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Die Kriegskartographie.
sogar auf jeder Karte ihre „instructions as to the use of the squares“. Ich habe fran
zösische Schriftstücke gelesen, in denen dem Soldaten das Koordinatennetz an der
Hand zahlreicher Skizzen ausführlich und populär erklärt wird.
Das deutsche Gitternetz finden wir nicht bloß auf den Karten in 1:50000,
1:25000, 1:10000 und 1:5000 wieder, sondern auch auf besondern Ausgaben der
Karte 1:80000, worauf es allerdings nicht mathematisch genau eingedruckt werden
konnte, aber immerhin für Übersichtszwecke gute Dienste leistete. Bei manchen
Armeen wurde ferner eine Gitternetzübersicht in 1:200000 konstruiert. Sie gab wie
die Karte 1:80000 die Blatteinteilung der Karte 1:25000 wieder und am Ost- und
Westrand die Einteilung der Koordinatensysteme der Nachbargebiete. Der Band trug
eine Minuteneinteilung der geographischen Längen und Breiten in sexagesimalem
und zentesimalem Gradmaß. Die Schnittpunkte der Meridiane und Parallelkreise
von 15' zu 15' alter Teilung wurden durch Kreuze bezeichnet, so daß man das geo
graphische Netz leicht ausziehen konnte, wenn es im besondern Fall benötigt wurde.
Die Verwendung des Blattes war eine mannigfaltige. Vor allem wurde es als Unterlage
für den Nachweis des Arbeitfortschritts und für die Aufstellung von Arbeitplänen
für die trigonometrische, topographische und kartographische Gruppe gebraucht.
Auch trigonometrische Netzbilder, Höhennetze u. dgl. ließen sich auf der Grund
lage dieser Übersicht sehr gut entwerfen. Bei Umrechnungen von geographischen
Koordinaten oder von Koordinaten der Nachbararmeen diente das Blatt als bequemer
Anhalt, der die Beclmung übersichtlicher machte und vor groben Versehen schützte.
Auf Grund des Gitternetzes hat sich die Punktbestimmung mit Hilfe des
Planzeigers entwickelt. Für Planzeiger — ein Wort, das zu allgemein ist — habe
ich die Bezeichnung „Koordinatmeter“ vorgeschlagen. Vielleicht dürfte der Ausdruck
„Koordinatmesser“ vorzuziehen sein. In zweifacher Form (obwohl im Grunde ein-
und dieselbe Form) ist er konstruiert worden, einmal als Spitzenzeiger, sodann als
Winkelzeiger. Nach jenem wird der gewünschte Punkt mit der Spitze eines recht
winkligen Hakens gezeigt, nach diesem im Scheitel, in der Innenecke der gleichen
Vorrichtung. 1
312. Der magnetische Richtungswinkel. Das Gitternetz spielte für die Artillerie
die wichtigste Bolle. Zuweilen traten Unsicherheiten auf, wenn es hieß, das Geschütz
nach der Karte einzustellen; und immer kehrte die Frage wieder: Wie groß ist die
magnetische Mißweisung? Wie liegt das Koordinatennetz dazu? Ich wies damals in
einem Vortrag vor Artillerieoffizieren in Wahn darauf hin, daß es nie Mißverständnisse
ergeben wird, wenn man scharf zwischen Koordinaten-, Geographisch- und Magnetisch-
Nord unterscheidet (vgl. Bild 33). Dabei ist auf die Meridiankonvergenz, den Winkel
zwischen geographischem Meridian (geographischer Nordrichtung) und der a:-Achse
des Gitternetzes, zu achten; sie wächst mit der Entfernung vom Null-Meridian (x-Achse
im Koordinaten-Nullpunkt) und wird nach W —, nach 0 -j- gerechnet.
Bekanntlich ist der Winkel zwischen geographischem Meridian (geographischer
Nordrichtung) und magnetischem Meridian (magnetischer Nordrichtung) die magne
1 Die erstere Art, im Kriege die gebräuchlichere, hat E. Fels abgebildet in P. M. 1919, T. 11;
die andere, für die sich besonders Baumgart ins Zeug gelegt hat (Die Bezeichnung von Kartenpunkten
mittels Meldegitternetz und Planzeiger. In: Technik und Wehrmacht. Berlin 1921. 11./12. Heft.),
erscheint jetzt, was sehr erfreulich ist, auf jedem neuen deutschen Meßtischblatt mit aufgedruckt,
wo der Koordinatmesser für den Gebrauch bequem herauszuschneiden ist.