Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Politische, historische uud historisch-kartographische Karten. 
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für die Entwicklung der Karte. Da die großen Heerführer, wie der Große Kurfürst, 
Friedrich der Große, Napoleon I. usw. den Besitz guter Karten als ein wichtiges Hilfs 
mittel zur Vorbereitung und Führung des Krieges erachteten, legten sie ganz be- 
sondern Wert auf die Herstellung guter topographischer Karten, nicht aber auf deren 
Veröffentlichung 1 ; die Karten wurden streng geheim gehalten, mehr noch in Preußen 
als in Frankreich. Dieses Land war bahnbrechend auf dem Gebiete der topographischen 
Karte vorgegangen, eben weil die Karten, wie die von Cassini, 1755 durch mechanische 
Vervielfältigung (Kupferstich) der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, im 
Gegensatz zu den weit schöner und besser ausgeführten Manuskriptkarten, die zur 
Zeit Friedrichs des Großen und teilweise in seinem Auftrag geschaffen worden sind. 
Sie blieben Manuskriptkarten und wurden infolgedessen nicht weit bekannt, wie das 
„Tableau aller durch den preußischen Obersten Graf v. Schmettau von Anno 1767 
bis 1787 aufgenommenen und zusammengetragenen Länder.“ Diese Karte in 1 : 50000 
war keine Geheimkarte ihrer Zeit, wie ständig angenommen wird (auch von Zglinicki 
nicht richtig erfaßt), irregeleitet durch die Bezeichnung „Kabinetts-Karte“ 1 2 , als ob 
sie im Aufträge des Königs und auf Staatskosten aufgenommen sei. Schmettau hat 
sie auf eigene Kosten angefertigt. Zwei handschriftliche Exemplare existieren von 
dem Werke, deren eins sich gegenwärtig in der Kgl. Bibliothek, der jetzigen Preußischen 
Staats-Bibliothek, befindet und nur einen kleinen Teil der kostbaren Kartenschätze 
bildet, die in reicher Fülle aus der frühem Generalstabsbibliothek in die Staatsbibliothek 
abflossen. Dadurch ist diese zur umfangreichsten Kartensammlung des Kontinents 
geworden. Wie ich mich selbst überzeugt habe, ist daselbst ein historisch außer 
ordentlich wichtiges Kartenmaterial aufgespeichert, das auszuwerten noch viele 
Dezennien beanspruchen wird, nicht einmal historisch (kriegsgeschichtlich) ist es 
ausgenutzt worden. Zu den der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Karten der friederi- 
zianischen Zeit gehören vorzugsweise die Karten von Decker, Tranchot, v. Schrötter, 
v. Wrede und Graf Schulenburg. 3 Die Decker sehe Karte von Brandenburg und 
der Provinz Sachsen umfaßt in dem Maßstab 1 : 25000 676 Blätter. An ihr ist von 
1817 ab etwa zwanzig Jahre gearbeitet worden. Sie ist der Vorgänger der deutschen 
Meßtischblätter. Im Westen Deutschlands wurde sie ergänzt durch die französische 
Aufnahme von Tranchot in 1 : 20000 während der Jahre 1806—1814. Ost- und 
Westpreußen wurde in 1:50000 1796—1802 unter der Leitung v. Schrötters auf 
genommen. Am umfangreichsten waren die Aufnahmen in Schlesien in 1:88000 
von C. F. v. Wrede während der Jahre 1747—1753. Friedrich der Große war mit 
den Aufnahmen, die er befohlen hatte und die außerordentlich sauber und gewissen 
1 M. Eckert: Kartenwissenschaft, I, S. 443. 444. 
2 Unter „Kabinetts-Karten“ wurden, wie schon Joh. Mich. Franz, ein Mitarbeiter der Firma 
Homann, sagte, große Karten verstanden, die man in Sälen oder Zimmern aufhängt; oder, wie man 
sie später erklärte: „Sie enthielten die für die zentrale Landesverwaltung, damals das Kabinett, noch 
in Betracht kommenden Objekte, bezeichnen also nicht die Bestimmung einer Karte, sondern die 
Art der Darstellung.“ Übrigens befindet sich der Ausdruck „Kabinett-Karte“ auf der Rückseite der 
Schmettauschen Karte — von'anderer H amPausgeführt — , r und ist da vielfach als Originaltitel an 
gesehen worden [K. Bi. Berlin]. 
3 Sämtliche Karten befinden sich als wertvolle Manuskriptkarten in der Kgl. Bibliothek zu 
Berlin. General Troschel, der mit dem Ordnen der frühem Kartenschätze des Generalstabs be 
schäftigt ist, hatte die Liebenswürdigkeit, mir die oben genannten Karten zu zeigen. Er stellte mir 
auch seine Notizen zur Verfügung, die er sich teils selbständig, teils nach einem — Torso gebliebenen — 
Manuskripte des Weltgeistlichen Hanke über die Karten der friederizianischen Zeit angelegt hatte.
	        
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