gleichmäßigen Ausbildung auf allen Teilgebieten — gerade
dieser Teil der Vorbildung in der jüngeren Vergangenheit ganz
besonders stark zu kurz gekommen. Mles Wissen, so wichtig es
auch sein mag, ist gerade für den Ingenieur Gielleicht mit
Ausnahme der ausgesprochenen Ingenieur-⸗Wissenschafter) nur
von fraglichem Wert, solange es ihm nicht Werkzeug zum
Handeln geworden ist. Kaum ein anderer Beruf stellt seine
Fachleute in gleichem Grade wie den Ingenieur stets und
ständig vor die Nötwendigkeit zu eigenen Entschlüssen. Dazu
befähigt ihn sein Wissen erst, wenn er es als Werkzeug zu be—
nutzen vermag. Dessen richtige Anwendung zum Segen seines
Volkes ist aber weit schwerer zu erlernen als das Wissen an sich.
Für die Gestaltung der Übungen läßt sich keine Stunden—
einteilung liefern, sondern nur Richtlinien und einige feste
Grundsätze. Dabei ist scharf zu unterstreichen: Sie erfordern
weit mehr Zeit, Reifungsvorgänge und persönliche Anstrengung
des Studierenden als das bloße Erlernen des Wissensstoffes.
Daher ist gerade hier vor zu vielseitigen Forderungen zu war—
nen, dagegen sorgsame Beschränkung geboten. Dafür ist vom
Studenten ein volles und gründüches Durchdringen jeder
bearbeiteten Aufgabe zu verlangen.
Folgende Grundsätze werden genügen, um die künftige
Ordnung zu beurteilen und daraus einzelnes abzuleiten:
1. Das Mindestmaß an Übungsarbeiten, deren Ein—
reichung vom Frontler zwecks Zulassung zur Diplomprü—
fund gefordert wirde ent auf dessen Kerngebiet zu
beschränken.
Hier aber ist der Nachweis zu verlangen, daß er sein Fach
tatsächlich beherrscht oder es mindestens zu beherrschen ver—
spricht. Er muß nach Erledigung einfacher und einführender
Aufgaben auch aänsprüchsvollere selbständige Arbeiten von tat—
sächlichem Wert vorlegen, die zum Schluß der Übungen über
eine allzu enge Beschränkung auf das Kernfach hinausgreifen
und zeigen, wie er mit hineinspielenden Fragen der Naͤchbar—
gebiete fertig zu werden vermag. Ferner ist im Übungsbetrieb
stets die Dürcharbeitung geeigneter Fragen an Hand des
Schrifttums und eine krische Stellungnahme hierzu zu
fordern. In dieser Hinsicht zeigen die Dipl.«Ingenieure bisher
oft eine erschreckende Hilflosigkeit und Ungeschicklichkeit.
2. Bereits gegen Ende des 1. oder 2. Semesters nach der
Vorprüfung ist eine möglichst dem praktischen Leben ent—
nommene größere Aufgabe zu stellen, die er außer dem Ver—
treter seines Kerngebietes in stetiger Fühlung mit einem oder
je nach Umständen auch zwei weilleren Lehrstühlen soweit zu
lösen hat, wie man es von einem brauchbaren Diplom⸗In⸗
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