Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Ästhetik und Logik der Karte. 
zu heben vermag, wie auch viele andere Karten, die in ähnlicher Manier behandelt 
sind und so nur als bunte, flach wirkende Karten erscheinen, ,,die weit weniger leisten, 
als man leisten könnte und sollte.“ 1 Selbst neuere Karten verfallen dem hier gerügten 
Fehler. 1 2 Die Höhenschichtkarte Deutschlands von G. Leipoldt in dem Physikalisch- 
Statistischen Atlas des Deutschen Reichs bedeutet der Karte von Papen gegenüber- 
absolut keinen Fortschritt 3 ; weit zarter und verständnisinniger haben erst neuere 
Karten das Schichtenproblem in der Karte erfaßt, insonderheit die Karten, die auf 
K. Peucker oder seinen Einfluß zurückführen. 
Papens Karte wurde ihrerzeit nicht nur bewundert sondern war auch von 
großem Einfluß auf ihre Zeit. Die Methode, die sie zweifellos mit angeregt hatte, 
reifte nach und nach ästhetisch aus und wurde logisch konsequenter. Vor allem 
verdanken wir dem Altmeister in Terrain-Studien, dem Feldzeugmeister Ritter von 
Hauslab in Österreich, die meisten und bedeutendsten Anregungen, durch eine ent 
sprechende Wahl der Farben den Schichtkarten ein sprechendes Relief zu verleihen. 
Er hat den Schichtkarten drei noch heute vollwertige Leitmotive betreffend der 
Farbenwahl gegeben: 
Erstens müssen die Farben ganz konsequent, je höher die Schicht gelegen, 
desto dunkler gefärbt werden; zweitens müssen die Farben miteinander kontrastieren, 
so daß nicht leicht eine Verwechselung stattfinden kann; und drittens müssen sie 
harmonieren, damit nicht durch schreiende, das Auge beleidigende Gegensätze das 
Bild zerrissen wird. 4 
Damit ist ein ästhetischer und brauchbarer Maßstab für alle Zeiten ge 
schaffen. Der Wesenskern liegt darin, die einzelnen Höhenschichten durch Farbtöne 
so abzustufen, daß man die Aufeinanderfolge der Höhenkurven sofort erkennen und 
übersehen kann. 5 Die Abstufung kann innerhalb einer Farbe oder mit Hilfe verschie 
dener Farben erzielt werden. Die erstere Art des Verfahrens ist die gebräuchlichere 
und im allgemeinen auch die geschmackvollere. Nach Hauslabs System gaben zuerst 
Steinhäuser und Streffleur einige Karten für den Schulgebrauch heraus. Die fast 
gleichzeitige Höhenschichtkarte Steiermarks von Zollikofer und Gobanz nähert 
sich wenigstens, wenn auch nicht konsequent, dieser Methode. 
Das umgekehrte Verfahren, nach unten zu die Töne dunkler, war das natür 
liche Reagens auf Hauslabs System. Der erste bewmßte und scharfe Vertreter 
1 R. Lorenz: Die kartograph. Darstellungen auf d. Pariser Ausstellung, 1867. P. M. 1867, 
S. 370. — Hier gedenkt Lorenz auch der Carte hypsometrique in 1 : 2000000, worauf die Schichten 
bunt angelegt sind, „leider nicht konsequent mit der Höhe an Dunkelheit zu- oder abnehmend 
lind daher den Eindruck eines scheckigen platten Bildes machend“. 
2 So z. B. die Höhenschichten-Karte des nordwestlichen Teils der Argentinischen Republik 
v. L. Brackebusch. 1 : 3000000. P. M. 1893, T. 10. Hellgelb bis 200 m, kräftiges Gelb bis 500 m, 
Hellgrün bis 1000, Dunkelgrün bis 1500, Hellblau bis 2400, Dunkelblau bis 3000, lichtes Braun bis 
4000, Hellbraun bis 4500, Hellrot bis 5000, Dunkelrot bis 5500 und weiße Flecke 5500—7000 m. 
3 Physikalisch-statistischer Atlas des Deutschen Reichs; hg. v. R. Andree u. O. Peschel. 
I. Hälfte, T. 1. Bielefeld u. Leipzig 1876. Man stelle sich nur die Schichtenfolge vor: unter 0 m 
Dunkelgraubraun, 0—100 m Dunkelbraun, 100—200 m Hellbraun, 200—300 m Dunkelrot, 300—500 m 
Hellrot, 500 — 700 m Gelbbraun und über 700 m Hellgelb. 
4 Vgl. M. Eckert: Die Kartenwissenschaft, I, S. 622. 
5 A. Petermanns neue Karte von den Britischen Inseln. Die Karte in der 27. Lieferung 
der Ausgabe von Stielers Hand-Atlas vom Jahre 1864. P. M. 1864, S. 17.
	        
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