Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
des Lundes buben wir bereits den groben Unterschied zwischen Ebenen und Gebirgs- 
lundschuften kennen gelernt. 
Zwei Verfahren werden im allgemeinen bei der Feststellung der Verkehrslund 
schuften eingeschlagen. Entweder sucht man alle möglichen Verkehrswege im Karten 
bild festzuhalten oder man läßt sich von besondern Ideen leiten, mit denen die Ver 
kehrserscheinungen beleuchtet werden. Bei der ersten Methode kann man ebensowohl 
die gesamte Erde wie einzelne Teile oder Staatswesen ins Arbeitsbereich ziehen. Die 
Weltkarten können sich auf einzelne Transportmittel versteifen (s. §241).oder ver 
anschaulichen die verschiedenen Handelsgebiete. In dieser Dichtung hat man schon 
1887 und 1888 versucht, die Erde in 26 bzw. 8 Gebiete (1888) einzuteilen. 1 Insbesondere 
ist der Versuch von 1887 beachtenswert; mir ist nicht bekannt, daß er wiederholt 
worden wäre, obwohl es lohnend ist, zu untersuchen, wieweit die Verkehrslandschaften 
sich mit den Klimalandschaften der Erde decken. 1 2 Die großzügige Einteilung in 
acht Regionen rührt von J. G. Bartholomew her 3 ; sie erfaßt mit Hilfe von Flächen 
kolorit vier Regionen des Festlandes 4 und vier der Meere. 5 
Für das zweite Verfahren haben wir noch keine genügende Vorbilder. Einen 
Anfang dazu kann man vielleicht bei W. Wirth erblicken, der sorgfältig Nah- und 
Fernverkehrslage unterscheidet. 6 Seine und ähnliche Karten tasten sich bereits in 
das Gebiet der gehobenem Verkehrskarte hinüber. Dabei sind nicht allein die Ver 
kehrslinien zu betrachten, sondern auch die Verkehrsobjekte, Verkehrsmittel und 
Verkehrsstätten. Innerhalb eines selbständigen Verkehrsgebietes führen diese Unter 
suchungen zu dem Begriff der „Verkehrsspannung“, worunter man die stark aus 
geprägten wirtschaftlichen Gegensätze innerhalb dieses Gebietes verstehen kann, 
„ausgedrückt in den Produktionsmengen notwendiger Erzeugnisse, die in einem Teil 
gebiet des zu betrachtenden Raumes fehlen, in einem andern aber vorhanden sind“. 7 
Die Verkehrsspannung läßt sich zwischen den einzelnen Verkehrsgebieten graduell 
ausdrücken und ist somit einer kartographischen Veranschaulichung zugänglich. 
235. Die Linie der graphische Ausdruck des Verkehrsweges. Begriffliche 
Scheidung der Verkehrswege. 8 Die Linie ist der naturgegebene graphische Ausdruck 
für jeglichen Verkehrsweg, sei es für die Landstraße oder die Eisenbahn, für den Seeweg 
1 The natural divisions of international trade. Prepared for Dr. Yeat’s Manuals of commerce. 
George Philip & Son, London & Liverpool s. a. (1887). Karte in Mercatorproj. [Br. M. London.] 
2 Vgl. die Klimalandschaften von W. Koppen, A. Philippson usw. oben auf S. 361 ff. 
3 J. G. Bartholomew: A commercial chart of the world on Mercator’s projection. Showing 
approximately the regions open to, and available for commercial enterprise, together with the existing 
and projected international highways. Scottish Geogr. Mag. 1888. 
4 1. Regionen, die gegenwärtig vom internationalen Handel eingenommen werden. 2. Regionen, 
geeignet für eine Handelsverkehrsentwicklung, aber bis jetzt unentwickelt. 3. Regionen, offen den 
Handelsunternehmungen nur während der Sommermonate. 4. Unfruchtbare und wüste Gebiete, 
ungeeignet für eine Handelsverkehrsentwicklung. 
5 1. Meere, offen der Schiffahrt während des ganzen Jahres. 2. Meere, erfüllt mit Eis im Winter 
und nur offen der Schiffahrt im Sommer. 3. Immer mit Eis bedeckt. 4. Unerforschte Polarregionen. 
6 W. Wirth: Zur Anthropogeogr. der Stadt u. Landschaft Schaffhausen. 1 K. Diss. Zürich 
1918. 
7 G. Braun: Bemerkungen üb. d. Verkehrsgeogr. im allgemeinen u. die der Ostsee im besondern. 
Z. d. Ges. f. Erdk. Berlin 1912, S. 782. 
8 Vgl. dazu die §§ 216—220 i. M. Eckert: Die Kartenwissenschaft, I, die obige Ausführungen 
ergänzen.
	        
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