Zur Methodik der Wirtschaftskarte.
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Durch Abstufungen der gleichen Farbe können die Gebiete sehr wohl nach
ihrer Produktionsintensität gegliedert werden, meist in der Stufenfolge: Gebiete mit
starker, mittlerer und geringer Produktion. Der Gemüsebau Italiens hat eine derartig
gute Veranschaulichung durch G. Assereto gefunden. 1 Das gleiche Prinzip kehrt
wieder auf der Karte der Wollindustrie Deutschlands von E. Friedrich, wo drei ver
schiedene Stufen die Gebiete mit unbedeutender, wichtiger und sehr bedeutender
Wollindustrie unterscheiden. 1 2 Nach der Intensität des Weinbaus in den verschie
denen Departements Frankreichs hat E. Bertrand das Land in sechs braunen Stufen
dargestellt. 3 Eine weitere Folge ist die Kombination von Flächenkolorit mit Wirt -
schaftssignatur, wobei jenes großen wirtschaftlichen Erscheinungen gerecht wird,
diese hingegen zu Einzelheiten hinabsteigt, wie z. B. auf der Wirtschaftskarte Nor
wegens von C. Vallaux 4 , worauf in Fläche die wichtigsten Fischereigebiete und die
Nadelwälder erscheinen, dagegen in Signatur die hauptsächlichsten Gewerbe und
Industriezweige. Auf einer Getreidekarte Frankreichs von PI. de Grenedan werden
durch Flächenkolorit die Gebiete der mit wichtigem Getreidebau von denen mit ge
ringem Anbau geschieden. 5 Innerhalb der Gebiete werden nun durch Signatur und
weitläufige Schraffuren die Getreidearten, die in den betreffenden Gebieten domi
nieren, hervorgehoben. Indessen finden wir bei den Farbflächen sowohl wie hei den
Signaturen prozentuarische Abwertungen vor und wir werden damit auf das Gebiet
der speziellen kartographischen Methoden hinübergeleitet.
202. Spezielle kartographische Methoden. Die Flächendeckung ist da am
besten angebracht, wo sich die wirtschaftlichen Erscheinungen und Produkte bereits
in flächenhafter Ausbreitung von Natur aus zeigen. Aber damit ist es nicht genug.
Die Verbreitung allein genügt schließlich nicht ganz dem Geographen und dem
Wirtschaftler. Die Karte muß es fertig bringen, auch der Produktion Herr zu werden,
und zwar nach der quantitativen Seite sowohl wie nach der qualitativen. Die
Methoden, die man ersann und aus bildete, sind wesentlich von der Statistik befruchtet
worden. Es gibt deren eine ganze Anzahl, schon aus älterer Zeit, von denen die
Karte über Produktion usw. in Preußen aus dem Jahre 1860 (s. S. 526) ganz ver
gessen zu sein scheint. Sinnreich bezeichnet sie durch bestimmte mathematische
Verhältnisse der Figuren die Quantitäten des produzierten, konsumierten und trans
portierten Brennstoffes und somit den Stand einer wichtigen Lebensfrage eines
Kulturstaates. Immer wieder kommen neue Methoden auf den Plan, z. B. die von
F. Lange, B. Barmms, auch solche, die schon einmal erfunden waren. Th. H. Engel
brecht hat sich in ausgiebiger Weise mit der kartographischen Wiedergabe der wirt
schaftlichen Erzeugnisse befaßt und gute Ergebnisse erzielt. Er hat sich auch um
die Karten, die der Viehzucht gelten, verdient gemacht. Die Methoden der Be
völkerungskarte hat er, wie Statistiker vor ihm, auf die Viehzuchtkarte übertragen,
dabei aber als Landwirt eine größere geographische Wärme seinen Karten eingehaucht.
Die Gründe, die für die Herstellung von Pflanzen- und Tierdichtekarten sprechen,
zu erhellen, können wir uns versagen. Übrigens liegen sie klar auf der Hand.
1 Kartograph. Beiträge 1915, Nr. 18 u. 19 (s. Anm. 4, S. 544).
2 Kartograph. Beiträge 1913, I. Heft (Nr. 2).
3 Kartograph. Beiträge 1913, I. Heft (Nr. 3).
■ 4 Kartograph. Beiträge 1913, I. Heft (Nr. 1).
5 Kartograph. Beiträge 1914, Nr. 11. ...
Eckert, Karten Wissenschaft. II. 35