Horizontpunkte in die Barographencurve fallen werden, wenn der Luittemperaturmaassstab richtig gewählt ist, während'
sie hei unrichtigem Luittemperaturmaassstahe je nach der Lage der Festpunkte zum gewählten Horizont und ihrem kleineren oder
grösseren Abstand von demselben nach rechts oder links, in kleinerer oder grösserer Entiernung von der Barographencurve zu liegen
kommen.
Die Horizontcurve wird demnach bei falscher Annahme der Lufttemperatur T der Gleichung (5) die Barographencurve
schlangenförmig umziehen. Nun ist es ein Leichtes zu erkennen, oh die Temperatur T zu gross oder zu klein gewählt wurde
Meistens ist das letztere der Fall. Im ersten Falle hat der Lufttemperaturmaassstab eine zu kleine Tlieilung und die Horizont
punkte erreichen im Diagramm vom Festpunkte aus gesehen die Barographencurve nicht, während wenn T zu klein angenommen ist
der Lufttemperaturmaassstab eine zu grosse Tlieilung hat und die Horizontpunkte über die Barographencurve hinausschiessen. In
dem anliegenden auf Tafel VI dargestellten Diagramm z. B., welches mit dem Maassstabe für die beobachtete Lufttemperatur
-+- 15° aufgetragen wurde, umzieht die Verbindungslinie der Horizontpunkte die Barographencurve auch derart schlangenförmig, dass
mit einer grösseren Temperatur T und dazu gehörigem Lufttemperaturmaassstahe mit kleinerer Theilung ein besseres Zusammen,
fallen der Horizontcurve mit der Barographencurve erzielt werden könnte. Durch Versuchen von mehreren Festpunkten aus wird
man leicht denjenigen Lufttemperaturmaassstab finden, welcher die damit aufgetragenen Horizontpunkte am besten mit der
Barographencurve zum Zusammenfallen bringt, d. h. man wird durch einiges Versuchen die der Höhenformel ent
sprechende corrigirte Lufttemperatur T mittelst Rückschluss aus den Aneroi dbeobachtungen über Fest
punkten bestimmen können. Dabei kann es wohl Vorkommen, dass für die Dauer der ganzen Tagesaufnahme ein und
dasselbe T nicht beibehalten werden kann, mit anderen Worten, dass das speeifische Gewicht der die Messungen umhüllenden Luft
schicht sich ändert. Es steht dann nichts im Wege mit dem T, also auch mit dem Lufttemperaturmaassstahe ein oder zweimal am
Tage zu wechseln. Meistens wird aber die Annahme einer berichtigten Lufttemperatur T genügen.
Auffallend aus der Barographencurve lierausfallende Horizontpunkte von Festpunkten sind für die Bestimmung der Luft
temperatur T nicht zu benutzen, da sie Fehler in der Messung vermuthen lassen. Erfahrungsgemäss gehen die Aneroidbarometer
nach längerer Ruhe etwa in der Zeit der ersten halben Messungsstunde sehr abweichende Resultate. In dieser Zeit sind möglichst
viele Festpunkte abzulesen, welche aber für die Bestimmung von T nicht zu benutzen sind, wogegen auf dieser Strecke die Horizont
curve auch möglichst durch die Horizontpunkte zu ziehen ist. Gehen im weiteren Verlauf der Messung in Bezug auf Beobachtungs
zeit nahezusainmenliegende Festpunkte erheblich (mehr als 2 m Höhe) voneinander abstehende Horizontpunkte, so ist zu untersuchen,
oh kein Messungstehler vorliegt. Für den weiteren Verlauf der Horizontcurve ist die Bedingung massgebend, dass barometrisch
bestimmte Doppelpunkte bei gleichem T (vergl. Abschnitt IV, 4) von derselben gleich weit abliegen müssen, ferner gieht die Gestalt
der Barographencurve Anhaltspunkte für die Form der Horizontcurve. Dieselbe muss nach den verschiedenen Richtungen hin geprüft
werden und Unklarheiten müssen, wenn nöthig seihst durch nachträgliche Messungen klargelegt werden. Die Horizontcurve
des Anero iddiagramms muss möglichst durch die Horizont punkte der Festpunkte gehen, es muss
für sie die Bedingung dergleichen Abstände der Doppelpunkte möglichst erfüllt sein und sie
muss im Allgemeinen möglichst die Gestalt der Barographencurve haben Vollkommen mit letzterer
zusammenfaren kann sie nicht, denn in ihr sind ausser den etwaigen Messungsfehlern noch die unvermeidlichen Abweichungen im
Gange des Feldaneroids vom Gange des ruhig stehenden Barographen vorhanden.
Die Horizontcurve ist jedoch nach sorgfältiger Berichtigung die zuverlässigste Grundlinie fiir die
Höhenablesungen der gemessenen Zwischenpunkte. In dem anliegenden Diagramm (Tafel VI) ist die Barographen
curve mit einer starken, die Horizontcurve mit einer leichten Linie bezeichnet, es empfiehlt sich zum besseren
Unterschiede für das Auge dafür zwei verschiedene Farben, etwa blau und roth zu nehmen. Das in vor
stehender Weise ausgearbeitete Aneroiddiagramm ist dem leitenden Ingenieur zur Prüfung vorzulegen und von
demselben, wenn es richtig befunden ist, zu unterschreiben. Ist die Horizontcurve endgültig festgelegt, so kann
man mit dem Lufttemperaturmaassstabe die Höhe der einzelnen Punkte zurückschliessend ablesen, indem man
ihren positiven oder negativen Abstand von der Horizontcurve unmittelbar auf halbe Meter abgerundet abliest,
z. B. Punkt 71 liegt mit dem Lufttemperaturmaassstabe für -f- 15° gemessen um 64,5 m unter dem Horizonte
-f- 430 m, hat also die Höhe 365,5 über N. N. Die Lufttemperaturmaassstäbe, in denen die Hunderter
bezeichnet, aber nicht benannt sind, eignen sich dann zum unmittelbaren Ablesen der Höhen, wenn man den
Maassstab bei der der Horizonthöhe entsprechenden Stelle anlegt. Dass das Aneroidbarometer in Augenhöhe
und nicht in der wirklichen Bodenhöhe des Punktes abgelesen wird, braucht nicht besonders berücksichtigt
zu werden, da für die mit dem Aneroid beobachteten Festpunkte diese Keduction auch nicht vorgenommen,
sondern dafür direkt die nivellirten Höhen eingeführt werden.
So umständlich die Beschreibung des Verfahrens für die Höhenermittelung der barometrisch gemessenen
Punkte ist, so einfach rasch und übersichtlich verläuft die Anwendung desselben.
Die Barographencurve, einmal aufgetragen, kann für eine beliebige Anzahl gleichzeitig arbeitender Aneroidbarometer
benutzt werden, und die Ermittelung der Höben erfolgt mit den zwei Maassstäben: Seehöhenmaassstab und Lufttemperaturmaassstab,