Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Geographische Belange. 
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mit wirtschaftlicher Karte repräsentieren. 1 So wird die geologische Karte in Hinsicht 
auf die Wirtschaft gleichsam in zwei horizontale Schichten zerlegt. Die untere — 
die unterirdische — ist in der Lagerstättenkarte vertreten und die obere — die ober 
irdische — in der pedologischen Karte. Man kann sich auch durch Deckblätter 
helfen, wie es H. Dörries getan hat, der zu den Meßtischbättern von Güttingen, 
Nordheim und Einbeck die entsprechenden geologischen Karten auf Oleaten brachte. 1 2 
208. Bodenzusammensetzung und Wirtschaftskarte. Wie Boden und Wirt 
schaft Zusammenhängen, haben wir des öftern betont, am ausführlichsten bereits 
im § 119 über Bodenkarten und insbesondere über geologisch-agronomische Karten. 
Dieser Abschnitt wäre hier ebenso am Platze, wie er es dort ist. Etliches Grund 
sätzliches sei hier nachgeholt. 
Jede agronomische Karte hat eine wirtschaftliche Tendenz. Auf ihr wird der 
Boden nach pedologischen Gesichtspunkten und nicht nach geologischen klassifiziert. 
Sie beschäftigt sich ausschließlich mit der obersten Erdbodenschicht, sie fragt nicht 
wie die Geologie nach dem Alter und Herkunft, sondern zum größten Teile unabhängig 
davon lediglich nach der Zusammensetzung, dem lockern oder dichtem Gefüge, 
also nach den physikalischen und chemischen Eigenschaften, die für das Gedeihen 
der einzelnen Pflanzen ausschlaggebend sind. Wohl ist der Landwirtschaft schon 
etwas geholfen, wenn sie durch die pedologische Karte das allgemeine Bild der 
Lagerung der hauptsächlichsten Bodenbestandteile, wie Kalk, Sand, Ton, Humus, 
Gerolle erhält, ihr ist aber bei weitem mehr gedient, wenn die Karte physische und 
chemische Verhältnisse der Bodenkrume zu veranschaulichen versteht. Dies hohe 
Ziel zu erreichen ist die Aufgabe der geologisch-agronomischen Karte. Unter gewissen 
Voraussetzungen (kulturelle Erschließungsmöglichkeiten) ist man schon zufrieden, die 
Ausbreitung einer Bodenart oder Bodenbeschaffenheit richtig zu kennen. Leider 
sind für solche Darstellungen die gewählten Maßstäbe fast immer unzulänglich. 3 
Die praktische Verwendbarkeit der großmaßstabigen und so minutiös wie von 
der Preußischen Geologischen Anstalt ausgeführten geologisch-agronomischen Karten 
ist ebenso mannigfaltig wie weittragend. Am wenigsten kann wohl der Bergmann 
aus ihnen herausholen, da im norddeutschen Flachland nur Braunkohlen abgebaut 
werden; er ist auf die ältern Formationen von Mittel- und Westdeutschland an 
gewiesen. Dagegen haben Industrie, Land- und Forstwirtschaft großen Nutzen aus 
den Karten. Der Industrie zeigt die Karte, wo industrielle Rohstoffe verbreitet 
und wie sie beschaffen sind. Die Bauverwaltung wird aus den Karten schließen, 
wo für Hochbau und Wegebau die nächsten und besten Baumaterialien zu holen 
sind. Die Karte wird Rat geben, wenn es sich um die Wasserversorgung 
größerer oder kleinerer Gemeinwesen handelt. Bekanntlich ist die unterirdische 
Wasserbewegung vom geologischen Bau abhängig. Die agronomischen Karten haben, 
wie ihr Namen schon verrät, die größte Bedeutung für den Land mann, dem sie 
einen Einblick in die Tiefe des Eruchtbodens bis zwei und mehr Meter und in dessen 
Zusammensetzung gewährt. Die vorhandenen Böden müssen gekannt und zweck 
1 Vgl. u. a. F. Brumder: Beiträge zur Kenntnis der Eisenerzlagerstätten des nordöstl. Rifs. 
К. 1 : 20000. Diss. Aachen 1914. — W. F. Hume: The distribution of iron ores in Egypt. Surv. 
Dep. Pap. Kairo 1909, Nr. 20. 1 K. 
2 H. Dörries: Die Städte i. obern Leinetal Göttingen, Nordheim u. Einbeck. Göttingen 1925. 
3 Vgl. A. Menzi: Moorkarte von Mitteleuropa. 1 : 2500000. P. M. 1918, T. 9.
	        
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