Full text: Adolf Krazer

Studierenden, von dem verehrten, lieben Kollegen und Lehrer mit 
erlebte, diesen Abschied, bei dem tiefste Trauer die Form der ernsten 
Feier mit ergreifendem Inhalt füllte, der empfand, was der Verstorbene 
für die Fridericiana bedeutete. In den 24 Jahren seiner Zugehörigkeit 
zur Hochschule ist er mit ihr in einer Weise verwachsen wie wenige. 
Im Studienjahre 1908/09 und noch einmal — nach seiner 1911 erfolgten 
Ernennung zum Geheimen Hofrat — 1914/15 wurde er durch das 
Vertrauen der Kollegen zur höchsten akademischen Würde des Rektors 
berufen. Die glückliche Verbindung abstrakt geschulten Verstandes mit 
praktischem, lebenswirklichem Sinn, die ihn kennzeichnete, seine in 
langer Erfahrung gewonnene Kenntnis der innersten Notwendigkeiten 
der Fridericiana, dazu die Verantwortungsfreudigkeit, mit der er jede 
Aufgabe übernahm und auf das Sorgfältigste durchführte, das alles 
machte ihn zum gegebenen Mann für schwierige Ämter. Und doch 
wäre er nicht das geworden, was er der Hochschule war, wenn nicht 
als glücklichste Ergänzung seine ruhige, freundliche, selbstlose, nur der 
Sache, nie eigenen Interessen zugew ? endete Art hinzugekommen w 7 äre. 
So wurde er, wonach er nie strebte, mehr und mehr zum Vertrauten 
weitester Kreise der Dozentenschaft und Studierenden, zur Persönlichkeit 
größten Einflusses. Als wirtschaftlicher Beirat während vieler Jahre der 
Hochschule geradezu unentbehrlich, hat er mit seiner gütigen Gerechtig 
keit Tausende von Stipendiengesuchen bearbeitet, er hat dem Vorstande 
der Akademischen Krankenkasse angehört, als wahrer Vater der Studie 
renden hat er den Studentendienst geleitet, dabei vor allem mit der 
Reife des Alters und der frohen Zuversicht der fugend das Darlehens 
wesen und die täglich ein halbes Tausend Studenten speisende Mensa 
academica betreut, das alles durch die schwersten Jahre des deutschen 
wirtschaftlichen Zusammenbruches hindurch. Denn die abgeklärte, tätige 
Ruhe, mit der er das viele Schwere überwand, das auch ihm das Leben 
nicht ersparte, ließ ihn, den in der sdten Zeit Herangereiften,-auch nach 
dem Umstürze nicht verdrossen beiseite stehen; . Als .sich die Hoch 
schule zu ihrer Hundertjahrfeier im Oktober cp2 5. rüstete, da übernahm 
er den ihm angebotenen Vorsitz in der Finanzkommission, und ohne 
seine unermüdliche Tätigkeit hätte die Jubiläumsspende nur einen Bruch 
teil des tatsächlichen, ansehnlichen Betrages aufgewiesen. Die silberne 
Jubiläumsmedaille war hier das äußere Zeichen des Dankes der Fride 
riciana, deren Festschrift er auch herausgab. Noch bis wenige Wochen, 
ja Tage vor seinem Tode spürte man in allen diesen Ämtern seine klug 
leitende Hand. So traf die Hochschule sein Hinscheiden, wenn auch 
schon seit Wochen befürchtet, doch wie ein Schlag im Innersten. 
Ein fein gebildeter Geist, ein echter Gelehrter, ein ganzer, warm 
blütiger, hilfreicher, nimmer müder Mensch, in dem reiche Gaben zur 
schönsten Entfaltung kamen, das w T ar Adolf Krazer. 
Karlsruhe, im August 1926. R. Baldus. 
Druckerei Karlsruher Studentendienst e. V, 
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