Full text: Tafeln zur Berechnung der Coordinaten ohne Logarithmen bei Gemarkungs-, Flur- und Gewann-Vermessungen, sowie bei Forstvermessungen und Wasserwägungen mit dem Theodolit

II 
wünschte Lage bringen und mit den Schraubenmuttern bei F so 
feststellen kann, dass sie sich durchaus nicht verschieben. Ein 
solches Tischchen wird leicht von jedem Schreiner und Schlosser 
gefertigt werden können. 
§• 3- 
Es dürfte vorerst, ehe wir zur Erklärung des Gebrauchs des 
Instruments und der Vermessungsmethode übergehen, nicht über 
flüssig sein, die Vorbereitungen anzugeben, welche erforderlich 
sind, um mit Sicherheit beobachten zu können. 
Beim Oeffnen des Kästchens, in welchem der Theodolit ver 
wahrt ist, und während des Auspackens des Instruments muss 
man sich vor allen Dingen genau merken, wie das Ganze ge 
packt ist, damit man Alles wieder an die gehörige Stelle zu 
bringen im Stande ist. 
Beim Aus- und Einpacken des Instruments ist Vorsicht zu 
empfehlen, weil es durch unrichtige Lage oder unvorsichtiges 
Anstossen an dasselbe leicht Schaden leiden kann. 
Ist das Tischchen beiläufig über den Stationspunkt gestellt, 
so wird der untere Theil des Theodolits mit seinen Fussschrau- 
ben D auf die Metallplätt;chen abc gesetzt und er kann nun, so 
lange er nicht durch die Flügelschraube mit dem Stativ festge 
schraubt ist, leicht hin und her geschoben werden. Hierauf schiebt 
man den Mittelpunkt des Instruments mit Hülfe des Lothes S genau 
über den Stationspunkt, geht aber hierbei, sowie bei den nach 
folgenden Operationen, mit gehöriger Vorsicht zu Werke, damit 
nicht an das Stativ oder gar an das Instrument angestossen werde. 
§• 
Hierauf stellt man das Instrument auf folgende Weise ho 
rizontal : 
Vorerst lüfte man die Schraube C ; , welche die Alhidade an 
dem Kreis AB festhält. Man sehe nun nach, nach welcher Seite 
zu die Blase in der Dosenlibelle G steht, suche sie vermittelst 
der Fussschrauben D durch Auf- und Abschrauben genau in die 
Mitte zu bringen und drehe dann die Alhidade nach allen Sei 
ten. Bleibt dabei die Blase genau in der Mitte, so ist es ein 
Zeichen, dass die Libelle parallel mit dem Kreise steht. Sollte 
dies aber nicht der Fall sein, so wird man dadurch leicht diesen 
Fehler corrigiren, dass man ungefähr die Hälfte dieses falschen 
Standes mittelst der Fussschrauben und die andere Hälfte mit 
den unten am Rande der Libelle angebrachten Stellschrauben ver 
bessert. Bringt man nun die Alhidade wieder auf den alten 
Stand zurück, und findet man dann immer noch eine Abwei 
chung der Blase, so setze man dieses Verfahren so lange fort, 
bis nach allen Richtungen hin sie genau die Mitte hält; eine 
Arbeit, die bei der Dosenlibelle nicht viel Zeit erfordert. In der 
Regel wird man diese Operation selten vornehmen müssen, da 
bei der soliden Construction der Siener’schen Instrumente, die 
Libelle einmal mit dem Kreise parallel gestellt, selten mehr ab 
weichen wird. 
§• 5. 
Ehe man nun zu etwas Anderem schreitet, überzeuge man 
sich, ob das Fernrohr in Ordnung ist, insbesondere ob der Ge 
genstand, welchen man pointirt, keine Parallaxe hat. 
