Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Das Koordinatennetz. (Das Gitternetz.) 
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sind im Maßstab 1:100000 und 1:80000 gehalten und bringen in übersichtlicher Weise 
die wichtigsten lohnenden Ziele. Zuerst wurden sie für die 28 bis 40 km weittragenden 
Geschütze angefertigt, späterhin auch für andere (Ferngeschütze, Eisenbahngeschütze). 
Ich vermute, daß die Engländer den Gebrauch von Batterieplänen, den „artillery 
boards“, von den Deutschen übernommen haben, um so, wie sie selbst sagen, die Karte 
aufs bestmögliche auszunützen. Ihre ,,Artilleriepläne“ bestanden aus Zinkplatten, 
auf die wie bei uns die Karte stückweise in ihre genaue Lage aufgeklebt wurde. Sie 
sind jedoch nicht in diesem Umfang wie bei uns verwendet worden. 
Die französischen Artillerieoffiziere scheinen auf den Gebrauch von Batterie 
plänen im allgemeinen verzichtet zu haben. Mir ist kein Fall bekannt, daß man mit 
Ausnahme in Festungen eine Art von Batterieplan erbeutet hätte. Und trotzdem war 
man über das präzise Schießen erstaunt, was meiner Meinung nach in der bessern mathe 
matischen Schulung des französischen Artillerieoffiziers lag. Die deutschen Artillerie 
offiziere haben während des Krieges vieles nachholen und lernen müssen, besondeis 
von den technisch wissenschaftlich gebildeten Keserveoffizieren, wie mir gegenüber 
selbst der Generalinspekteur der Artillerieschießschulen, Generalleutnant Zieten, im 
Beisein.des Kriegsvermessungschefs gelegentlich einer Besprechung in Sedan betonte. 
Am meisten hat wohl der englische Artillerist lernen müssen. 
Den Batterieplänen wurden ständig Erläuterungen beigegeben, so daß ihre 
Handhabung in der Tat keine Schwierigkeiten bot. Einige von den bekanntem Vor 
schriften seien hier wiedergegeben: „Vermerke, für welches Grundgeschütz der Plan gilt! 
Die eigenen Infanteriekampfstellungen, mit besonderer Betonung der Hohlräume, müssen 
eingetragen sein, weil der Feind, der etwa eingedrungen ist, sofort in die Unterstände 
eilt und nun hinausgeschossen werden muß. Wo die Lage der eingetragenen Feind 
batterien dadurch unsicher wird, daß das ganze Gelände, in dem sie liegen, nur ungenau 
in die Karte gebracht werden konnte, muß der Batterieplan einen Hinweis erhalten. 
Ebenso, wenn sich in solchem Gelände wichtige Artillerieziele (Wegekreuze, Brücken 
usw.) befinden. Der Zweck ist, den Artilleristen darauf aufmerksam zu machen, daß 
er beim Schießen gegen solche Ziele die Streugrenzen erweitert. Wenn Batteriepläne 
für Feuerstellungen gefertigt werden, die zunächst nur durch einen Pfahl usw. im Ge 
lände bezeichnet sind, ist eine Einweisungsskizze 1:10000 auf die Bückseite zu kleben, 
aus der der genaue Ort des Nullgeschützes im Gelände hervorgeht. Ferner wird auf 
solchen Plänen der Winkel magnetisch-Nord- Grundrichtung angegeben, und außerdem 
die Grundzahl des Grundgeschützes. So ist jede Batterie imstande, auch in der Dunkel 
heit und bei unsichtigem Wetter die Geschütze auf die Grundrichtung einzurichten.“ 
In den Batterieplänen verdichten sich Sorgfalt, Wissen und Können der in der 
Hauptsache für die Artillerie schaffenden Vermessungsabteilungen. 1 Der ständige 
Wechsel der Batteriestellungen verlangte einen ständigen Artillerietrigonometer. 
Dazu waren nur Persönlichkeiten von hohem Fachkönnen und persönlicher Tüchtigkeit 
geeignet. In dem Batterie-, Beobachter- und Meßplan fand ihre Tätigkeit den Nieder 
schlag. Ihnen lag es ob, die Schießgrundlagen für das Wirkungsfeuer ohne Einschießen 
und für die anschließende Feuerwalze zu liefern. Einen guten Einblick in die artille 
ristischen Vermessungsarbeiten, die in den letzten Kriegsjahren hauptsächlich durch 
die Artillerietrigonometer erledigt wurden, gibt Lips. 2 
1 S. Boelcke, a. a. O., S. 87. 
2 Oberlandmesser Lips: Die artilleristischen Vermessungen i. d. letzten Kriegsjahren. Tn: 
Technik u. Wehrmacht. XXV. Berlin 1922, S. 62 — 77. 
Eckert, Karten Wissenschaft. II. 
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