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I. Teil. Die Landesvermessung.
es wurden in der Regel drei oder vier hölzerne, je drei Toisen (= rund 6 m)
lange Maßstäbe an gespannten Schnüren entlang mit den Enden unmittelbar
aneinander gelegt. Der Anlegungs- und der Richtungsfehler wurde nach Kräften
zu verringern gesucht, indem man bei den späteren Messungen rechtwinklig
sich kreuzende Endschneiden an den Ratten anbrachte und diese selbst über
vorher eingerichtete Pfähle mit Hilfe von Keilen und Schraubenlibellen gerade
und wagerecht legte.
Im Jahre 1751 wandte dann der Dalmatiner Boskovich zur Bestimmung
des Bogens Rom—Rimini zuerst die Intervallmessung an; er legte die
Ratten auf Böcke und stieß ihre Enden nicht mehr zusammen, sondern maß
die Intervalle dazwischen mit dem Zirkel. Später wurden diese von Beccaria,
dem jesuitischen Ordensbruder Boskovichs, mit Strichmaßstäben bestimmt
und dadurch die Anfänge zur Koinzidenzmessung gemacht. Für die Ver
besserung der letzteren wurden bald an Stelle der Holzlatten Metallstäbe nötig,
die wiederum zur Notwendigkeit genauerer Temperaturbestimmungen führten.
Der französische Physiker Borda führte 1792 an seinem Basisapparat
das Metallthermometer ein, das die Möglichkeit schuf, die aus der Tempera
tur sich ergebenden Rängenverschiebungen der verschiedenen Metallmeß
stangen gegeneinander festzustellen.
Im Jahre 1807 wurde von dem Münchener Ingenieur Reichenbach bei
der Nürnberger Basis zuerst der Meßkeil benutzt; aber erst Bessel schuf
1834 die vollendetste und glücklichste Vereinigung der Borda’sehen und
Reichenbach’schen Grundsätze in dem Bessel’schen Basis-Meßapparat,
der als die Urgestalt aller modernen starren Basisapparate anzusehen ist,
aber auch bisher noch von keinem neueren gleichen Systems übertroffen wurde.
Auf eine genaue Beschreibung aller Einzelheiten des Bessel’schen Apparates
kann hier nicht eingegangen werden, sie sind in Jordans Handbuch der
Vermessungskunde Bd. III, Randesvermessung, und anderwärts zu finden.
Es möge hier genügen, einige Aufnahmen von der Berliner Basismessung
1908 (Abb. 14—17) x ) wiederzugeben und das Meßverfahren kurz zu beschreiben.
Nachdem das Basisnetz gründlich erkundet und der sowohl für das Basis
netz selbst wie für den Zusammenhang mit den Hauptdreieckspunkten ein
gerichtete Signalbau beendet ist, erfolgt zunächst ein rohes Einrichten (Aligne
ment) und die Einteilung der zu messenden Strecke in Haupt- und Zwischen
festlegungen und in Abpflöckungen.
Die Hauptfestlegungen sind auf die Basis ungefähr gleichmäßig verteilt
und etwa 1,5—2,0 km voneinander entfernt. Sie werden wie die Endpunkte
der Basis mit Stein- (Granit-) Pfeilern, Unterlagsplatten und Messingbolzen
im Kopf der Pfeiler unterirdisch vermarkt; in die Bolzen können stählerne,
in Nadeln endende Pinnen eingesteckt werden. Die Zwischenfestlegungen sind
stets 10 Stangenlagen oder 156 m auseinander und in ähnlicher, wenn auch
nur vorübergehender Weise versichert. Zwischen je 2 Zwischenfestlegungen
b Die hier abgedruckten Aufnahmen (Abb. 14—19) wurden den Besuchern der
Berliner Basismessung von der Trigonometrischen Abteilung gegen Erstattung
der Selbstkosten bereitwilligst zur Verfügung gestellt.