Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Die Kriegskarten im allgemeinen und beim Ausbruch des Krieges. 
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lediglich im Elsaß-Lothringenschen spielten sie eine Rolle und auf kurze Zeit in Nord 
ostdeutschland. Dagegen erlangten die Karten kleinern Maßstabes, die sich weit über 
Deutschlands Grenzen hinausdehnen, große Bedeutung, sowohl als Übersichts- und 
Operationskarten wie als spezielle Kriegskarten. Die „Topographische Übersichts 
karte des Deutschen Reiches“ in 1:200000 war eine bevorzugte Flieger karte, die mit 
ihren Sektionen im W bis Dieppe, Rouen, Mortagne und Nogent-le-Rotrou reichte, 
im S bis nach Autun, Roanne und Genf. Die „Topographische Übersichtskarte von 
Mitteleuropa“ in 1:300000 reichte tief nach Rußland hinein, sodann umfaßte sie ganz 
England. Unterstützt wurde sie durch „W. Liebenows Spezialkarte von Mitteleuropa“ 
in 1:300 000, die seit 1899 von Ravenstein bearbeitet und dreifarbig gedruckt wird und 
jetzt mit in den Kartenbestand des Reichsamtes für Landesaufnahme aufgenommen 
ist. Eine Karte in Kegelprojektion und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war die 
„Operationskarte“ in 1:800000. Sie umspannte beinahe ganz Europa, ging nördlich 
bis zum 62°, umfaßte mithin ganz Großbritannien und Südfinnland, im O reichte sie 
bis Baku und im S bis zum 26° n. Br., bedeckte mithin schon ansehnliche Gebiete von 
Ägypten und der arabischen Halbinsel. Wenngleich die Karte ihre großen Mängel 
hatte, Avie ungenügende Geländedarstellung und vielfach recht lückenhafte Situation, 
Avas zu Lasten der schnellen Herstellung zu schreiben ist, zählt sie dennoch zu den 
großartigen Leistungen der deutschen Kriegskartographie, die den strategischen Maß 
nahmen der Obersten Heeresleitung (O.H.L.) zustatten kam. 
300. Die außerdeutschen offiziellen Kartenausrüstuiigeii. Die französische 
Generalstabskarte wird durch die „Carte de France“ in 1:80000 vertreten, in der 
zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ein Meisterwerk, jetzt vielfach veraltet. 
An Karten großem Maßstabes besaß man verschiedene Sektionen der alten und neuen 
„Carte de France“ in 1:50000, desgleichen Sonderpläne und Departementskarten 
in 1:20000, 1:40000 und 1:50000. Von den französischen Originalaufnahmen, unter 
ihnen die Garnisons- und Umgebungskarten in 1:10000 und 1:20000, den sog. „Plans 
directeurs“, die nicht veröffentlicht werden und in den Grenzgebieten etwa 40000 qkm 
bedecken, d. i. 1 / ri von Frankreich, verfügten Avir namentlich über die von Beifort, 
To ul, Nancy, Epinal, Verdun, Reims, Maubeuge, Lille, Dijon. Von den kleinern 
Festungen, Avie Charlemont, Montmedy, Les Ayvelles und Longwy hatte man außer 
den Blättern in 1:80000 nur mangelhafte Sonderpläne in 1:40000. Für viele Gebiete 
in der Champagne und zwischen Paris—Dünkirchen fehlte jegliches Grundmaterial. 
Man war da auf einige Sektionen der Karte 1:50000 angewiesen und für Dünkirchen 
und Umgebung ausschließlich auf 1:80000. Auf diesen Mangel an Grundmaterial 
für letzteres Gebiet möchte ich ganz besonders aufmerksam machen, Aveil es gerade 
jenes Gelände ist, avo die Engländer zum Kampfe angesetzt Avurden. Von der neuen 
französischen Karte in 1:50000. die auf Grund neuer Katastralaufnahmen in 1:10000 
und 1:20000 aufgenommen Avird, waren bis zu Anfang des Krieges wenige Blätter ver 
öffentlicht Avorden; sie kamen in geringem Maße dem deutsch-französischen Kriegs 
gelände zugute. Die neue Karte zeichnet sich außer durch die gute farbige Ausführung 
besonders durch die Projektion aus, da sie nicht Avie die Karte in 1:80 000 (und ver- 
Avandte Karten) in Bonnescher Projektion erscheint sondern eine Gradabteilungskarte 
ist, deren einzelne Blätter 40 Längen- und 20 Breitenminuten umfassen. 
Die französische Karte 1:100000, die seit 1881 vom Ministère de lTnterieur 
herausgegeben Avird, fand als Kriegskarte keine Verwendung, wohl aber die „Carte
	        
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