Weierstrass’ Beweis von der Transcendenz der Zahl n. 123
Kreisradius, mittels Zirkel und Lineal d. h. durch eine gewisse
Reihe von Construktionen der genannten beiden Arten con-
struirbar sein soll, so muss ihre Grösse ermittelt werden
können, indem man eine entsprechende Reihe von algebraischen
Gleichungen der angegebenen Art löst und verknüpft. Die
gesuchte Grösse entsteht mit andern Worten aus der Ge
gebenen mittels einer Reihenfolge rationaler Operationen und
Wurzelausziehungen, sodass, wie leicht einzusehen ist, eine
gewisse algebraische Gleichung hergestellt werden kann,
welcher sie genügt. Ihr Werth wäre demnach — mit Be
nutzung des von uns eingeführten Ausdrucks — eine algebra
ische Zahl. Ist nun aber die Seite jenes Quadrates eine
solche, so ist’s auch der Inhalt des Quadrates, welcher, wenn
er dem Inhalte des Kreises vom Radius r gleich sein soll,
bekanntlich durch nr 2 oder, falls wir den Kreisradius zur
Längeneinheit wählen, durch die Zahl tc gemessen wird. Diese
müsste also, wäre die Quadratur des Kreises möglich, eine
algebraische Zahl sein; da wir sie als eine nicht algebra
ische erkannt haben, ist die Quadratur des Kreises unmöglich.
So ist es das rühmliche Verdienst des Herrn Linde
mann, indem er uns die an sich höchst interessante Erkennt-
niss vermittelte von der eigentlichen Natur der Zahl n, zu
gleich eins der berühmtesten Probleme der Mathematik
endgiltig, wenn auch in negativem Sinne, erledigt zu haben;
und dies Verdienst wird auf keine Weise durch die grössere
Einfachheit geschmälert, welche dem späteren Beweise von
Weierstrass vor dem seinigen den Vorzug giebt. Aber
freilich darf man nicht vergessen, wie ihm durch die geist
volle Untersuchung des Herrn Ch. Hermite über die Zahl e
die principielle Grundlage schon gegeben war, auf der er nur
weiterzubauen brauchte und die allein den Erfolg seiner Be
mühungen ermöglichte.
7. Die Abhandlung von Weierstrass enthält nun auch
noch den Beweis einiger allgemeineren Sätze, welche Linde
mann gleichfalls schon ausgesprochen, aber ohne ausgeführten
Beweis gelassen hat. Wir wollen uns, indem wir in dieser
Hinsicht auf die Abhandlung selbst verweisen, damit begnügen,
nur diese Sätze selbst hier anzufügen.