Die geschichtliche Entwicklung der Verkehrskarte.
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Brancardwagen (in Frankreich, Belgien und Sardinien: Diligencen, Messagerien; in Eng
land: Stagecoaches, Diligences); = Carriolposten [ Beit
posten , Botenposten; beide sind nur da angegeben, wo andere
ordinäre oder Extra-FostVerbindungen nicht bestehen]. Außerdem sind durch
besondere Signaturen noch vermerkt: Wasserposten, Dampfboot-Kurse, ordinäre
Schiffahrt-Kurse, Extrapostverbindungen, Kunststraßen und Landstraßen.
220. Die vertikale Festlegung der Straßen im Kartenbild des 19. und 20. Jahr
hunderts. Die Entwicklung der Reisekarte. Die vertikale Festlegung der Straßen im
Kartenbild ist wie die horizontale eine Folgeerscheinung der topographischen Auf
nahmen. An sie konnte erst gedacht werden, nachdem es gelungen war, die Höhen
sicher und zahlreich genug zu bestimmen und die Koten genau im Kartenbilde zu
fixieren. Mit dem 19. Jahrhundert setzt so eigentlich das Zeitalter der Höhen
bestimmungen ein. Sie vermehrten sich bald in dem Maße, daß sie der Landkarte
zugute kommen mußten. Die Ausbildung des Feinnivellements tat das übrige.
Die vertikale Festlegung der Straßen im Kartenbild schlie'ßt in sich kein direktes
Ergebnis oder Ziel der Verkehrs karte. Es ist erst mittelbar aus dem Kartenbild, das
sich in senkrecht beleuchteten Schraffen, noch besser in Schichtlinien präsentiert,
zu lösen. Außerdem sind in neuerer Zeit Karten entstanden, insonderheit für den
Rad- und Automobilverkehr, die die Höhendifferenzen der Straßen unmittelbar ab
zulesen gestatten. Für die großmaßstabigen topographischen Aufnahmeblätter und
Karten bleibt es noch eine Aufgabe der Zukunft, die Höhen- bzw. Steigungs- oder
Gefällsverhältnisse der Straßen ohne weiteres zu veranschaulichen (S. 625). 1
Eng verknüpft mit der vertikalen Festlegung der Straßen im Kartenbild ist
die Entwicklung der Reisekarte. Sie hat natürlich gemäß der Höhendarstellung
ihren tiefem Inhalt erst im 19. Jahrhundert erhalten. Wie wir wissen, reichen ihre
Wurzeln weit zurück; indessen setzt das, was wir Entwicklung nennen, erst im
18. Jahrhundert ein. Und erst dieses bildet den eigentlichen Auftakt zur beginnenden
Blüte im kommenden Jahrhundert.
Was das 17. Jahrhundert mit seinen Wegekarten anfing, vollendete teilweise
das 18. Jahrhundert. Die Entfernungsangaben wurden sicherer und zahlreicher.
Immer noch stehen die Karten von England und Wales im Vordergrund. In einem
Weltatlas von H. Moll, der etwa in den Jahren 1710 bis 1720 veröffentlicht wurde 1 2 ,
befindet sich eine Spezialkarte von England, auf der die Hauptstraßen als Doppel
linien, die Nebenstraßen als einfache Linien dargestellt sind. Auf der Spezialkarte von
Schottland im gleichen Atlas sehen wir die gleiche Zeichnung. Innerhalb der Doppel
linien sowohl wie der einfachen Linien befinden sich die Entfernungszahlen. Die Karte
selbst bietet noch Raum für eine ,,alphabetical table“ der Orte. Moll hat verschiedene
Reisekarten des südlichen Großbritanniens herausgegeben. 3 Sie sind stets in gleicher
Manier gehalten. 4 Eine Verbesserung dieser Art Karten kann man vielleicht in den
jenigen erblicken, die außer den Entfernungen der einzelnen Orte bei den Hauptorten
1 H. Moll: The world described (General-Atlas). London s. a. [Bi. der Geogr. soc. in London.]
2 Vgl. auch M. Eckert: Die Kartenwissenschaft I, S. 389.
3 H. Moll: A pocket companion of y roads, of y south part of Great Britain, called England
and Wales. London 1717. [Br. M. London.]
4 South Britain or England and Wales. By Th s . Kitchin. London 1777. [Un.-Bi. Göttingen.]
Eckert, Kartenwissenschaft. II. 39