Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Wesen und Aufgaben der Verkehrskarte. Allgemein Methodisches 
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oder den Telegraph. Selbst der Luftverkehr kann sich der Linie nicht entraten. Der 
erste, der die Linie in Hinsicht auf die verschiedenen Straßen tiefer durchdachte, war 
der uns aus der Geländelehre bekannte sächsische Major J. G. Lehmann, dem als 
gewiegten Topographen auch die Klassifikation der Wegarten im Kartenbilde sehr 
am Herzen liegen mußte. 
Lehmann drückte die Beschaffenheit der Wege lediglich durch die Anzahl 
der Linien aus; die Haupthandelswege erhielten vier Linien, die Landhandelsstraßen 
drei, die Marktstraßen zwei und die großen Dorfwege eine Linie, die kleinern Dorfwege 
eine feinere und die Leid- und Waldwege ganz feine Linien. In seiner Vorschrift sagt 
er: „Steinpflaster wird durch Punkte ohne Gleislinien, Holzdamm mit feinen Quer 
strichen angedeutet. Bei den künstlich gebauten und aufgedämmten Straßen werden 
bloß die Einfassungslinien gezogen und ihre etwaige Besetzung mit Bäumen und Steinen 
angegeben. Bei Zeichnungen im kleinsten topographischen Maßstabe wird man die 
großen Straßen nicht mit mehreren, sondern nur mit einer Linie ausziehen können, 
hier läßt sich denn bloß ihre Größe durch die Stärke dieser Linien andeuten, nur auf 
gedämmte und mit Gräben eingefaßte Straßen wird man mit je zwei Linien bezeichnen 
dürfen.“ Das System mit den vielen Linien ließ sich nicht aufrecht erhalten und 
beschwerte das Bild, machte es unter Umständen undeutlich, wie die ältern Beymann- 
sclien Kartenblätter zeigen, und es geriet vollständig in Schwierigkeiten, als ein neuer 
Weg in die Karte mit aufgenommen werden mußte, nämlich die Eisenbahn. 
Das Lehmann sehe System wurde aufgegeben und man suchte nach neuen Mitteln, 
allen Wegearten einschließlich Eisenbahn gerecht zu werden. Der Grundgedanke 
seines Doppelliniensystems blieb bestehen. Um dessen weitere Ausbildung hat sich 
der preußische Generalstab große Verdienste erworben, indem er logisch auf der Doppel 
linie Wegsignaturen aufbaute, mit denen die Wege und Bahnen auf dem Meßtischblatte 
wie auf den topographischen Karten kleinern Maßstabes eindeutig wiedergegeben 
werden konnten. 1 Die kontinuierlich ausgezogenen Doppellinien mit verschiedener 
Stärke der Einzellinie geben die hohen Wegeklassen an (Chaussee oder Kunststraße 
1. Klasse, gebauter Weg oder Kunststraße 2. Klasse und gebesserter Weg), die ein 
fache und die gestrichelte Linie Wege ohne Kunstbau (Feld-, Waldweg, Saumpfad 
und Fußweg). 
Auf dem Meßtischblatt und der Karte in 1:100000 wird die Doppellinie gleich 
falls für die Eisenbahn angewendet und durch die charakteristische M iedergabe von 
einfachen und Doppelschwellen innerhalb der einer breitem bzw. schmälern Doppel 
linie werden eingleisige und zweigleisige Voll- bzw. Schmalspurbahnen unterschieden. 
Die Straßenbahnen werden auf sämtlichen topographischen Karten durch einfache 
Linien mit angesetzten Punkten oder Strichelchen bezeichnet. Auf der Karte in 
1:100000 tritt uns die Doppellinie mit der bekannten Schwarzweißfüllung entgegen, 
eine sinngemäße Signatur, die auf vielen und vielerlei Karten des In- und Auslandes 
wiederholt wird. Auf den amtlichen Karten 1:200000 und 1:300000 gilt die einfache 
starke schwarze Linie den eingleisigen Bahnen, die mit Schwellen gequerte Linie den 
zweigleisigen Bahnen. Dafür hätte die Signatur von der Karte 1 -.100000 besser gepaßt. 
1 Vgl. hierzu die Signaturentafeln einzelner Länder. Die Signaturen der deutschen offiziellen 
Karten habe ich auf T. 9 im „Geographischen Praktikum“ (Leipzig 1908) zusammengestellt. Eine 
Zusammenfassung der Symbole einzelner Hauptstaaten bietet J. Zaffauk in seinen „Signaturen 
in- und ausländischer Plan- und Kartenwerke“. 2. Aufl. Wien 1889. (Heute teilweise veraltet.)
	        
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