Die innere Einrichtung des Fernrohrs ist nämlich folgende: 
Das nach dem entfernten Gegenstände hin liegende Objek 
tivglas macht innerhalb der Röhre ein kleines Bildchen von die 
sem Gegenstand, und dieses Bild wird durch den Okulareinsatz, 
wie durch ein Vergrösserungsglas betrachtet. An der Stelle des 
Bildes befindet sich das Fadenkreuz, welches aus zwei nahe bei 
einander stehenden vertikalen und einem horizontalen Spinnenfa 
den zusammengesetzt ist, oder auch aus zwei reehtwinklich sich 
kreuzenden Fäden besteht und zum Pointiren beim Winkelmes 
sen dient. Ist das Objektiv - Glas zu nahe an dem Fadennetz, 
so wird das Bild diesseit des Fadens zu Stande kommen und 
sich zu bewegen scheinen, wenn man das Auge vor dem Oku 
larglas hin- und herbewegt. Eine ähnliche Erscheinung findet 
Statt, wenn das Objektivglas zu weit von dem Fadennetz ent 
fernt ist, nur mit dem Unterschiede, dass sich das Bild im ör- 
steren Falle in entgegengesetzter Richtung der Bewegung des 
Auges, im andern Falle aber in derselben Richtung zu bewegen 
scheint. 
Beide Erscheinungen heissen die Parallaxe, welche blos von 
der verschiedenen Entfernung der Gegenstände, nicht aber von 
der Verschiedenheit des Auges abhängt; sie wird weggeschafft, 
wenn man das Fadennetz, welches in der Okularhülse sitzt, zue ‘st 
so stellt, dass man die Fäden deutlich und schwarz sieht, wás 
man mit dem kleinen eingeschobenen Röhrchen f durch Hin- 
und Herschieben je nach dem Auge des Beobachters bewerkstel 
ligen kann, und dann nach dem entfernten Gegenstände visirt 
und dabei vermittelst der bewegbaren Schräubchen gh das Oku 
lar- sammt Fadenkreuz hineinschiebt, wenn der Gegenstand auf 
dieselbe Seite zu gehen scheint, auf welche sich das Auge be 
wegt; oder dasselbe herauszieht, wenn der Gegenstand sich auf 
die entgegengesetzte Seite zu bewegen scheint. Hiermit wird 
so lange fortgefahren, bis das Bild des Objekts auf das Faden 
kreuz fällt, in welchem Falle Objekt und Kreuz aufeinander zu 
kleben scheinen. 
Ob der Vertikalfaden parallel mit der Bewegungsebene des 
Fernrohrs steht, untersucht man dadurch, dass man vor densel 
ben irgend einen entfernten Punkt bringt, das Fernrohr auf- und 
abbewegt und sieht, ob die Mitte dieses Punktes bei allen Lagen 
des Fernrohrs von dem Vertikalfaden stets gedeckt wird. Ist 
dies nicht der Fall, so muss das Fehlende durch Drehen des 
Fadenkreuzes ebenfalls vermittelst der Schrauben g und h cor- ' 
rigirt werden. 
§• 6- 
Ist das Instrument auf die oben bezeichnete Weise horizon 
tal gestellt, die Parallaxe verbessert, der Vertikalfaden in die 
gehörige Lage gebracht, so fängt man die Messung eines Hori 
zontalwinkels damit an, dass man die Arretirung der Noniusplatte 
bei C' lüftet, sodann die Mikrometer-Vorrichtung bei C 1 (nie 
aber das Fernrohr zu diesem Zweck) anfasst und die Nonius 
platte so lange dreht, bis das Signal linker Hand im Felde des 
Fernrohrs erscheint. 
Nun lese man die Angabe der beiden Nonien des Horizon- 
tal-Kreises durch die Loupen mn, welche bei diesen neusten In 
strumenten an der Alhidade befestigt sind und nur so weit die 
Nonien reichen sich leicht hin- und herbewegen lassen, und no* 
tire dieselben in der Rubrik „Signal links“ des nachstehenden 
Formulars: 
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