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Vorwort des Herausgebers.
auch bei sorgfältigster Bearbeitung noch zahlreiche Lücken aufvveiscu würde.
Es muss daher jedem einzelnen Leser überlassen bleiben, sich selbst, so
gut es geht, in den Ideeengang der Galois’sehen Abhandlungen hineinzu
arbeiten. .Eine kleine Hülfe kann ihm hierbei der zweite Band von Serret’s
Cours d’algebre super ¿eure*) leisten, in welchem sich die betreffenden
Galois’sehen Abhandlungen teilweise analysiert finden. Die Abhandlungen
Abel’s sind leichter verständlich; ich habe mich daher jeglicher Bemerkung
über die von Abel selbst veröffentlichten Abhandlungen enthalten und nur der
hinterlasscnen fragmentarischen Abhandlung S. 57 einige Notizen beigegeben,
um die einen grossen Teil derselben ausmachenden, fast ohne jeden ver
mittelnden Text aneinandergereihten Formeln zu erläutern. Dass ich da
bei im Wesentlichen die im zweiten Bande der von Sylow und Lie besorgten
Ausgabe der Abel’schen Werke enthaltenen Noten wiedergebe, wird mir,
denke ich, nicht als Unrecht angerechnet werden, da ich mir durch diese
Publikation durchaus kein eigenes wissenschaftliches Verdienst zu vindicieren
beabsichtige.
In einem kurzen Anhänge gebe ich einige die algebraische Auflösung
der Gleichungen betreffende historisch interessante Notizen aus den Briefen
Abel's an Holmboe und Grelle, sowie einige kleinere Bemerkungen von
Galois. Obwohl die letzteren sich nicht auf die algebraische Auflösung
der Gleichungen beziehen und auch sonst kein grösseres Interesse bean
spruchen können, habe ich sie doch hier aufgenommen, weil sie einerseits
nur ein paar Seiten einnehmen und andererseits dazu dienen, die vorliegende
Ausgabe der Abhandlungen von Galois zu einer vollständigen zu machen.
Abel und Galois sind bekanntlich beide im jugendlichsten Alter der
Wissenschaft entrissen worden; Abel starb im 27. Lebensjahre an einer
heimtückischen Krankheit, Galois fiel, noch nicht 21 Jahre alt, im Duell.
Und doch haben sie Unsterbliches geleistet, und doch hat ihr durchdringender
Geist die mathematische Wissenschaft in einem grossen Teile völlig umgestaltet
und ihr neue Bahnen gewiesen. Möge die vorliegende Ausgabe einiger
ihrer Abhandlungen dazu beitragen, die Jünger dieser Wissenschaft zum
fleissigen Studium der Werke jener Geisteshelden anzuspornen, um aus
diesem nie versiegenden Urquell immer neue Wahrheiten zu schöpfen.
*) Deutsch bearbeitet von G. Wertheim, Verlag von B. G. Teubner, Leipzig.