Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verk ehrskarte. 
gab die gleiche Karte 1698 heraus 1 , ohne zu verhüten, daß späterhin Karten noch unter 
Sansons Namen veröffentlicht wurden. 2 H. Jaillot änderte später den Titel der Karte 3 ; 
im Grunde genommen blieb sie das, was sie seit Jahrzehnten war. Erst B. Jaillot 
brachte die Karte wesentlich verbessert heraus. 4 Die neue Karte gehört indessen schon 
ins 18. Jahrhundert, wo sie noch verschiedene Auflagen erlebt hat. 5 Auch N. de Fer 
gab ähnliche Karten heraus 6 , ferner J. B. Nolin 7 , L. Capitaine und P. G. Chanlaire 8 , 
Dezauche 9 u. a. m. Sie haben sich über Jaillots Karten, die ebenfalls für andere 
Länder zum Vorbild wurden, kaum emporgeschwungen. Eine Spezialkalte der 
Posten Italiens wurde durch Bautrand herausgegeben. 10 
In England begegnen wir den ersten Postkarten um 1690. Doch gehören auch 
hier die bessern Erzeugnisse dem 18. Jahrhundert an. Sie wurden großenteils in Eng 
land selbst hergestellt, was nicht ausschließt, daß außerhalb des Landes ähnliche Karten 
gezeichnet wurden. 11 Hinwiederum beschränkten sich die englischen Verleger nicht 
bloß auf das Mutterland, sie griffen weit über dessen Grenzen hinaus. Insonderheit 
ist es ein John Rocque, dem wir eine größere Reihe wertvoller Karten verdanken. 12 
Auch bei ihm kann man den Einfluß Jaillots nachweisen. 
In Ländern, wie in Rußland, entwickelte sich die Postkarte spät, was mit der 
gesamten Entwicklung und Ausdehnung Rußlands zusammenhängt. Nur das 19. Jahr 
hundert bescherte hier die reine Postkarte. 13 
Wie nicht anders zu erwarten, mußte sich in Deutschland, das infolge seiner 
zentralen europäischen Lage stets von größtem Einfluß auf den europäischen Ver 
kehr ist, eine besondere Pflegestätte der Postkarte entwickeln. Soweit mir die euro 
päischen Postkarten in in- und ausländischen Bibliotheken entgegengetreten sind, 
bin ich überzeugt, daß in keinem andern Land nur annähernd soviel Postkarten her 
gestellt worden sind wie in Deutschland. Die verschiedensten großen und kleinen 
Firmen waren an der Herausgabe beteiligt. Der Verlag von J. B. Homann in Nürnberg 
1 H. Jaillot: Carte particulaire des postes de France. Paris 1693; auch 1695. [Un.-Bi. 
Göttingen. — Br. M. London.] 
2 So erschien 1710 (?) noch in Amsterdam die Carte particulière des postes de France par 
Sr. Sanson. [Br. M. London.] 
3 H. Jaillot: La France divisée par provinces ou sont éxactement remarquées toutes les 
routes des postes du Royaume, suivant qu’elles sont présentement établies. Paris 1704. [Br. M. 
London.] 
4 Bernard Jaillot: Nouvelle carte des postes de France. Paris 1726. [Br. M. London.] 
5 B. Jaillot: Nouvelle carte des postes de France. Paris 1731. [Bi. d. Soc. Géogr. Paris.] 
6 N. de Fer: Les routes des postes du royaume de France. Paris 1728. [Br. M. London.] 
7 J. B. Nolin: Les differentes routes pour aler de Paris a Rome. Paris 1701. [K. Bi. Berlin.] 
8 L. Capitaine et P. G. Chanlaire: Carte géométrique des routes des postes de la Répu 
blique Française etc. Paris (ca. 1800). [K. Bi. Berlin.] 
9 Dezauche: Carte itinéraire de la France donnant toutes les routes de postes, les lieux de 
relais, les routes des messageries et autres. Paris 1796. [Br. M. London.] 
10 Baudrand: Carte particulière des postes de l’Italie. Amsterdam s. a. 
11 z. B. C. Mannert’s Karte von England, nach Cary’s Zeichnung mit Hülfe der Charten von 
Kitchin, Campbell u. a. Nürnberg bei G. Schneider & Weigel 1796. [Un.-Bi. Göttingen.] 
12 J. Rocque: The traveller’s companion or the post roads of England and Wales. With the 
distances in measured miles. London 1771. — A new map of France, in which the post stages are 
cxactly express’d, with the number of leagues from place to place. London 1771. [Br. M. London.] 
13 Post-Karte des europäisch. Teils des russisch. Kaiserreichs u. der kaukasischen Länder, auf 
allerhöchstem Befehl hg. vom Post-Departement etc. 1 : 2520000. 9 Bl. Neue, 1856 revidierte 
Ausgabe (russisch).
	        
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