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Wirtschafts- und Yerkehrskarte.
wann auch etwas mehr differenziert. Bloß der Autokarten möcht ich noch gedenken,
die während des Krieges als Kriegskarte geschaffen wurden. Im modernen Kriege
hat sich der Kraftwagen zu einem wichtigen taktischen Hilfsmittel entwickelt. Plötz
liche Truppenverschiebungen (Ansetzen von Sturmtruppen), schnelle Heranschaffung
von Munition und Proviant können mit der gewünschten Pünktlichkeit und Sicherheit
lediglich mit Autos bewerkstelligt werden, weniger mit der Eisenbahn, die hier nicht
selten versagt hat. Darum mußten für die einzelnen Heeresleitungen Autokarten
entworfen werden, auf denen die Straßen und Brücken ganz genau klassifiziert waren,
die Straßen, ob sie gut chaussiert, ob sie für Last- und Personenautos oder nur für
letztere fahrbar, ob sie bei Kegen unpassierbar waren usw., die Brücken, welche
Breite sie hatten, ob aus Stein, Eisen oder Holz gebaut, ob sie dauernd passierbar
waren usf.
Neue Sportzweige, die auf größeres Gelände angewiesen sind, rufen zwangs
läufig neue Sportkarten hervor. Eine der neuern Erscheinungen auf sportlichem
wie kartographischem Gebiet sind die Schiroutenkarten. 1 Auf ihnen sind die
Schirouten mit roter Farbe eingezeichnet und durch besondere Signaturen werden
die Stellen regelmäßiger Wächten- und Lawinenbildung ersichtlich gemacht. Außer
dem lassen die Schiroutenkarten von Schliersee und Tegernsee deutlich erkennen,
wo das Gelände waldfrei, wo es bewaldet ist; sie zeigen zugleich in drei Abstufungen
sehr gute, gute und mittelmäßige Schirouten. Ein weiterer Vorzug dieser Karten
besteht darin, daß mittels eigener Zeichen alle Post-, Telegraphen- und Fernsprech
ämter, die Hüttenschlüsseldepots, Unfallmelde- und Rettungsstellen, die Orte, wo
ein Arzt und eine Apotheke sich befinden, sowie jene Orte, wo Übernachtungsgelegen
heit vorhanden ist, besonders dargestellt sind. Die neuesten Karten dieser Art ver
suchen sogar, die Farben im Kartenbilde der Winterstimmung der Landschaft an
zupassen; Flüsse und Seen erscheinen in Grün, die Höhenlinien in Graubraun, die
Schummerung in Blaugrün, die wintersportlichen Eintragungen selbstredend in Kot. 1 2
Unter die Schiroutenkarten müssen auch die Karten aufgenommen werden, die in
neuester Zeit vom Reichsamt für Landesaufnahme bearbeitet und herausgegeben
werden, so u. a. die vorzügliche Karte von Oberhof in Thüringen in 1 : 250Q0. Das
Gelände erscheint außer in Schichtlinien in brauner Schummerung. Die Karte will
sowohl den Wanderungen wie dem Wintersport dienen. Die Sportbahnen für Schi-
und Schlittensport treten besonders hervor, desgleichen die Schi-Übungsgelände bei
Oberhof. A
239. Telegraphen- und Kabelkarten. Funkentelegraphenkarten. Ortungs- und
Luftverkehrskarten. Kartographisch bieten die hier zu nennenden Karten, vielleicht
mit Ausnahme der Ortungskarten, wenig Bemerkenswertes. Um so wichtiger sind
sie für den modernen Verkehr und die heutige Wirtschaft. Besondere Telegraphen
1 Die ersten zwei Schiroutenkarten gab der Alpen-Ski verein in Wien heraus, ausgeführt auf
Grund der Originalaufnahme der Militär-Spezialkarte bei G. Freytag & Berndt in Wien, 1908/09;
die eine über das Übungsgebiet der Klosteralpe bei Lilienfeld, die andere über d. Reisalpe. — Schi
routenkarten des Schlierseer- und Tegernseergebietes. östl. u. westl. Bl. in 1 : 30000. Verlag der
kartograph. Anstalt Oskar Brunn in München, 1909. Das östl. Bl. hg. v. d. Alpenvereinssektion
Bayerland, das westl. vom Klub alpiner Schiläufer.
2 Umgebungsk. von Mariazell. Wintersport-Ausg. 1 : 30000. Kartographisches, früher
militärgeograph. Institut. Wien 1922.