Zur Methodik der Wirtschaftskarte.
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hier der natürlichen Ausstattung gerecht werden, indem wir neben vielen anderm
alle Goldfunde eintrügen, würde da nicht die Karte ein ganz falsches Bild von der
wirtschaftlichen Tüchtigkeit von Deutsch-Ostafrika erwecken. Und so ließen sich
unzählige Beispiele aufstellen, die direkt beweisen, daß ein Kartenbild mit der Dar
stellung sämtlicher oder selbst nur der hauptsächlichsten wirtschaftlichen Er
scheinungen nicht bloß stofflich widrig belastet wird sondern auch nicht geeignet
ist, das von Friedrich so sehr erstrebte Wert Verhältnis der verschiedenen Produkte
zueinander und das Wert Verhältnis der verschiedenen Erzeugungsstätten eines
Produktes zueinander zu veranschaulichen. Die Möglichkeit, ,,den verschiedenen
Effekten der räumlichen Ausstattung an verschiedenen Orten naclizugehen“, ist
nur den subtilst ausgeführten Kartenblättern in größtmöglichen Maßstäben möglich,
für deren Ausführung aber in außereuropäischen Gebieten fast durchgängig die
Unterlagen weder in der wünschenswerten Anzahl noch wünschenswerten Sicherheit
vorhanden sind. Friedrich argumentiert nun weiter, wenn wir nur ein Produkt dar
stellen, reißen wir es aus seinem natürlichen Zusammenhang heraus; „und doch
schränken die andern Produkte das isolierte Produkt räumlich ein, bestimmen eine
relative Bedeutung an Ort und Stelle, kurz machen die natürliche Ausstattung des
Erdraums mit aus.“ Da fragen wir, kann sich der Wirtschaftsgeograph mit der
durch andere Produkte bestimmten räumlichen Einengung und den dadurch gegebenen
relativen Wert eines Produktes zufrieden geben? Dasselbe Produkt kann auf einem
Boden, dessen Nährwert sehr gering ist, große Flächen überziehen, ohne von andern
Produkten eingeengt zu werden, dagegen auf einem guten Boden wegen der Ein
engung durch andere Produkte nur kleine Striche einnehmen und trotzdem hier einen
viel höhern Wert als in dem andern Gebiet besitzen. Dieses und andere Beispiele
beweisen, daß eine Karte mit der Darstellung aller möglichen verwandten und
heterogenen Produkte im Friedrich sehen Sinne ein einwandfreies Bild von der Wert
schätzung der natürlichen Ausstattung des Erdraumes nur bedingt vermittelt. 1
Das sicherste und beste, weil einfachste Mittel, wirtschaftsgeographische Er
scheinungen zu kartieren, bleibt die Einzelbehandlung. Gewiß hat Friedrich recht,
wenn er sagt, daß die Einzeldarstellung die Aufgaben der Wirtschaftsgeographie
erschwert, während sie durch die Kartendarstellung doch gerade besonders erleichtert
werden soll, wenn er aber fortfährt: „Aus diesem Grunde verwerfe ich für geographi
sche Zwecke jene Serie von kleinen Kärtchen, die, je ein oder wenige Produkte dar
stellend, in einem halben Dutzend von Kartenbildchen oder mehr ein Gesamtbild
der Gütererzeugung und -bewegung eines Erdraumes darzustellen unternehmen,
selbst wenn die Lokalisierung vom geographischen Gesichtspunkte aus erfolgte“,
können wir dieser Anschauung nicht ohne weiteres beipflichten. Psychologische
und wissenschaftliche Gründe sprechen für eine gegenteilige Ansicht. Würde Friedrich
den wirtschaftsgeographischen Inhalt seiner Afrikakarte in eine Serie kleiner Karten
aufgelöst haben, hätte der Wirtschaftsgeograph mehr Gewinn als bei den obwaltenden
Konglomerat auf der Karte. Jedenfalls sind die Einzeldarstellungen die notwendigen
1 Wir glauben auch nicht, daß E. Friedrich heute den Wert seiner Karte noch so prätentiös
hervorheben würde, wie er es seinerzeit am Schlüsse seiner Habilitationsschrift mit den Worten getan
hat: „Den Wert meiner Karte aber sehe ich darin, daß sie erlaubt, den Ursachen und Wirkungen
der örtlichen Verteilung der Produkte nachzugehen; des weitern darin, daß sie mit ihrer präzisen Dar
stellung, wie sie das Buch nicht geben kann, die Besserwissenden zur Besserung, die Forscher im
dunklen Erdteil zur Ausfüllung der Lücken auffordern wird.“