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Die Kriegskartographie.
Gewandt und sicher mußten sie arbeiten, vor allem den Blick für das Wesentliche
haben, daß kein Strich zu viel, keiner zu wenig war.
Kartographen, die in der Heimat gut, aber langsam arbeiteten, waren im Felde
nicht am Platze. Schnelle Auffassungsgabe und Entschlußkraft waren hier ebenso
notwendig wie beim tüchtigen Frontsoldaten. Freilich war auch im Felde an guten
Kartographen kein Überfluß, und viele Lithographen mußten erst zu tüchtigen Karto
graphen und Lagenkartenzeichnern herangebildet werden.
330. Die Arbeit des Photographen. Zwischen handschriftlich fertiggestellter
Karte des Kartographen und dem endgültigen Druck der Karte schob sich die Arbeit
des Photographen ein. Die photographische Reproduktionsanstalt hatte sich im
Laufe des Krieges zu einem wesentlichen Glied der Vermessungsabteilung aus
gewachsen. Abgesehen davon, daß die Lichtbildner (Photographen) Geländeabschnitte,
wichtige Panoramen, Kriegsschauplätze u. a. m. aufzunehmen hatten, blieb doch
ihre Hauptaufgabe die Reproduktion der kartographischen Originale. Dabei mußte
streng darauf geachtet werden, daß die Originale maßstabgetreu übertragen wurden .
Die Reproduktionsapparat mußte über ein großes und gutes Objektiv verfügen,
damit sich innerhalb der Größe eines Meßtischblattes keine Verzerrungen ergaben,
auch nicht an den Ecken. Die wichtigste Arbeit war, die Aluminiumplatte mit einer
lichtempfindlichen Schicht zu überziehen, daß sie ähnlich einer photographischen
Platte behandelt werden konnte, aus der zuletzt die druckfertige Platte entwickelt wurde.
331. Das Kartendruckverfahren. Druckereizüge und Druckereiautomobile. Das
Drucken von Aluminiumplatten war neben dem von Zinkplatten bei den Vermessungs
abteilungen sehr verbreitet. Von Stein wurde seltener gedruckt. Auf Aluminium
wurden alle vorkommenden Druckereiarbeiten, lithographisch, photoalgraphisch oder
autographisch ausgeführt. Das Verfahren beruht auf denselben Grundsätzen wie das
auf Stein; wie beim Stein ist es die größere oder geringere Geschicklichkeit des
Zeichners und des Druckers, ob Gutes oder Minderwertiges geschaffen wird. Es hat
den Vorzug, leicht und außerordentlich schnell Veränderungen und Neueintragungen an
den Druckplatten vornehmen zu können, es erspart vor allem großen Zeit- und Kraft
aufwand beim Hineinheben in die Druckpresse, bzw. beim Herausnehmen. Bei der
Arbeit auf Aluminium, die mit dem gleichen Material und denselben Manieren wie beim
Zeichnen auf dem lithographischen Stein erfolgt, ist auf die größte Sorgfalt und Sauber
keit zu achten. Sie erfordert zunächst vom Lithographen und sodann vom Drucker
eine erhöhte technische Sicherheit, wofür das Personal, das sich aus verschiedenen
Lithographenberufen und Druckereizweigen zusammensetzte, erst auszubilden war.
Die Situation der Karte 1:25000 wurde nie von der Originalplatte gedruckt,
sondern von einem auf Grund der Original platte hergestellten maßhaltigen Umdruck.
Mußten kleinere Korrekturen eingetragen werden, wurden sie auf Original und
Umdruck ausgeführt; handelte es sich um große Veränderungen, wie das Neueinsetzen
topographischer Aufnahmen usw., wurde nur die Originalplatte berichtigt und davon
ein neuer Umdruck hergestellt. 1
1 Mir war wohl bekannt, daß nicht alle Abteilungen die gleichen guten Erfahrungen mit dem
Aluminiumdruck gemacht hatten. Bei meiner Abteilung hatte es sich bewährt, daß ein kräftiger Über
druck, der etwas gestanden hat, bei sachgemäßer Behandlung und entsprechendem Material 20000
bis 30000 Drucke aushielt, unter Umständen sogar über 40000. Die Linien ließen dann allerdings
in der Klarheit nach. Trotzdem waren die Karten noch brauchbar.