Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
Spezielle Eisenbahnkarten haben ihre eigene Signatur, wobei sich die Doppel 
linien- oder Bandsignaturen in verschiedensten Varianten und Farben wiederholen. 
Am einfachsten ist die schwarze Linie für Eisenbahnen; ein kleiner Querstrich innerhalb 
der Hauptlinie bedeutet die Stationen. 1 Beliebt wurde das Verfahren, die Eisenbahnen 
im dicken Strich darzustellen und die Stationen als weiße Punkte innerhalb der Linie 
auszusparen. 1 2 Als breite Doppellinie sind z. B. die Eisenbahnen in dem „Eisenbahn- 
und Verkehrs-Atlas Europa“ von W. Koch und C. Opitz gezeichnet und alsdann 
farbig ausgedruckt. Die Eisenbahndirektionen selbst geben solche Karten heraus. 
W. L. v. Schönholtz kontrolliert die Eisenbahnsignatur auf offiziellen Karten 
in außerdeutschen Ländern und ist bei vielen nicht zufrieden. Das kann man nach 
empfinden, w r enn man die ausgezeichneten Signaturen der deutschen topographischen 
Karten zum Vergleich heranzieht; indessen muß man auch jenen Ländern gerecht 
werden, die bedeutend abweichende Signaturen zeigen, wenn diese nur deutlich und 
klar sind und sich den gewünschten Absichten der betreffenden Staaten anpassen. 
Daß z. B. Rußland seine Eisenbahnen über die Maßen breit wiedergibt, ist nicht schwer 
zu verstehen. Daß England in seiner Eisenbahnsignatur etwas mehr tun könnte, wird 
jeder Kartenbenutzer englischer Karten unterschreiben. 
Das gut ausgebildete Verkehrsnetz wird immer ein sicherer Maßstab für die Kultur 
höhe eines Landes sein. Den hohen Stand der deutschen Verkehrswege und ihre karto 
graphische Darstellung erreichen auch mehr oder minder die Verkehrs Vorrichtungen 
und -darstellungen von Frankreich, Belgien, Holland, Großbritannien, Österreich- 
Ungarn, Italien und der Schweiz. 3 Die generelle Auffassung und kartographische 
Wiedergabe ist fast überall gleich, nur im besondern zeigen sich Llnterscliiede, die 
außer durch die wirtschaftliche Höhe auch durch die Natur eines Landes bedingt sind. 
So legen die offiziellen Karten Italiens auf die Artbestimmung der Wege großen Wert. 4 
Auf den vom. russischen Topographischen Kriegs-Depot seit der Mitte des vergangenen 
Jahrhunderts herausgegebenen Karten begegnet man einer siebenfachen Wegeklassi 
fikation. Die topographische Karte des Königreichs Polen, 1857 veröffentlicht, unter 
scheidet außer den Eisenbahnen vier Wegeklassen, und die ausgezeichnete hannoversche 
Karte außer den Eisenbahnen fünf Wegeklassen. 5 Das Vollkommenste in dieser Be 
ziehung hat eine niederländische Karte in 1:200000 aus dem Jahre 1848 geleistet. 
Auf ihr werden nicht mehr und nicht weniger als 12 Straßenarten durch besondere, 
mannigfaltig abgeänderte Liniensignaturen auseinander gehalten. 6 Sie stellt damit 
1 z. B. auf der Situationskarte des Mitteldeutschen Eisenbahnverbandes. 1 : 1800000, s. a. 
[Un.-Bi. Göttingen.] 
2 Vgl. L. Friedrich: Eisenbahnk. von Deutschi., d. Niederlanden, Belgien u. der Schweiz. 
Gotha 1886. (Bereits 1866 und wohl noch früher herausgegeben.) [Un.-Bi. Göttingen.] 
3 Wie die Straßensymbole auf den Karten von Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien 
und der Schweiz zu verstehen sind, darüber vgl. Obermair i. d. Z. d. D. u. Ö. A.-V. 1899, S. 135, 136. — 
Die Ausführungen wären für England zu ergänzen. 
4 Besonders gut auf der Karte 1 : 500000. — Auf der Carta itineraria del Regno d’Italia in 
1: 1000000, die 1875 zum ersten Male vom topographischen Militärinstitut herausgegeben wurde, 
sehen wir die Flüsse in Blau, die Eisenbahnen in schwarzen starken Linien und die Straßen nach 
ihrer Wichtigkeit in verschiedenen roten Linien angegeben. [Uii.-Bi. Göttingen.] 
5 Siehe oben Anm. 5, S. 624. 
6 Nieuwe Etappe-Kaart van het Koningrijk der Nederlanden 1 : 200000. 1848. Darauf werden 
unterschieden: 1. Zeedijk, 2. Polderdijk, 3. Grooteweg met Vaart en Toi, 4. Bestraatte Binnenweg mit 
Toi, 5. Kunstmatige Zand of Grindwegen, 6. Schulpweg, 7. Pninweg, 8. Mac-Adamweg, 9. Ijzeren Spoer- 
weg, 10. Idem Ontworpen, 11. Natuurlijke Zand en Aardewegen, 12. Kleinweg. [Un.-Bi. Göttingen.]
	        
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