Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Einzelne wichtigere Arten der Wirtschaftskarte. 
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218. Die Forderungen der Industrie an die Karte. Wird der Industrie eine 
Karte geboten, kann sie zunächst fordern, daß sie wahr und klar ist. Mit größter 
Strenge muß darauf geachtet werden, daß das, was dargestellt wird, den Tatsachen 
entspricht, den wirklichen Erscheinungen tunlichst im Bilde gerecht wird und zu 
gunsten von Propagandazwecken nichts beschönigt. Das, was gegeben wird, muß 
kartographisch gut durchgearbeitet, klar im Stich und Druck sein, klar im Arrangement 
notwendiger Signaturen, daß eine schnelle Orientierung auch für den kartographischen 
Nichtfachmann gewährleistet ist. 
Die Grundlagen der Industriekarte müssen sicher und nachweisbar sein, 
aufgebaut auf bestem statistischem Material. Aber nicht eine einfache Übersetzung 
der statistischen Tabellen ins Kartenbild soll gegeben werden. Eine sachliche und 
geographische Ausgliederung muß erfolgen. Erst dann kann ein anschauliches Bild 
geschaffen werden, das nicht mehr mit den Sandsäcken aus den endlosen Gruben 
der Statistik belastet ist. 
Die Industrie muß zu der Überzeugung kommen, daß sie in der Karte nicht 
bloß den besten Führer, sondern auch den besten Berater hat. Die Karte 
muß zeigen, wo ein Industriezweig in voller Blüte steht, wo sich die besten und 
wo sich neue Absatzgebiete befinden, wo die vorteilhaftesten Wege zu den Absatz 
gebieten und welcher Art sie sind, und wo Industrien wieder im Verschwinden sind. 
Vor allem muß die Industriekarte die Lücken aufdecken, die sich in der 
Verbreitung irgendwelcher industrieller Unternehmungen zeigen. Sie muß den 
Unternehmer aufmerken lassen, warum gerade die Lücken an dieser und nicht an 
einer andern Stelle sind. Sie muß ihm zur Überlegung zwingen, ob es sich lohnt, 
die Lücken auszufüllen. Andere Karten hinwiederum müssen die industriearmen 
und industrielosen Gebiete neben den Gebieten gemäßigter und lebhafter Industrie 
tätigkeit zu veranschaulichen suchen. 1 
Das sind große, gewaltige Aufgaben, die die Wirtschaftskarte zu lösen be 
rufen ist. In ihrem Wesen liegt es begründet, diesen Aufgaben voll und ganz zu 
genügen. Es wird nichts Unmögliches von ihr verlangt, wenn auch die schwere 
Büstung vorbereitender Erudition nicht zu vermeiden ist. An den Aufgaben sind 
Spezial- und Übersichtskarte gleichmäßig beteiligt. Diese gibt die erste allgemeine 
Orientierung, jene zeigt den Weg, der im besondern zur wirtschaftlichen Erschließung 
oder Betätigung führt. Zweifelsohne winken der Wirtschaftskarte, insbesondere der 
Industriekarte in dieser Richtung ungeahnte Betätigungsgebiete. Hier überschreitet 
im besten Sinne des Wortes die Wirtschaftskarte die Grenzen ihres allgemeinen 
theoretischen und praktischen Wertes, hier wird sie zum Segen der Menschheit. 
Bei einzelnen Gelegenheiten hat die Wirtschaftskarte bereits den hohen Wert 
ihres Wesens erfaßt. Ihr Aufbau bekundet das zwar noch nicht ganz, wie es beispiels 
weise bei der Übersichtskarte der deutschen Kaliindustrie zutage tritt 1 2 , aber sie 
1 So ähnlich, aber besser wie es A. Supan auf einer Industriek. der Vereinigten Staaten u. 
von Canada f. d. Censusjahr 1880 versucht hat. P. M., Ergh. 84, 1886, T. 2. 
2 Die Übersichtsk. der deutsch. Kaliindustrie ist 1913 von dem Bankgeschäft Gehr. Damann 
herausgegeben und im Markscheiderbureau W. Weber in Hannover angefertigt worden. Mit roter 
Ringsignatur werden die fördernden u. nahezu betriebsfertigen Werke — mit einem oder mit mehreren 
Schächten — bezeichnet, mit blauer die Werke, die im Abteufen begriffen bzw. in Kürze damit be 
ginnend sind, und wieder geteilt durch zwei Ringsignaturen zur Bezeichnung von Werken mit einem 
Schacht und mit mehreren Schächten. In Lila: die Gesellschaften im Besitz schachtbaureifer Terrains 
und Bohrunternehmungen, von denen die Namen der bereits kalifundig gewordenen unterstrichen sind.
	        
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