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Fernrohrs senkrecht und coneentrisch gegen die Seele in sol
chem Abstande vom Ocularglase befestigt, dass das Auge
ein zartes und deutliches Bild davon erhält.
Die an jeder Linse gebrochene Linie, welche von den
Axen der von einem beliebigen Objectpunkte ausgehenden
und zuletzt im Bilde auf der Netzhaut des Auges sich zu
einer Spitze vereinigenden Strahlenkegel gebildet wird, kann
man einfach als die zu jenem Objectpunkt gehörige Seh
linie benennen. Die nur noch der terrestrischen Strahlen
brechung unterliegenden und desshalb hier als gerade anzu
sehenden ausserhalb des Fernrohrs auf der Objectivseite
liegenden Strecken der zu dem obersten und der zu dem
untersten Fadenkreuzpunkte gehörigen Sehlinien, bilden als
dann, rückwärts verlängert, gegen einander einen in der
Vertikalebene durch die Fernrohrseele gelegenen kleinen
Winkel. Dieser kleine Winkel ändert sich nur noch bei dem
Aus- und Einschieben des Oculars, welches zum Zwecke der
Einstellung des Fernrohres auf das individuelle Auge und
auf die grössere oder geringere Entfernung des anvisirten
Objects nöthig wird, um ein ganz unwesentliches Mass und
ist desshalb für die Praxis als constant anzusehen. Richtet
man nun das Fernrohr wagerecht auf ein geradliniges
lothrecht stehendes Object, so ist leicht ersichtlich, dass
die doppelte trigonometrische Tangente der Hälfte jenes
kleinen constanten Winkels, multiplicirt mit der Distanz
des anvisirten Objects von dem Scheitelpunkte jenes
Winkels, genau gleich ist demjenigen Stücke, welches die zu
jenen Fadenkreuzungspunkten gehörigen Sehlinien an dem
geradlinigen Object abschneiden. Vergleicht man die Zeichnung
Fig. 2, so ergiebt sich hierfür der Ausdruck:
1 . 2 . tg. (f'/ 2 = L . oder 1
L
2 . tg. (pl 2
Wählt man also zum Object einen Gegenstand, an wel
chem die Länge L mittelst des Fernrohrs leicht abzulesen
ist, z. B. eine Nivellirlatte, so kann mit Hülfe des ein für
allemal jo nach der Individualität des Instruments zu ermit
telnden Winkels (p die Distanz 1 leicht gefunden werden. Man
timt nunmehr gut, weiterhin den Winkel (f so einzurichten,
dass die Grösse 2 . tg. </>/ 2 eine thunlichst bequeme Ver-
liältnisszahl bildet. Die beste Gelegenheit dazu ist die, wenn