Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Wesen und Aufbau der Seekarte. 
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reichen Benennungen für Seezeichen und Leuchtfeuer, für Schiffahrteinrichtungen usw. 
Es sind eben zu viele und vielerlei Dinge, deren Wiedergabe dem Seemann von heute 
für unerläßlich erscheint. Auch hier zeigt sich’s wieder, wie ich schon beim Wesen 
der modernen Seekarte klarlegte, daß sie im wesentlichen eine kartographische Segel 
anweisung für den Nautiker ist. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, alle Signaturen 
auf Herz und Nieren zu prüfen, nur einige wuchtigere seien hervorgehoben. Doch 
im allgemeinen muß man schon sagen, daß die Signaturen auf den deutschen See 
karten etwas zu zart und fein sind. Ein klein w r enig robuster die Signaturen! dürfte 
die Karte nur an Brauchbarkeit gewinnen lassen, zumal die Kapitäne, die sie be 
nutzen, zum großen Teile weitsichtig sind. Die nordischen Seekarten (schwedische) 
können da als Muster herangezogen werden. 
Gegen 80 verschiedene Tonnenzeichen, die wiederum in zehn Hauptgruppen 
zusammengefaßt werden, weisen allein die deutschen Küstenblätter auf. Die Buch 
stabenabkürzungen, die dabeistehen, klären auf, ob die Tonne bzw. Bake schwimmend 
oder fest ist. Die Baken sind feststehend, die Tonnen schwimmend. Von ebenso 
großem Werte ist die getreue Wiedergabe der Befeuerung der Küste, die man außer 
auf den Küstenkarten auch auf den Übersiclits- und Segelkarten findet. Für die 
verschiedenen Leuchtfeuer gibt die deutsche Seekarte 15 graphische Signaturen, 
dazu die nötigen Kennbuchstaben, damit ja keine Irrung vorkomme. Die bei den 
Leuchtfeuern eingetragenen Kreise entsprechen nicht den Sichtweitengrenzen, sondern 
sollen lediglich die Kennung, d. h. die Charakteristik der Feuer verdeutlichen. Die 
Zahlen, die sich im Kern der Leuchtfeuersignatur befinden, geben die Höhe der Licht 
quelle über Hochwasser an, in gezeitenlosen Gewässern über einem mittlern Wasser 
stand, entsprechend den Angaben des Leuchtfeuerverzeichnisses aller Meere. Weniger 
kräftige Zahlen neben den Höhenzahlen bezeichnen die Sichtweitengrenzen der Leucht 
feuer. Da auch die Farben Weiß, Bot, Grün eine Rolle hei der Befeuerung spielen, 
werden nicht selten diese Farben in dem Kerne der Leuchtfeuersektoren auf den Karten 
mit eingetragen (durch Schablonenkolorit). 
An der Seekarte haben bisher der Küstenumriß, die Tiefenangaben und die 
Tiefen- bzw. Höhendarstellung den Geographen am meisten gefesselt ; denn das sind 
schließlich die rein geographischen Momente, die es erst möglich machen, von der 
Seekarte auch als von einer Karte zu sprechen. Für geographische Studien und 
Reisen in heimischen und fremden Küstengebieten sind die Seekarten längst ein un 
entbehrliches Hilfsmittel geworden. Auf den deutschen Seekarten finden sich fünferlei 
Küstentypen genau auseinander gehalten, zunächst Küsten, die felsig und steil sind, 
sodann allmählich ansteigende Küsten, drittens feste und veränderliche Sandküsten 
mit Dünen, viertens Küsten, die bei Springhochwasser überflutet sind, und fünftens 
Flachküsten. Der Sand- und Schlickgrund wird zunächst als Watt und sodann nach 
drei Tiefenschichten von je zwei Metern gekennzeichnet. Der Fels- und Korallen 
grund zeigt bei Niedrigwasser eine stärkere Hervorhebung der Felssignatur als bei 
2 m Tiefe und — allmählich abschwächend — bei 4 und 6 m Wassertiefe. Die Felsen 
bei Niedrigwasser im Meeresspiegel sind genau von den Felsen und Steinen geschieden, 
die 8 m unter dem Niedrigwasserspiegel liegen. Ebenso werden durch eine besondere 
gerissene Linie die felsigen Gründe (auch Riffgründe) in Tiefen von über 6 m umrandet. 
18. Die Seemeile. Wie die Routenaufnahme zu Lande hat die Schätzung bzw\ 
Messung des durchlaufenen Weges zur See, der Gissung, zur Konstruktion von Karten
	        
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