Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

510 
Die organische Welt im Kartenbild. 
190. Karten der Entdeckungsgeschichte. Jede Karte, selbst wenn sie als Routen- 
karte den kleinsten Beitrag zur Erforschung eines Landes bringt, ist eine Ent deckungs 
karte, aber noch keine Karte der Entdeckungsgeschichte. Die Entdeckungs 
karten sind heute noch das wertvollste Quellenmaterial zum Aufbau der Karten eines 
großen Teils außereuropäischer Länder. Wie sie noch in jüngster Zeit das Kartenbild 
verdichten, erhellt beispielsweise eine Gegenüberstellung eines Kartenbildes von 
Afrika aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts mit einem gegenwärtigen oder — 
wenn wir auf ein bestimmtes Beispiel hinweisen — ein Vergleich der Spezialkarte 
von Australien, die Aug. Petermann 1871 herausgegeben hatte 1 , mit der, die 
H. Haack für die neueste Ausgabe von Stielers Handatlas entworfen hat. Den 
Niederschlag der Forschungs- und Entdeckungsgeschichte kann auch durch eine 
Karte verdeutlicht werden, die uns zeigt, welche Gebiete mit Landesaufnahme- 
Methoden, mit dicht aneinanderliegenden und sodann mit vereinzelten Routen- 
aufnahmen erschlossen, welche Gebiete nur erkundet und noch völlig unbekannt sind. 
Ein ähnliches Prinzip verfolgt F. Schräder in seinem L’année cartographique 1 2 , 
worin er zunächst den Stand der kartographischen Kenntnis von 1800 und 1910 durch 
Nebeneinanderstellung von Karten ganz allgemein vergleicht. Um den Stand des 
Wissens und der Forschung im besondern zu kennzeichnen, werden vier Staffeln an 
genommen: Gänzlich unerforschtes Land (weiß), von Reisenden einfach durchwandert 
(braune Linie), von Reisenden annähernd auf Karten eingetragen (lichtbrauner Flächen 
ton) und genau vermessenes Land (dunkelbrauner Flächenton). 
Das rasche numerische Anwachsen der Forschungs- und Entdeckungsreisen, 
sowie die allgemeinere Beachtung, die man ihnen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahr 
hunderts zollte, machten es wünschenswert, Hilfsmittel an der Hand zu haben, die 
eine rasche Orientierung in der fast verwirrenden Menge ermöglichen. Für einzelne 
Erdteile hatte man solche Hilfsmittel schon seit längerer Zeit. Doch existierten sie 
mehr als Manuskriptkarten und wurden nicht veröffentlicht. So hören wir davon, 
daß ein gewisser Glogau eine Reihe von Jahren hindurch für seine Vorträge in der 
Frankfurter Geographischen Gesellschaft Erdteilkarten zur Entdeckungsgeschichte 
anfertigte. Fast um dieselbe Zeit zeichnete Aug. Petermann seine Karte der 
arktischen und antarktischen Regionen zur Übersicht der Entdeckungsgeschichte. 3 
Bevorzugte Objekte der Entdeckungsgeschichte, im Auslande sowohl wie im Inlande, 
sind Afrika und Amerika. H. Kiepert und andere haben Übersichtskarten von Afrika 
zur Darstellung der Entdeckungsgeschichte veröffentlicht. Ein Muster der Dar 
stellung hatte 1888 A. Su pan gegeben, worauf die Fortschritte der Afrikaforschung 
während eines Jahrhunderts, 1788—1888, in einer Reihenfolge von Karten versinn 
bildlicht wurden. 4 
Mit einem weitern, die ganze Erde umfassenden Rahmen tritt 1879 eine Karte 
auf den Plan, die J. Luksch und E. Mayer zu Verfassern hat und in Wien bei 
Artaria erschienen ist. Dieser „Weltkarte als Behelf für das Studium geographischer 
Entdeckungen und Forschungen“ diente die Berghaus sehe Weltkarte als topographische 
1 A. Petermann: Spezialkarte von Australien. 1:3500000. 8 Bl. P. M., Ergh. 29, 30. 
Gotha 1871. 
2 F. Schrader: L’année cartographique, 10 me supplément, contenant les modifications géo 
graphiques et politiques de l’année 1899. Trois feuilles de cartes. Paris 1901. 
3 A. Petermann i. P. M., Ergh. 16, 1865. 
4 A. Su pan i. P. M. 1888, T. 10.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.