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Wirtschafts- und Verkehrskarte.
Einfluß auf wirtschaftsgeographische Darstellungen mit einigen Worten gestreift. 1
Eine topometrische Grundkarte in 1 : 5000 muß das Ziel jeder Landestopographie
sein. Ihre Anfänge haben wir bereits in Deutschland konstatiert. Die Wirtschafts
karte darf nicht versäumen, sich auch diese Grundlage zu eigen zu machen. Sie
ist das Bett, in dem die wirtschaftliche Gesamtausstattung eines Landstriches wohl
geborgen ist, aber wohlverstanden nur in dem Maßstab 1 : 5000. Trotzdem bleibt
die Frage bestehen, ob nicht die Inangriffnahme einer eigenen wirtschafts
geographischen Grundkarte notwendig erscheint. Ich möchte die Frage be
jahen, weil diese Karte eine der wichtigsten Quellen der Kulturgeschichte eines
Volkes zu werden berufen ist. Genügt für eine historische Grundkarte der Maß
stab 1 : 200000, möchte ich für eine wirtschaftsgeographische Grundkarte den Maß
stab 1 : 100000 vorschlagen. Die Topographische Karte (Generalstabskarte) des
Deutschen Reichs in 1 : 100000, die Generalstabskarte Frankreichs in 1 : 80000, die
österreichische Karte in 1 : 75000 usw. geben in Blaßdruck die beste Grundlage für
wirtschaftsgeographische Grundkarten.
Die wirtschaftsgeographische Grundkarte hat nicht die wirtschaftliche Ge
samtausstattung eines Landes bzw. Gebietes auf ein Blatt zu bringen, sondern die
wirtschaftlichen Erscheinungen und Tatsachen nach bestimmten Einzelvorschriften
aufzunehmen und in sachlich getrennten Gebieten zu veranschaulichen. Sie muß
es bewerkstelligen, daß sie ein Dokument von bleibendem Werte wird, indem sie
mit Farbe, Signatur und Zahl eine gewissenhafte und sichere Registrierung jeglicher
wirtschaftlichen Betätigung gibt. Zunächst wird sie sich nicht auf abstrakte Durch
schnittswerte statistischer Erhebungen stützen sondern die Tatsachen einfach so
darstellen, wie sie sich in der Natur direkt darbieten. Das wäre für eine erste
Arbeitskartenreihe der wirtschaftsgeographischen Grundkarte notwendig, und
zwar für die, die sich mit der Ausbreitung und Art von Acker und Wiese, Wald und
Gartenkultur zu beschäftigen haben. Es wäre das eine Grundkarte mit wesentlich
kulturgeographischem Charakter. Eine gute Farbenauswahl, die logischen Gesetzen
folgt, dürfte den Aufbau der Karte wesentlich unterstützen. Würde auf die Farbe
verzichtet, sind schon Meßtischblatt und Generalstabskarte eine Art wirtschafts
geographischer Grundkarte; denn sie spiegeln neben der natürlichen Gestaltung
die dingliche Ausstattung der Erdräume wider, vor allem geben sie den sichern
Nachweis, inwieweit der Mensch von der natürlichen Ausstattung Besitz ergriffen
hat und sie ausniitzt. 1 2 So gibt alsdann der Vergleich der Spezialkarten untereinander,
nicht bloß der topographischen, den besten Kulturmaßstab für die Länder und
zeigt, „daß bei einer erstarkten Gesittung die Erdräume zu Kunstprodukten sich
veredeln und eine höhere Organisation aus der Hand des Menschen empfangen“,
wie sich O. Peschei ebenso plastisch wie treffend ausdrückt. 3
Daß die Meßtischblätter in ihren Maßstäben, 1 : 25000 und größer, das meiste
leisten können, darüber besteht kein Zweifel, aber auch die Karten in 1 : 75000,
1 : 100000 und kleinern Maßstäben besitzen hohen Kulturwert, wie die Topographische
Karte des Deutschen Reiches beweist, auf der Laub- und Nadelholz, Obst- und Wein
bau, Park und Gärten, trockene und nasse Wiesen, Bruch und Heide unterschieden
1 M. Eckert: Kartenwissenschaft, I, S. 221.
2 H. Fischer: Die Anforderung der Vollständigkeit an d. K. Ratzel-Gedenkschrift 1904,
S. 70.
3 O. Peschei i. Ausland 1867, 8. 915.