Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Einzelne wichtigere Arten der Wirtschaftskarte. 
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Die Weltkarten mit allgemeinen Übersichten von Wirtschaftsformen und 
Wirtschaftsstufen sind im Übergewicht. An die Darstellung spezieller Gebiete, be 
sonders der kulturell gehobenem Länder, hat man sich noch kaum herangewagt. 
Die Karte der Wirtschaftsformen in Deutsch-Südwestafrika von K. Dove 1 schlägt 
eine Brücke von den allgemeinen zu den speziellen Karten bildern. Ebenso hat 
S. Pass arge in seinen Afrika-Werken (Südafrika, Kamerun) eine Beihe von Wirt 
schaftskarten veröffentlicht, die ihres Charakters und ihrer Ausführung nach an 
der Scheide zwischen allgemeiner und spezieller Darstellung stehen. 
211. Die Anläufe zur Kultivationskarte. Neben den „ethnographischen Kultur 
karten“ gibt es Kultur karten, die mehr dem Begriff der „Kultivation“ entsprechen. 
Vielleicht ist es nicht unangebracht, schlechthin von Kultivationskarten zu 
reden, da sie in der Regel davon ausgehen, zu zeigen, wie der Erdboden äußerlich 
beschaffen und der menschlichen Wirtschaft dienstbar gemacht wird, sei es durch 
Ackerbau oder Viehzucht usf., unter Umständen auch durch Bergbau. Es lassen 
sich im allgemeinen die primitiven Karten, die Anläufe zur Kultivationskarte, von 
den gehobenem unterscheiden, ohne jedoch damit bei den zahlreichen Übergängen 
eine feste Abgrenzung geschaffen zu haben. 
Der einfachste Fall ist das kartographische Festlegen von einfachen wirtschaft 
lichen (kulturellen) Erscheinungen, wie sie sich ungezwungen dem Beobachter in 
der Natur ergeben. Dafür liefern die Routenaufnahmen der Afrika-, Asien- und 
Australienreisenden eine Menge Belege. Am primitivsten bleibt immer die Be 
zeichnung des Gesehenen und Beobachteten durch Nameneinschreiben in die Karte. 
Wenn auf der Karte zu lesen ist: Busch, Grasfläche, steiniger Boden, Wasserplatz, 
hohes Gras, roter Sand, roter Sandboden ohne Steine, Busch und niedrige Bäume, 
Dorn usw., wird das Studium selbst der einfachsten Reiseroute erschwert und die 
ganze tibersicht der kulturellen Werte geht flöten. 1 2 Viele Reisende gebrauchen be 
stimmte Signaturen für Grasflächen, Kulturflächen, Wald, sandigen Boden usf. 3 
Die Auswahl und Form der Zeichen werden sich immer nach der Eigenart 
der durchreisten Gebiete richten. So wird man im nordwestlichen Australien 
besonders auf Grasländereien, bewaldetes Land, Palmen, Eucalyptus, Spinifex 
achten 4 , dagegen in dem Atlas-Vorland von Marokko auf Buschwald mit ein 
zelnen hohen Bäumen, auf Gärten mit Fruchtbäumen, Palmen, Reben, künstlich 
1 K. Dove i. P. M., Ergh. 120, 1896. 
2 Beispiele hierfür sind neben vielen andern: Spezialkarte der Lande im S des Tsad-Sees, zur 
Übersicht der Reisen von G. Rohlfs, 1866, u. aller übrigen europäischen Reisenden in diesem Ge 
biete; von A. Petermann. 1:800000. P. M., Ergh. 34, 1872, T. 1. — Joachim Graf Pfeils 
Reise im Deutsch-Englischen Grenzgebiet Süd west-Afrikas. 1892. Nach den Aufnahmen des Reisen 
den von P. Langhans. P. M. 1894, T. 1. — Reiseroute des Grafen Eduard Wickenburg im 
Somällande. 1897. Nach den Aufnahmen des Reisenden bearbeitet von Phil. Paulitschke, 
1 : 1000000. P. M. 1898, T. 5. — Vgl. auch die Irangi-Expedition, T. 6. 
3 Originalkarte der Wüstenhügel im NW von Chartum. Auf genommen u. gezeichnet v. Juan 
Maria Schuver. 1883. — W. Junkers Reiseroute durch Bunjoro und Buganda. 1886. 1: 500000. 
Gezeichnet v. B. Hassenstein. P. M. 1891, T. 1. — Reiseroute des Majors Heath und des Lieute 
nants Peyton von Harär nach Berbera. 1885. Konstruiert v. Ph. Paulitschke. 1 : 750000. 
P. M. 1886, T. 5. 
4 Der Kimberley-Distrikt in Nordwestaustralien. Nach den Forschungen v. John Forrest. 
1883. 1: 1800000. P. M. 1884, T. 2.
	        
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