macht sich so sehr geltend, daß sie den richtigen sowie den fal
schen Gedanken unerbittlich und mit eiserner Consequenz in ihre
Fesseln schlägt. Wenn z. B. in Ihrem Denken die beiden Sätze
zusammen kommen: 1. Alle Mädchen sind Engel; 2. Napoleon
ist ein Mädchen, so werden Sie durch die bloße Macht der Form
zu dem Satze getrieben: 3. Napoleon ist ein Engel; so sehr Sie
auch materialiter vom Gegentheile überzeugt sein mögen. Das
System dieser drei Sätze ist formal ganz richtig, so sehr auch
jeder einzelne material gegen die Wahrheit verstößt. Die drei
Sätze hingegen: 1. Einige Frauen sind häßlich; 2. einige Män
ner sind häßlich; 3. also sind einige verheirathcte Paare häßlich,
sind vollkommen wahr und dennoch logisch falsch. Sie sehen also:
es giebt richtige Formen für wahre Gedanken, richtige Formen
für unwahre Gedanken, falsche Formen für wahre Gedanken,
falsche Formen für unwahre Gedanken. Dadurch erhält die Form
der Gedanken eine bestimmte Selbstständigkeit und Allgemeinheit
und beansprucht, obgleich an Gedanken gebunden, eine eigne Un
tersuchung. Sie bildet das Problem der Logik, welche demnach
die Wissenschaft von der Form der Gedanken ist.
Soll die Logik aber Rechenschaft geben über alle Formen
der Gedanken? Weder die falschen noch die richtigen Formen
treten von ungefähr im Denken auf, sondern beide sind ein Be
dingtes. Das Bedingende aufzusuchen und so den Ursprung der
Formen zu erklären, ist eins von den Problemen der Psycholo
gie. Diese hat gar kein Interesse daran, ob die Form richtig
oder falsch ist, sie geht der einen so gern nach als der andern
und hat beide genügend zu erklären. Daher hat die Logik nicht
darnach zu fragen, woher die Formen der Gedanken kommen,
sondern hat lediglich festzusetzen, welche Formen die richtigen
sind. Diese Aufgabe wird noch näher bestimmt durch die allge
meine Forderung, daß jede Wissenschaft es mit der Bearbeitung
von Begriffen zu thun habe. Daher wird sich die Logik eben
falls an den Begriff zu halten und die richtige Verknüpfung der
Begriffe und ihrer Elemente zu entwickeln haben.
Der Begriff ist ein seiner Qualität nach Gedachtes. Da
her ist er eine Einheit. Aber er wird gedacht durch seine Merk