Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

806 
Die Kriegskartographie. 
des Kriegsvermessungschefs. Auch die Franzosen hatten zwei Druckereizüge, ähnlich wie 
die deutschen, eingerichtet. Einige deutsche Vermessungsabteilungen hatten sich selbst 
Druckereizüge gebaut. 1 Die Erfahrung hat ergeben, Haß künftighin auf die in loco 
montierte Steindruckschnellpresse zu verzichten ist, und daß neben den Druckereizügen 
leistungsfähige Schnellpressen in standhafte, kräftige Automobile „Druckerei-Auto 
mobil“, die der Truppe leicht zu folgen vermögen, einzubauen sind. 1 2 Außer den Schnell 
pressen gab es bei jeder Vermessungsabteilung eine Anzahl Handpressen, die einzeln 
auch in jedem Druckereizug und bei jeder Divisionskartenstelle anzutreffen waren. 
332. Die Anzahl der während des Krieges hergestellten Karten. Das Karten 
druckwesen hatte sich bei einzelnen Armeen zu einer Höhe entwickelt, die kaum 
noch überschritten werden konnte. Vielleicht wurde schon zu viel gedruckt; und 
wenn Oberstleutnant Simonds bei den englischen Karten bedauert, daß sie nicht in 
genügender Menge vorhanden waren 3 , dürfte bei den deutschen Kommandostellen 
eine ähnliche Klage kaum laut geworden sein. Winterbotham hebt die seitens des 
Feldvermessungs-Bataillons geleistete Druckarbeit während der Schlacht bei Cambrai 
im November 1917 besonders hervor. Es wurden rund 182000 Kartenblätter 
(= 460000 Drucke) hergestellt. Von dem Bataillon selbst wurden mit Einschluß der 
in England (Southampton) gedruckten Karten etwa 332000 Stück herausgegeben. 
Wie dürfte Winterbotham erst staunen, wenn er hört, daß eine deutsche Vermessungs 
abteilung innerhalb 4 Wochen, und zwar von Mitte Juni bis Mitte Juli 1918 rund 
450000 Karten (= 1 y 4 Million Drucke) hergestellt hat und mit den vom stellver 
tretenden Generalstab in Berlin (der Landesaufnahme) gelieferten reichlich 300000 
Karten rund 3 / 4 Mill. Karten zur Verteilung brachte. Und das war die Arbeit nur 
von einer der 29 Vermessungsabteilungen, die 1918 im Felde standen. Wieviel 
Karten allein im Felde angefertigt worden sind, läßt sich nicht sicher feststellen; 
das Quantum dürfte hinter den von dem stellvertretenden Generalstab in Berlin 
gedruckten Karten nicht zurückgestanden haben, sondern diese noch bei weitem 
übertroffen haben. Der stellvertretende Generalstab hat während des Krieges 
275 Millionen Karten hersteilen lassen, wovon 249 Mill. bei der Kartographischen 
Abteilung der Landesaufnahme und 26 Mill. von Privatfirmen im Aufträge der Karto 
graphischen Abteilung gedruckt wurden. Darunter waren die meisten mehrfarbig, 
also mehrmals durch die Presse gelaufen. Bekannt waren auch die großen Zusammen 
drucke der Armeegebiete in 1:80000 und 1:100000. 
Die Druckleitung des k. k. Militärgeographischen Instituts in Wien ein 
schließlich des öst.-ungar. Kriegsvermessungswesens betrug nach W. Glotz 65 Mil 
lionen Kartenblätter im Durchschnittsformat 55 X 70, 4 
1 So hatte ich einen für meine Vermessungsabteilung besondern Druckereizug (4 Wagen) 
vollständig neu gebaut und eingerichtet, der sich recht gut bewährt hat. 
2 Wie ich in den Documents parlementaires vom Sept. 1920, S. 940 lese, sind die Franzosen 
von einem ähnlichen Gedanken beseelt gewesen. Es heißt da: „Der geographische Dienst sah sogar 
vor. Vermessungsabteilungen zu schaffen, die auf Automobilen eingerichtet waren, um einer Armee 
im Bewegungskrieg leicht folgen zu können.“ 
3 Oberstl. Simonds i. Geogr. Journ. LIII. 1919, S. 275. 
4 W. Glotz: Das Militärgeogr. Institut 1818—1918. Kartogr. Z. hg. v. K. Peucker. X. 
Wien 1922, S. 43. Wie aber Ed. Brückner i. d. Mitt. des Deutsch, u. Österr. Alpenvereins 1919, 
S. 72, schreiben kann: ..Insgesamt wurden im Militärgeographischen Institut während des Krieges 
310 Millionen Karten gedruckt, von denen ein sehr großer Teil mehrfarbig war, also mehrmals durch 
die Presse laufen mußte“, ist mir unbegreiflich.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.