Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Einzelne wichtigere Arten derWirtschaftskarte. 
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Das Ideal verbleibt auch hier immer wieder der Karte des einzelnen Objekts, 
wie sie aber auch schon vorliegt in den Karten der Produktion, Konsumtion und 
Zirkulation von Roheisen sowohl wie Schmiedeeisen im Königreiche Preußen, die 
1880 von dem Königlichen Ministerium der Öffentlichen Arbeiten herausgegeben 
wurden. Die verschiedenen Produktionsbezirke sind verschiedenfarbig dargestellt 
und sodann die Versandtströme. Zudem sind die Ströme, die versiegen, kenntlich 
gemacht. Das war eine ausgezeichnete Karte für ihre Zeit. Leider hat sie keine 
Nachahmung gefunden und nachhaltigen Einfluß auf den Entwicklungsgang der 
Wirtschaftskarten gewonnen. Erst in neuerer Zeit treten ähnliche Karten in Europa 
und Nordamerika auf den Plan, die etwas an jene Karte gemahnen. 
Altern Datums als die preußische Karte ist die Carte générale de la production, 
de la consommation et de la circulation, des combustibles minéraux en France 
pendant l’année 1858, die durch die Bergwerksdirektion in Paris veröffentlicht 
wurde. 1 Vier Farben sind gewählt, die nicht bloß die vier verschiedenen Produktions 
gebiete unterschiedlich darstellen, sondern auch die Transporte, Atfobei wiederum 
der Eisenbahnweg vom Fluß- und Kanalweg getrennt wird, und schließlich die 
Konsumgebiete. Schwarz gilt den Brennmaterialien französischen Ursprungs, Gelb 
belgischen, Rot britischen und Grün Saarbrückener Ursprungs. Die Konsumtion 
fremder Kohle hat den Franzosen seither Kopfschmerzen bereitet, und ihre öftere 
kartographische Darstellung dieses Problems kann man recht wohl verstehen. Aus 
dem Jahre 1899 besitzen wir eine Karte, die departementweise die fremde Kohlen 
einfuhr zeigt. 1 2 Wir sehen, daß die britische Kohle vorwiegend an der atlantischen 
und mediterranen Küste Frankreichs einbricht, die belgische an der Nordgrenze 
und die deutsche an der Nordostgrenze. — Eine interessante und weltpolitische 
Kombination spricht sich in der Kohlen- und Telegraphenkarte aus, die das Hydro 
graphische Departement von London in wiederholten Auflagen herausgegeben hat. 3 
Für die britische (und außerbritische) Weltwirtschaft und Weltschiffahrt ist die 
Karte von größtem Werte. Die Karte zeigt die Kohlenstationen einmal mit mehr 
und sodann mit weniger als 5U0 t lagernder Kohle, ferner die submarinen Kabel 
der britischen und fremden Gesellschaften. 
Sich bei der Darstellung von Produktion, Transport und Konsumtion außer 
der Verkehrslinien nur der Namen (der Beschriftung) bedienen zu wollen, ist weder 
ein Kunststück noch erzeugt es eine Karte. 4 Dazu gehört schon etwas mehr. Tiefere 
Überlegungen, die wir ausschließlich auf deutscher Seite finden, haben auch hier 
zu einem gangbaren Weg geführt. Als ich seinerzeit die Karte des Weltsee Verkehrs 
entwarf, sagte ich mir, daß das Gewirr von Seeverkehrslinien noch keinen wahren 
Einblick in die Verkehrsleistung gibt; die Verkehrslinien müssen den wirklich 
geleisteten Verkehr, den Verkehrsumfang, die transportierte Gütermenge wider 
spiegeln. Das führte mich auf die Konstruktion der Verkehrsbänder zur See. Diesen 
Gedanken hat E. Friedrich aufgenommen. Nach gleichem Prinzip entwarf er die 
Karten der Produktion und des Handels von Weizen, Zucker, Baumwolle, Wolle 
1 Carte générale etc. en France. Paris 1860. [K. Bi. Berlin.] 
2 Consumption of french & foreign coal in 1899. [Co.-Bi. Hamburg.] 
3 Coal and telegraph chart. Compiled in the Hydrographic Department. London. 
1. Aufl. 1889, 2. Aufl. 1897 usf. 
4 Zu diesen nicht vollwertigen Karten gehört unter anderm Ben. H. Morgan: Trade and 
industrial map of the world. Edinburgh 1912. — Mercatorproj. i. 1 : 28000000.
	        
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