Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die Kriegskartographie. 
ihrer Schießgrundlagen notwendigen trigonometrischen Festpunkte in der Nahkampf 
zone zu schaffen. Nur für Minenwerfertrupps, denen keine Meßtrupps beigegeben 
waren, fertigte die Vermessungsabteilung die Schieß-, Meß- und Feuerleitungspläne. 
Ausschnitte aus den Stellungskarten 1:10000 und 1:25000 waren die Infan 
terie- und Artilleriemeldekarten. Sie trugen am Rande oder auf der Rückseite 
einen Vordruck, den der Meldende im Gelände an der Hand der Karte ausfüllte. 
Handlich und deutlich mußten sie sein und keinen Eintrag der eigenen Stellungen 
enthalten, da sie leicht in die Hand des Feindes fallen konnten. Auch auf gegnerischer 
Seite wurden ähnliche Meldekarten gebraucht. 
Die Flieger beanspruchten gleichfalls ihre Sonderkarten. Bei der Landes 
aufnahme (Berlin) war die Karte 1:200000 zu einer Fliegerkarte umgearbeitet worden; 
auf ihr wurden die Eisenbahnen in Schwarz und die Landstraßen in Rot hervorgehoben. 
Für die Bombenabwurfgeschwader zeigten Karten in 1:80000 die gesuchten Ziele 
und Objekte in auffälliger -Farbe, wie Bahnhöfe, Unterkunfts- und Munitionslager. 
Eine besondere Fliegerkarte hatte ich herstellen lassen, die außer den Ortschaften 
nur die Verkehrswege, Wälder, Seen und Flüsse in entsprechenden Farben brachte; 
auf das Gelände war ganz verzichtet worden. Die Karte war klar, übersichtlich und 
im Flugzeug leicht zu überblicken. In den Höhen von 2000 m und mehr ebnet sich 
ein hügeliges Gelände vollständig ein, und Wälder, Straßen, Flüsse und Ortschaften 
wurden in vielen großem Gebieten der Westfront die wichtigem Kartenbestand 
teile als die Geländeformen. Für speziellere Aufgaben der Fliegererkundung mußte 
das Terrain vollständig wiedergegeben werden, was nur in großem Maßstabe ge 
schehen konnte. Zu diesem Zwecke wurden vielerorts die Fliegerbilder zu einem 
Kartenbild zusammengefügt und als „Luft“- oder „Fliegerkarte“ vervielfältigt. 
Die Pioniere erhielten ihre besonders bearbeiteten und gedruckten Karten, 
desgleichen die Telegraphentruppen. Interessant waren ferner die Karten, die 
durch auffälliges Kolorit die Stellen im Gelände zeigten, die von den feindlichen 
Ballons eingesehen wurden und infolgedessen durch das feindliche Artilleriefeuer 
gefährdet waren. Die Karten waren für die anrückenden Kolonnen und die in Stellung 
gehenden Mannschaften von großem Nutzen (s. auch oben Sichtkarte). 
Wichtig waren die vielen mehr oder minder geheimen Karten, die für das 
eigene Frontgebiet hergestellt werden mußten und verschiedenen Truppengattungen 
gleichzeitig dienten. Die Champagne pouilleuse oder die „Lause-Champagne“, wie 
sie von unsern Truppen genannt wurde, ist arm an großem Ortschaften, und die 
wenigen kleinen konnten die Truppenmassen nicht beherbergen. Wie kaum an 
andern Teilen der Front war hier der Lagerbau zu einem Charakteristikum der Kriegs 
landschaft geworden. An Gehängen klebte ein Lager am andern und in Wäldern 
reihte sich eins an das andere. Für die Lagerkarte erwies sich der Maßstab 1:25000 
als der geeignetste. Alle hatten sie ihre Namen, entweder nach den Heerführern, 
Regimentern, Volksstämmen, Städten oder nach ihrer gefährlichen Lage, wie Hexen 
kessel, Jammertal. Die Lagerkarten in 1 :25000 zeigten genau die Lager nach 
Lage, Ausdehnung, Benennung. Zugleich wurden auf diesen Karten die der Wasser 
versorgung der Truppen dienenden Einrichtungen mit gedruckt. Eine verwandte 
Karte war die der Belegungsfähigkeit der Lager. Diese Art Karte war bereits 
von den Manövern her bekannt, worauf an die einzelnen Ortschaften die Anzahl der 
Mannschaften und Pferde geschrieben wurde, mit denen die Orte belegt werden 
konnten. Auf den Kriegsgeländekarten rückte ich das graphisch statistische Element
	        
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