Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Politische, historische und historisch-kartographische Karten. 
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beschäftigen, müssen wir kurz verweilen. In Sven Hedins „Southern Tibet“, 
VIII. Band, Stockholm 1922, hat Albert Herr mann die Westländer in der chine 
sischen Kartographie behandelt und damit einen wertvollen Beitrag zur Geschichte 
der Kartographie jener Gebiete beigesteuert. Ein hervorragendes Werk in bezug auf 
Kartenreproduktion wie nicht minder auf textliche Ausführung liegt in Paul Graf 
Telekis Atlas zur Geschichte der Kartographie der Japanischen Inseln vor 1 , das 
drei Jahrhunderte umspannt, vom Ende des 15. bis zu dem des 18., von P. Tos- 
canelli bis Jean Er. de Lapsrouse. H. Wagner hat es in Petermanns Geographischen 
Mitteilungen einer eingehenden Würdigung unterzogen. 1 2 
Auch Deutschland ist in der Geschichte der Kartographie nicht vernachlässigt 
worden. Dafür sorgten schon die beiden Wolkenhauer, Vater und Sohn. Wilhelm 
Wolkenhauer hat Deutschland im Kartenbilde behandelt und 122 Karten allein 
namhaft gemacht, von 1491—1916, die hauptsächlich für die Kartographie Deutsch 
lands in Frage kommen. 3 Der Sohn, August Wolkenhauer, ging noch mehr in die 
Tiefe und blieb infolgedessen auch mehr am Einzelnen hängen, dessen Auswirkungen 
er nach den verschiedensten Seiten hin verfolgte. Ich bin auf ihn auch öfters innerhalb 
meiner Forschungen zu sprechen gekommen. Hier mögen noch zwei seiner Werke 
aufgezählt sein, die zu nennen ich bisher noch keine Gelegenheit fand. Es sind dies 
die Abhandlung über Sebastian Münsters verschollene Karte von Deutschland aus 
dem Jahre 1525 4 und die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten von 
Deutschland aus dem 15. Jahrhundert. 5 In neuerer Zeit sind einzelne Landesgebiete 
Deutschlands kartographisch genauer untersucht worden. Den Auftakt dazu bildet 
die Geschichte der Kartographie Schlesiens bis zur preußischen Besitzergreifung von 
A. Hey er, Breslau 1891. 
Daß wir in Deutschland einen anerkannten Meister historisch-kartographischer 
Untersuchungen in Hermann Wagner besitzen, habe ich mehr als einmal in meinen 
Forschungen und Untersuchungen betont. 
192. Historische Karte der Landschaft. Die Landkarten der einzelnen Geschichts 
epochen sind wertvolle Quellen, um die Veränderung des Festlandes, sei es im verti 
kalen oder im horizontalen Sinne, festzustellen. Das Landschaftsbild in nuce bietet 
uns die Ortskarte oder der Stadt plan. Seine Bedeutung für die Geschichte der 
Karte kennen wir. 6 Zu seiner Erforschung haben sich drei Methoden ausgebildet. 
Einmal bringt man durch eine Reihe von Karten (Faksimiles) die Entwicklung des 
1 P. Graf Teleki: Atlas z. Gesch. der Kartogr. der Japanisch. Inseln. Nebst dem holländisch. 
Journal der Reise Mathys Quasts u. A. J. Tasmans zur Entdeckung der Goldinseln im O von 
Japan u. dessen deutscher Übersetzung. Budapest 1909. — Daran schließen sich Birger Gezelius: 
Japan i. västerländsk framställning tili omkring ár 1700. Ett geografiskt-kartografiskt försök. 
Akademisk afhandling. Upsala 1910. — E. W. Dahlgren: Les débuts de la Cartographie du Japón. 
Archives d’Etudes Orientales, publiées par J.-A. Lundeil. Upsala 1911. 
2 H. Wagner i. P. M. 1909, S. 318-320. 
3 W. Wolkenhauer: Deutschland im Kartenbild. Deutsche Geogr. Bl. XXXIX. Bremen 
1919, S. 19-32. 
4 Aug. Wolkenhauer: Sebastian Münsters verschollene K. von Deutschland von 1525. 
Globus XCIV, 1908, S. 1-6. 
5 Aug. Wolkenhauer: Die Koblenzer Fragmente zweier handschriftl. K. von Deutschland 
aus d. 15. Jahrh. Nachr. der K. Ges. der Wiss. Göttingen 1910. Phil.-hist. Kl. S. 17—47. Mit 2 K. 
6 M. Eckert: Kartenwissenschaft, I, S. 34.
	        
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