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Vierzehnter M schnitt.
II. Höhenmessungen.
A. Das trigonometrische Höhenmessern
8- 101.
Werden Höhen oder Zenithwinkel mit dem Theodolitherr gemessen,
so sind die gefundenen Werthe wegen der Strahlenbrechung zu verbessern.
Denkt man sich nämlich von dem Erdcentrum aus unendlich viele Kugel
flüchen zwischen dem Auge 0 des Beobachters und dem anzuvisirenden
Punkt 8 des lothrechten Gegenstandes geschlagen, so wird dadurch die
Atmosphäre in unendlich viele concentrische Schichten zerlegt, innerhalb
welcher die Dichtigkeit constant ist. In Folge des Druckes, den die
obern Luftschichten auf die untern ausüben, ändert sich aber die Dich
tigkeit von Kugelschicht zu Kugelschicht stetig. Nach den Brechungs
gesetzen wird daher ein von 8 ausgehender Strahl beim Uebergang von
einer Luftschicht in die nächstfolgende untere dem Einfallslothe zu gebro
chen und so statt einer geraden Linie eine Curve beschreiben, welche
concav gegen die Erdoberfläche ist; den Punkt 8 glauben wir in der
Richtung des letzten Curvenelementes, d. h. in der Tangente im Punkte
0 (Fig. 174) zu sehen, messen also den Winkel YOT statt VOS.
Den Winkelfehler 8 Ol nennt man Refraction. — Gewisse Zustände
der Atmosphäre können auch bewirken, daß die Lichtcurve convex gegen
die Erdoberfläche wird, so z. B. wenn in Folge der Erwärmung an
der Erdoberfläche die untern Luftschichten dünner werden als die obern.
In diesem Falle wird die Refraction negativ.
Mit aller Feinheit und Schärfe gemachte Beobachtungen führten
ferner Struve zu der Annahme einer Lateral- oder Seitenrefraction,
womit ein Austreten des Lichtstrahles aus der Vertikalebene bezeichnet ist.
Der Einfluß derselben ist jedoch größer auf die Horizontal- als auf
die Höhenmessungen und wird hier unberücksichtigt gelassen.
Um nun einen Ausdruck für den Refractionswinkel 8 O T — p
zu finden, nehmen wir an, die Lichtcurve sei ein Kreis; ist L der