Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Einzelne wichtigere Arten der Wirtschaftskarte. 
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worfen sind, und das sind fast alle die Gebiete, in denen ein intensiver Ackerbau 
stattfindet. Das Aussehen und der Umfang der Felder mit Zerealienbestellung in 
unsern Klimaten läßt sich nur für ein einziges bestimmtes Jahr kartographisch 
geographisch feststellen; ob aber mit diesem einem Jahre auch die tatsächliche Be 
deutung und der Umfang des Anbaues einer einzelnen Getreideart eindeutig ver 
anschaulicht ist, erscheint fraglich. Das Oszillieren der Areale für die einzelnen 
Getreidesorten infolge der Fruchtwechselwirtschaft, ja selbst der Egartenwirtschaft 
wird immer eine Crux für die Darstellung der tatsächlichen Aufteilung des Bodens 
bleiben. In den Ländern mit extensiver Ackerkultur, wie in der pontischen, argen 
tinischen oder nordamerikanischen Kornkammer lassen sich die Anbauverhältnisse 
des Weizens ganz gut darstellen. In Amerika ist der Weizenbau die Kultur des 
Neulandes. Erst nach Jahren erleidet er Verschiebungen. Gehen derartige Ver 
änderungen der Anbauverhältnisse erst nach Dezennien vor sich, kann die Karte 
getrost den gegenwärtigen Stand zum Vorwurf machen, ohne zu befürchten, in 
einigen Jahren veraltet zu sein. 
Bei all diesen kartographischen Darstellungen hat selbstverständlich neben 
dem Zweck der Maßstab das letzte Wort zu reden. Die scharfen Anforderungen an 
eine Spezialkarte kann die generelle Karte nicht erfüllen. Wohl lassen sich ihr auf 
die großen Grundzüge der geographischen Verbreitung der Zerealien und anderer 
Kulturgewächse 1 zum Ausdruck bringen. Auf eine gelungene Idee ist Th. H. Eng el 
brecht gekommen, indem er nach rein geographischem Verfahren eine Weltkarte 
der Kultur- und Landbauzonen entwarf. 1 2 Namentlich hat er den Begriff der Land 
bauzonen ins Kartographische übersetzt. Durch ihn sind ähnliche Karten und 
Arbeiten zur Agrar- oder Landwirtschaftsgeographie angeregt worden. Die 
Karten zeigen die Landbauzonen der außertropischen Länder, die in die arktische 
Gerstenzone, in die Hafer-, Roggen-, Weizen-, Maiszone und das südosteuropäisch 
asiatische Steppengebiet zerfallen, ferner in die Agrumen- und Olivenzone sub 
tropischer Länder, in die subtropische Gersten-, Dattel- und die subtropische Baum- 
wollzone. Schwieriger ist das Herausschälen von Landbauzonen in außertropischen und 
-subtropischen Ländern. Man ist da aus den Versuchen noch nicht herausgekommen. 3 
Die Landbauzonenkarten sind Kulturkarten höherer Ordnung; sie dienen der 
allgemeinen Übersicht. Aber auch spezielle Kultur- oder Kultivationskarten sind 
bereits entworfen worden; hauptsächlich sind es diejenigen, die die verschiedenen 
Erscheinungen, die zur Kultivation, Besiedelung usw., kurzum zur materiellen Kultur 
eines Landes beitragen, in einer Gesamtansicht darstellen. Auch diese Karten sind 
nicht ganz selten, obwohl vielen die Gesamtdarstellung nicht immer so geglückt ist 
wie G. Saunois de Chevert auf seiner Carte économique de la France. 4 Indessen 
1 z. B. auf der Carta Agronómica von Mexiko: Trigo, Blé, Café, Tabago, Algodón, Coton, Mais. 
[Bi. d. Ges. f. Erdk. Berlin.] 
2 Th. H. Engelbrecht: Die Landbauzonen der außertropischen Länder. Berlin 1899. Mit K. 
3 z. B. M. Eckert: Leitfaden der Handelsgeogr. (Wirtschafts- u. Verkehrsgeogr.). 3. Aufl. 
Leipzig 1911. Weltkärtchen der Landbauzonen, S. 33. — Kl. Atlas z. Wirtschafts- u. Verkehrsgeogr. 
Halle a. S. 1909. 
4 Carte économique de la France. Carte extraite de l’ouvrage: L’Indigence et l’assistance 
dans les campagnes en France, depuis 1789 jusqu’à nos jours, par G. Saunois de Chevert. Paris 
1889. [K. Bi. Berlin.] Auf d. K. finden sich: Wälder, Wein, Obst, Fabriken, Getreide, Wiesen, die 
Zuchtgebiete der verschiedenen Haustiere, Mineralien, Eisenhütten, desgl. die wichtigsten Tier 
industrien; die andern sind mit einer Signatur zusammengefaßt als Cultures industrielles,
	        
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