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Es lohnt sich nicht, gar zu lange Zeit zu den Ablesungen zu verwenden, da durch Aenderungen der
Instrumententemperatur, zu vieles Klopfen u. s. w. ganz andere als die richtigen Messungszahlen erzielt
werden können. Wohl aber empfiehlt es sich, wo es angeht, die Höhenunterschiede zweier aufeinander
folgender Punkte abzuschätzen und die Schätzung mit der Angabe des Aneroids im Felde zu vergleichen,
wobei ein Zehntel Millimeter genau genug mit einem Meter Höhe übereinstimmend angenommen werden kann.
Falsche Angabeix der Aneroide fallen dabei leicht in die Augen.
6. Untersuchung der Aneroidbarometer und Bestimmung der Correctionstabellen.
Da die Correctionen der Aneroide in längeren Zwischenzeiten sich ohne Gesetzmässigkeit ändern,
von ihrer richtigen Bestimmung aber die Richtigkeit der Messungsresultate abhängt, so ist es erforderlich,
mindestens einmal jährlich eine Neubestimmung der Correctionen vorzunehmen.*) Zu diesem Zwecke müssen
die Instrumente einmal bei gleichem Luftdruck und verschiedenen Eigenwärmegraden, dann bei gleicher Tem
peratur und verschiedenem Luftdruck beobachtet und mit einem Normalquecksilberbarometer verglichen
werden.
Professor Dr. C. Koppe hat im Jahre 1883 an der technischen Hochschule zu Braunschweig eine
Vergleichsstation für Aneroidbarometer eingerichtet und benutzt gemäss einer Ankündigung in der Zeitschrift
des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover (Jahrgang 1884) zur Untersuchung der Instrumente bei
verschiedenem Luftdrucke ein gusseisernes Gefäss, in welchem die Luft verdichtet und verdünnt werden
kann, verbunden mit einem Gefässbarometer, einer Handluftpumpe und einem Windkessel, welcher bewirkt,
dass die Druckänderungen ganz allmählich vor sich gehen. Ferner gehört dazu ein Normalquecksilber-
barometer. Das gusseiserne Gefäss hat eine cylindrische Form von 30 cm Durchmesser und 20 cm Tiefe im
Lichten. Es wird verschlossen durch einen gusseisernen Ring mit starker Glasplatte, welcher durch acht
starke Schrauben gegen den Rand des Gefässes gepresst wird. Zur Dichtung dient ein Gummiring zwischen
ihm und dem Gefässe. Zwei Stopfbüchsen gestatten durch Uebertragung mittelst kleiner Zahnräder in dem
luftdicht verschlossenen Gefässe Einstellungen und Erschütterungen der zu untersuchenden Aneroide vorzu
nehmen ; letztere können, auf verschiedenen Unterlagsplatten befestigt in wagerechter und senkrechter Lage
beobachtet, auch beliebige Zeit einem gleichen Luftdrucke ausgesetzt werden. Eine wohl zu beachtende
Forderung ist, die Aneroide während der Untersuchung so zu befestigen, dass sie keinen einseitigen Druck
erfahren und sich unter denselben Bedingungen befinden, unter denen sie benutzt werden.
Zur Untersuchung des Temperatureinflusses dient ein Kasten aus Eisenblech von 80 cm Länge, 65
cm Breite und 35 cm Höhe. In ihm hängt ein zweiter hölzerner mit Blech ausgeschlagener Kasten, dessen
Abmessungen je 10 cm geringer sind, sodass zwischen den Wänden beider ein Zwischenraum von 5 cm
bleibt. Dieser wird mit Wasser gefüllt, durch Eis abgekiihlt oder mittelst zweier Gasbrenner erwärmt. Die
Erwärmung kann sehr langsam vorgenommen und im inneren Kasten die Temperatur innerhalb eines Grades
unverändert erhalten werden. Die Aneroide stehen in ihren Lederumhüllungen auf Holzunterlagen im inneren
Kasten und die Temperatur kann durch eine im Deckel angebrachte Glasscheibe beobachtet werden.
Die Ausgleichung der Beobachtungen geschieht durch Zeichnung in sehr einfacher und vollkommen
ausreichender Weise, wie sie auf der beigefügten Tafel I für das Aneroidbarometer Goldschmid-Hottinger
No. 3512 — untersucht im December 1886 — dargestellt ist:
Fig. 1 mit zugehöriger Tabelle a giebt die Ermittelung der Temperaturcorrection an. Das Aneroid
barometer wird bei gleichbleibendem Drucke verschiedenen Temperaturen ausgesetzt; in dem vorliegenden
Falle Temperaturen von — 5° bis + 30° C. Trägt man die Temperatur auf einer Abscissenaxe (5° = 1 Cen-
timeter), die sich ergebenden zugehörigen Aenderungen des Aneroidbarometerstandes (1 mm Aneroidablesung
= 1 cm) als Ordinaten auf und zieht durch die mit X bezeichneten Beobachtungspunkte eine ausgleichende
Linie, so lässt sich auf Grund der letzteren die Temperatur-Correctionstabelle aufstellen, in welcher ange-
*) Vergleiche den Aufsatz über Aneroide und ihre Verwendbarkeit zu barometrischen Höhenmessungen von Prot. Dr. Koppe.
Deutsche Bauzeitung 1886 No. 39 u. 41.