Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Einzelne wichtigere Arten der Wirtschaftskarte. 
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mannigfaltigsten Kartenwerken entgegen, immer wieder den einzelnen Landschaften 
besonders angepaßt. 
Bei den Karten von Krümmel u. a. ist zu bedenken, daß sie europäische Kulti- 
vationsgebiete zum Vorwurf haben. Europa und europäisierte Länder sind, das 
Betätigungsfeld der eigentlichen Kultivationskarten. Die Gebiete mit intensivem 
und extensivem (europäischem) Ackerbau melden sich, vorzugsweise jedoch die 
einzelnen Nutzpflanzen, die einem geordneten Wirtschaftsbetrieb unterliegen, und 
über die nach Areal, Saat, Ernte und sonstigen Nutzen Buch geführt wird. Ihre 
Kultur ist in der Hauptsache von menschlichen Maßnahmen abhängig. 
In den Kulturländern Europas, die den Wert des Waldes beizeiten schätzen 
lernten, wurde zuerst auf die Verteilung der wichtigsten Baumarten, Nadel- und 
Laubbaum, geachtet. Obrigkeiten und Fürsten schützten den Wald nicht bloß im 
Interesse ihrer Jagdliebhabereien sondern auch in dem der Volkswohlfahrt. Das 
führte allmählich zu einer geregelten Forstkultur und zu Forstkarten. Aus dem 
17. Jahrhundert besitzen wir das altwürttembergische Forstkartenwerk des Kriegs 
rates Andreas Kieser, das etwa 4000 qkm umfaßt. 1 Die Tafeln des Kartenwerkes 
geben ein vollständiges Bild der Bodenbewachsung jener Tage mit der Unter 
scheidung in Laub- und Nadelholz, ebenso bringt es in hübschen Farben die Felder, 
Weinberge, Baumgärten, Heiden, Ortschaften, Wege und Gewässer. 
Die alten topographischen Werke des 18. und 19. Jahrhunderts in Frankreich, 
Dänemark, Rußland, Deutschland und Österreich achten auf den Unterschied 
zwischen Laub- und Nadelholz. Die neuen topographischen Karten, bis zu dem 
Maßstab 1 : 100000 und etwas kleiner, behandeln höchst sorgfältig Laub- und 
Nadelwald. Eine ältere Musterkarte dieser Art ist der Topographische Atlas des 
Königreichs Hannover und Herzogtums Braunschweig, 1 : 100000, von A. Pa pen. 1 2 
Ihr wurde schon bei ihrem Erscheinen nachgerühmt, daß sie sich als geographische 
Quelle auf das vorteilhafteste vor mehreren Werken gleichen Maßstabes durch die 
Unterscheidung von Laub- und Nadelholz, Illumination administrativer Grenzen, eine 
feine und geschmackvolle Ausführung aller Signaturen und scharfe Schrift auszeichne. 
Neben den topographischen Karten mit mehr oder minder guter Einzeichnung 
der Wälder veröffentlichten verschiedene europäische Länder, wie Rußland, Frank 
reich, einzelne deutsche Staaten besondere Forstkarten. 3 Heutigestags ver 
wendet man in den Staaten mit geregelter Forstkultur große Sorgfalt auf diese Karten. 
Die meisten dienen den staatlichen Sonderinteressen und sind nicht für die all 
gemeine Öffentlichkeit bestimmt. Indessen sind doch einige recht gute Karten weitern 
Kreisen zugänglich geworden, wie z. B. die Waldungen des Bayrischen Spessart 
von R. Weber 4 , worauf neben der durch Farben zum Ausdruck gebrachten admi 
nistrativen Einteilung (Privat-, Gemeinde-, Stifts- und Staatswaldungen) durch ver 
schiedene Signaturen die Holzarten in den bayrischen Staatswaldungen unter 
1 Das Werk ist im Besitz der Kgl. öffentl. Bibliothek zu Stuttgart. Hier wurde es 1892 von 
C. Regelmann im Neudruck herausgegeben 1: 8256. 
2 A. Papen: Topograph. Atlas des Königreichs Hannover u. Herzogt. Braunschweig. In 
67 Bl. Hannover 1832 — 1847. 
3 Gegenwärtig befaßt sich in Deutschland auch das Reichsamt für Landesaufnahme mit der 
Herausgabe von Forstkarten auf Grundlage der Meßtischblätter. Erwähnt sei die Oberförsterei 
Nemonien im Regierungsbezirk Königsberg in 1 : 25000. 
4 R. Weber i. P. M. 1880, T. 10. K. in 1 : 200000. 
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