Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Die Kriegskarten im allgemeinen und beim Ausbruch des Krieges. 
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der Weltkarte, der Carte internationale du monde 1:1000000, soweit gefördert war, 
um sich auf Grundlage der Vorarbeiten dieser Karte bequem eine Operations- oder 
Übersichtskarte in 1:1000000 für das Kriegsgebiet zusammenzustellen. 
Verhältnismäßig gut waren die Karten, die für den italienischen Kriegs 
schauplatz zur Verfügung standen. Zunächst waren es die ausgezeichneten Karten, 
die durch den deutsch-österreichischen Alpenverein und verschiedene Verleger alpiner 
Kartenwerke veröffentlicht worden waren. Das königlich italienische militärgeogra 
phische Institut hatte zwar die Veröffentlichung der Blätter der Grenzzonen gegen 
Tirol, Kärnten und österreichisches Küstenland in 1:25000 und 1:50000 gesperrt, 
indessen war man doch mit ihnen vertraut geworden. Den gegenwärtigen Typus der 
italienischen Kriegskarte repräsentiert die farbige Ausgabe mit Schummerung (edizione 
policroma a sfumo) der ,,Carte topográfica del Regno d’Italia“ in 1:100000. Voll 
ständig lag diese Karte für den westlichen und mittleren Teil Oberitaliens vor, fin 
den östlichen war in Schwarzdruck eine provisorische Ausgabe hergestellt worden, 
die lediglich für den militärischen Dienstgebrauch bestimmt war. 
In italienisches Gebiet reichten verschiedene österreichische Kartenwerke weit 
hinein, wie die ,,Generalkarte“ in 1:200000 und die „Neue Übersichtskarte von Europa“ 
in 1:750000. Die „Spezialkarte 1:75000 der österreichisch-ungarischen Monarchie“ 
war soweit gefördert worden, daß sie für den gesamten italienischen Kriegsschauplatz 
benutzt werden konnte; und für die Grenzregionen leisteten die Neuaufnahmen mit 
Hilfe der Photogrammetrie und Stereophotogrammetrie ausgezeichnete Dienste 
(Militär-Aufnahmesektionen der österreichisch-ungarischen Monarchie in 1:25000). 
Die ersten zwei genannten österreichischen Kartenwerke waren zugleich die Haupt 
karten für die gesamte Balkanhalbinsel. 
Statt der „Topographischen Karte des Königreichs Serbien“ in 1:75000, deren 
Schrift in zyrillischen Lettern gedruckt ist, wurde die österreichische Spezialkarte 
1:75000 gebraucht, die über ganz Serbien und Montenegro erweitert worden war. 
Für Bulgarien mit Ostrumelien hatte der russische Generalstab Karten in 1:42000, 
1:126000 und 1:210000 geschaffen. 1900 hatte das kartographische Institut des 
bulgarischen Kriegsministeriums begonnen, die Karte 1:126000 zu reambulieren, 
d. h. teilweise korrigiert neu herauszugeben. Die russischen Karten liegen auch der 
oben genannten österreichischen Generalkarte in 1:200000 zugrunde, desgleichen 
der „Karte der Europäischen Türkei in 1:200000, richtig gestellt vom General 
stab Seiner durch Allahs Gnade mächtigen, erhabenen, schützenden Majestät, nach 
Beiträgen verschiedener Abteilungen“. Der lange Titel steht im umgekehrten Ver 
hältnis zum Werte der Karte. Für die kartographische Erschließung der Balkan 
halbinsel und angrenzender Gebiete hatte das k. u. k. militärgeographische 
Institut in Wien das meiste geleistet; und Völker, die heute durch den europäischen 
Krieg ihre Selbständigkeit erlangt haben, und ältere selbständige Balkanstaaten werden 
noch auf Jahrzehnte hinaus von dem zehren, was ihnen das österreichische Institut 
im Vermessungs- und Kartenwesen geliefert hat. Aus eigenem Können und eigener 
Initiative wären sie schwerlich zu so ausgezeichneten Kartenwerken gelangt. 
301. Inoffizielle Kriegskarten. Außer den genannten offiziellen Karten wurden 
im Kriege noch eine Anzahl anderer Karten und Pläne benutzt, die teils militärischen 
Karten instituten, teils privaten Kartenanstalten entstammen, wie z. B. die Karten 
skizzen und Pläne verschiedener Bädeker, die Vogelsche Karte von Deutschland in
	        
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