Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Wirtschafte- und Verkehrskarte. 
außerordentlich viel zu leisten. N. Krebs achtet in seinen landeskundlichen Arbeiten 
auf ähnliche Erscheinungen. Aber noch sicherer und zielbewußter sind die wirt 
schaftlichen Eigentümlichkeiten in ihrer Abhängigkeit von der Morphologie des 
Erdbodens herauszuarbeiten und herauszukristallisieren. Die weitere notwendige 
Eolge würde der Niederschlag im wirtschaftsgeographischen Kartenbilde sein, der 
bis jetzt noch ermangelt. Den Weg dazu zeigt eine Karte, die W. Geisler geschaffen 
hat. 1 Sie veranschaulicht die landschaftliche Gliederung des mitteleuropäischen, ins 
besondere norddeutschen Flachlandes, wobei nach neuern morphogenetisclien Ge 
sichtspunkten verfahren wird mit tunlichster Berücksichtigung der wirtschaftlichen 
Eigenart der betreffenden Voll- und Teillandschaften. 
207. Geologie und Wirtschaftskarte. Nicht bloß die äußere Form der Erdrinde 
sondern auch deren Zusammensetzung und das, was darunter liegt, hat die mannig 
fachsten Wechselwirkungen mit der Wirtschaft ausgelöst und ist schon öfterer 
Gegenstand kartographischer Darstellungen geworden. Die geologische Karte vermag 
von sich aus schon manchen Aufschluß über die Lagerung nutzbarer Gesteine zu 
geben, z. B. von Baumaterialien, was wiederum von großer Bedeutung für den Bau 
von Häusern und Straßen, für gewerbliche und künstlerische Betriebe ist. 1 2 Eine 
Karte über den jährlichen Bedarf an Steinmaterial zur Erhaltung der Staatsstraßen 
wird mehr sagen als viele Worte. 3 — Auch hier wollen wir uns nur mit Andeutungen 
begnügen, die schlicht sagen, was alles in das Gebiet der Wirtschaftskarte gehört, 
sobald sie alleiniger Gegenstand einer großem Abhandlung ist. Wir haben ja an 
andern Stellen unserer Forschungen genügend Stoff geboten, der hier gleichfalls 
weiter zu berücksichtigen wäre. 
Gibt die geologische Karte an sich schon wertvolle wirtschaftliche Aufschlüsse 4 , 
kann in einer direkten Vereinigung von geologischer Karte mit Wirtschaftskarte noch 
mehr herausgeholt und v. v. hineingetragen werden. Versuche in dieser Richtung 
liegen in Menge vor, zunächst in altern geologischen Karten, auf denen einmal die 
Kohlenfunde 5 und sodann die Erzlagerstätten 6 eingetragen sind. Schließlich haben 
sich letztere ganz vom geologischen Bild emanzipiert, was zur besondern Darstellung 
der Lagerstättenkarten geführt hat, die eine ideale Gemeinschaft von geologischer 
1 W. Geisler i. P. M. 1924, T. 8. 
2 Vgl. J. Behr: Einführung i. d. Verständnis der Übersichtsk. der deutschen Formsandlager 
stätten. I. Norddeutschland. II. Süddeutsche Bundesst. u. Freist. Sachsen. Berlin 1923. 
3 Eine derartige Karte ist für das Königreich Sachsen nach dem Durchschnitt der Jahre 1880 
bis 1899 erschienen. Die Zahlen geben den jährlichen Bedarf in Kubikzentimetern auf 1 km Straße 
an. Heute, wo durch den Automobilverkehr die Straßen in ungeahnter Weise abgenutzt werden, 
wären solche Karten überall in wiederholten Auflagen am Platze. 
4 So kann z. B. die Geolog. Übersichtsk. von Törnebohm i. 1 : 1000000, Stockholm 1908, 
als eine Wirtschaftsk. auf geologischer Grundlage aufgefaßt werden. 
5 Die Steinkohlen Deutschlands u. anderer Länder Europas, ihre Natur, Lagerungs-Verhältnisse, 
Verbreitung, Geschichte, Statistik u. technische Verwendung. Von H. B. Geinitz, H. Fleck u. 
E. Hartig. München 1865. [Br. M. London.] 
6 Viele berg- u. hüttenmännische Karten gehören hierher. Vgl. u. a. d. Spezialk. des Oberschles. 
Industriebezirkes, 1 : 60000, v. d. Markscheider Küntzel, die der Abhandlung v. B. Kosmann „Ober 
schlesien, sein Land u. seine Industrie“ beigegeben ist. In d. Festschr. f. d. 29. Hauptversammlung 
des Vereins deutscher Ingenieure zu Breslau, i. Aufträge des Oberschles. Bezirksvereins deutscher 
Ingenieure. Gleiwitz 1888. — Unter den neuern Karten sei erwähnt C. Folco: Carta mineralia dell’ 
isola di Thasos. Caltanissetta 1908. (Zink-, Blei- u. Kupfererzbergwerke.)
	        
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