Zur Methodik der Wirtschafte к arte.
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Staaten 1 erhielten ihre Wirtschaftsatlanten. Unter den deutschen Wirtschafts
atlanten jener Zeit fanden der von C. F. Baur 1 2 und der wirtschaftsgeographisch
noch besser durchgearbeitete von Y. F. Klun und Henry Lange 3 große Beachtung.
Das bedeutendste Kartenwerk unter den damaligen Atlanten ist der russische
ökonomisch-statistische Atlas vom Jahre 1857. 4 Kein anderes Land kann sich zu
jener Zeit eines ähnlichen Werkes rühmen. Überhaupt hat Rußland von jeher gute
kartographische Bearbeiter für wirtschaftsgeographische Dinge gefunden; wie z. B.
später die Karte der wichtigsten Produktionszunahme des europäischen Rußlands
beweist 5 , oder die Arbeiten von Nie. Tornow. Nach 1870/71 schwang sich Deutsch
land in der Darstellung wirtschaftsgeographischer Erscheinungen etwas in die Höhe.
Das geeinte Reich fand eine gute Behandlung in dem Physikalisch-statistischen
Atlas von R. Andree und 0. Peschei. Unter den modernen Wirtschaftsatlanten
ist England führend geworden. Der ausgezeichnete Atlas of the world’s commerce
von J. G. Bartholomew 6 ist heute trotz der kartographischen Beiträge zur Wirt
schaftsgeographie von G. Michel und Ch. Knapp 7 noch nicht überholt und über
troffen worden.
II. Zur Methodik der Wirtschaftskarte.
196. Die moderne Wirtschaftskarte, ihr Wesen und Ziel. Die moderne
Wirtschafts karte ist das Bild der wirtschaftlichen Ausstattung und Bedeutung
eines Landes. Sie hängt eng mit den Bodenschätzen über und unter der Erde zu
sammen, desgleichen mit der Bevölkerung und deren Leben und Wirken. Einmal,
strahlt sie in das Gebiet der anorganischen Welt hinein, sodann in das der organischen.
Ein andermal ist sie als Industriekarte der Sammelpunkt bestimmter Strahlen, die
1 Henry Langes Atlas von Sachsen. Ein geogr.-physik.-statistisches Gemälde des König
reichs Sachsen. K. 1:592000. Leipzig 1860. — M. v. Süßmilch-Hörnig: Historisch-geogr. Atlas
von Sachsen u. Thüringen. 3 Abt. 6 Industriek. in 1 : 400000. Dresden 1862. — Aug. Meitzen:
Der Boden u. die landwirtsch. Verhältnisse des Preuß. Staates nach dem Gebietsurr fange vor 1866.
Atlas. K. 1:2850000. Berlin 1871.
2 C. F. Baur: Atlas f. Handel u. Industrie. Mannheim 1857. 2. Aufl. 1861. Für die einzelnen
Länder werden jedesmal Rohprodukte u. „Gewerbsindustrie“ auseinandergehalten, den Schluß der
Karten bildet eine K. m. d. Verbreitung von Wein u. Tabak u. eine K. m. d. Verbr. von Eisen u.
Kohle. — Die Karten sind nicht überladen.
3 V. F. Klun u. Henry Lange: Atlas zur Industrie- u. Handelsgeographie. Zürich u. Leipzig
1866. Mit 2 Mercatork. werden die Wirtschaftsk. der einzelnen Länder eingeleitet. Das mittel-
meerische Gebiet wird als ein Ganzes behandelt. Am ausführlichsten ist die Karte Nr. 9: Preußen,
das übrige Deutschland (ohne Österreich), Niederlande u. Belgien. Es ist ein Bild der gesamten
wirtschaftl. Ausstattung. Auch die K. von Österreich ist recht beachtenswert.
4 Atlas économique et statistique de la Russie d’Europe publié par le Département de l’Economie
rurale du Ministère des Domaines de l’Etat. 3 e édition. St.-Petersburg 1857. — Das Werk ist auch
wegen des übersichtlichen und säubern Farbendrucks wertvoll, aber sehr selten. Sein Inhalt ist aus
führlicher wiedergegeben in M. Eckert: Die Kartenwissenschaft II, S. 148 u. 149, Anm. 3.
5 Herausgegeben vom Statistischen Central-Comité. 4 Bl. 1 : 2520000. St. Petersburg 1872.
8 Bartholomew hat auch eine Anzahl kleinerer Atlanten und eine Menge Karten wirtschaft
licher Natur herausgegeben; z. B. The advanced atlas for South African schools, a new series of
130 physical, political, and commercial maps. Kapstadt — London s. a. (19Ó4); und sodann die
Karten, die The statesman’s yearbook beigegeben sind.
7 Gaston Michel und Charles Knapp: Kartographische Beiträge zur Wirtschaftsgeographie.
Heft 1—4. Bern (Geograph. Verlag von Kümmerly & Frey) 1913 — 1915.