlas. 3 Abtlgn. 139 kolorierte K. in Kupferstich in. vielen 
hundert Nebenkarten. I. Abtlg. Atlas antiquus. 3. Aufl. 1865. Bearbeitet von Th. Menke. 
II. Abtlg. Hand-Atlas f. d. Geschichte des Mittelalters u. der neuern Zeit. 3. Aufl. 1879. III. Abtlg. 
Atlas zur Geschichte Asiens, Afrikas, Amerikas u. Australiens. 2. Aufl. 1855. — Neubearbeitung 
von Abtlg. I. Entworf. u. bearbeitet von W. Sieglin, fortgesetzt von M. Kießling. 
5 H. v. Sybel: Historische Karten. P. M. 1873, S. 83.
	        
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