Kopenhagen, d. I5 ten December 1819. 
Werthester Freund! 
Sie hätten schon lange eine ausführliche Nachricht von mir 
erhalten, wenn ich nicht iheils durch die Beobachtungen in 
Lysabbel, theils in den ersten Tagen meiner Ankunft hier, durch 
so mannigfache Geschäfte und Besuche zu zerstreut gewesen 
wäre, um Ihnen einen ordentlichen Bericht, wie es sich gebührt 
abzustatten. Ich will jetzt nachhohlen so gut ich kann. Zu 
vörderst lege ich Ihnen einen Brief von Rümker bei, aus dem 
Sie das, was Sie über das Passageninstrument vermutheten, be 
stätigt finden werden. Er enthält auch Curiosa über ein Un 
geheuer von Sector. Gefährlich scheint es mir nur, dass der 
Observator im Keller seyn muss, *) vorzüglich für einen gentle- 
man, der den Ruf hat, to be unhappily given up to liquors. 
Die Reichenbaehischen Instrumente kamen endlich nach 
Altona, und gleich nach ihrer Ankunft reisete ich nach Lysabbel. 
Der Stutzschwanz **) hat nach seiner Construction, wo die Ocular- 
röhre auf der stählernen Axe gleitet, und einen Ausschnitt hat, 
in dem die Vorrichtung zur Stellung des Fadenkreuzes sitzt, den 
Nachtheil, dass die Atmosphäre in unmittelbarer Verbindung mit 
dem Fadenkreuze steht. Es kann das in München 1600 Fuss 
über dem Meere vielleicht unbedenklich seyn, soviel aber ist 
gewiss, dass es am Meere selbst, wo ich beobachte, durchaus 
nicht geht. Nur bei ganz trocknem Wetter sind die Fäden ge 
spannt, und so wie etwas Feuchtigkeit kommt, beschreiben sie 
gleich Schlangenlinien und werden schlapp. In allen Climaten 
hat es aber den Nachtheil, dass sich der Staub unmittelbar auf 
den Fäden setzt und sie höckericht macht. Mit diesem Instru 
mente war also gar nichts in seinem jetzigen Zustande zu thun, 
und meine ganze Sorgfalt ging auf den 18zolligen Kreis, an dem 
das Fadenkreuz wie gewöhnlich gegen die äussere Luft verwahrt 
ist. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass das 2füssige Fern- 
— 
*) Sie können jezt wenn Franzosen Ihre Sternwarte besuchen, versichern, 
dass nicht in Paris allein im Keller beobachtet werde. S. 
**) Universalinstrument mit gebrochenem Fernrohr. P.