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Wirtschafts und Verkehrskarte.
wurden zu einem Ptolemäus redivivus, der dem gesamten Abendlande ein bedeutender
Lehrmeister wurde. Unter den Tabulis novis machen sich Keisekarten bemerkbar,
deren Auffassung und Ausstattung auf E. Etzlaub zurückführen.
Bevor ich mich den Karten von Etzlaub und Etzlaubschem Typus zuwende,
muß ich zweier Karten gedenken, die uns mit Wegedarstellung und Entfernungsangaben
vertraut machen. Aus der Zeit der Erührenaissance (Mitte des 15. Jahrhunderts)
besitzen wir eine Manuskriptkarte auf Pergament des Gardasees mit Umgebung in
ungewöhnlich großen Dimensionen, 3,05 m hoch und 2,22 m breit. 1 Darauf sind sämt
liche von Verona ausgehende Straßen jener Zeit entsprechend genau verzeichnet.
Den Straßen ist eine Tabelle beigegeben, worin die Entfernungsangaben von Verona
ab sich befinden; diese waren zugleich ein Hilfsmittel für die Konstruktion der Karte.
In Seb. Münsters „Erklärung des newen Instruments der Sunnen“, Oppenheim 1528 1 2 ,
befindet sich eine kleine Holzschnittkarte „Heydelberger becirk uff 6 meilen beschrieben“
worauf einige Hauptw r ege, die durch Meilenangaben und Winkelmessungen festgelegt
sind, sich in punktierten Linien darbieten.
Die älteste gedruckte Spezialkarte heftet sich, soweit uns die Karten-Inkunabeln
bis jetzt bekannt sind, an den Namen Erhard Etzlaub (1460—1582). Dessen Werke
schienen für immer vom Dornröschenschlaf befangen, selbst unsere großen Geographen,
die das Studium der Erdkunde nicht außer acht ließen, wie A. v. Humboldt, C. Bitter
und 0. Peschei wissen nichts von Etzlaub, bis es erst Aug. Wolkenhauer gelang,
den Schleier über Etzlaubs Wirken und Bedeutung zu lüften. 3 Der Vorwurf für Etz-
laubs Spezialkarte bildete Nürnberg und Umgebung. Die Stadt selbst liegt in der
Mitte der kreisförmigen Karte, deren Badius 16 Meilen beträgt. In radialer Bichtung
sind die Orte abgemessen und einkonstruiert worden; ihre Entfernung ist mit Hilfe
des beigegebenen Meilenmaßstabes abzugreifen. Die Karte ist im Jahre 1492 ent
standen. Von ihr war zu den nächsten Karten von Etzlaub aus den Jahren 1492 und
1501 nur ein kleiner Schritt, auf denen wiederum Nürnberg in die Mitte gestellt wurde,
besonders bei der Karte von 1501, von wo aus die Straßen durch Deutschland und
bis nach Born führten. Daß bei den wenigen und teils unsichern astronomischen Posi
tionen die Entfernungen mit dem Meilenmaßstab nicht abgegriffen werden konnten,
darüber war sich Etzlaub bei seiner guten mathematischen Bildung klar. Er findet
einen Ausweg darin, daß er die Entfernung zwischen den Orten durch eine Beihe von
Punkten, die die Anzahl der Meilen angaben, veranschaulichte. Gewiß standen ihm
bei dieser Arbeit Meilenbücher von Nürnberger Kaufleuten zur Verfügung.
1 Die Karte befindet sich im k. k. Haus-, Hof- u. Staatsarchiv in Wien. Vgl. A. Feuerstein:
Die Entwicklung des Kartenbildes von Tirol bis um d. Mitte des 16. Jahrh. Festschrift, dem Deutsch.
Geographentag bei seiner XVIII. Tagung, Pfingsten 1912, gewidmet v. d. k. k. Geogr. Ges. i. Wien.
Wien 1912. S. 136.
2 Vgl. L. Gallois: Les géographes allemands de la rénaissance. Paris 1890. S. 255—257.
3 Unter den ausführlichem Veröffentlichungen Aug. Wolkenhauers seien genannt: Üb.
d. ältesten Reisekarten von Deutschi, aus d. Ende des 15. u. d. Anfänge des 16. Jh. Deutsche
Geogr. Bl. XXVI. Bremen 1903. Heft 3 u. 4. — Der Nürnberger Geograph Erhard Etzlaub. Vor
trag auf dem XVI. Deutsch. Geographentag zu Nürnberg 1907. Vgl. d. Verhandlgn. dazu/ Berlin
1907, S. 124—146. — Üb. weitere Lit. vgl. W. Wolkenhauer: Erhard Etzlaubs Reisek. durch
Deutschi. 1501. Nikolassee bei Berlin 1919. — Exemplare der Ausgabe von 1492 befinden sich in
Nürnberg, Göttingen, Dresden, München, Paris, der Ausgabe von 1501 in Wien (Hauslab-Liechten-
steinsche Bibliothek), Löbau i. Sachs. Neuere Auflagen der K. von 1501 auch in Wien, ferner
im Germanischen Mus. zu Nürnberg. Das beste Exemplar, das ich gesehen habe, ist das vom Jahre
1501 in der Hauslab-Liechtensteinschen Bibliothek.