Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

B. Die Triangulation. 
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Nehmen wir an, daß auch die trigonometrische Übertragung der Basis- 
linie sich im gleichen Verhältnis bessere, so ist für gewöhnliche praktische 
Verhältnisse, also nicht für streng-wissenschaftliche, wie sie bei den inter 
nationalen Gradmessungen vorliegen, die Erwägung am Platze, ob es allgemein 
als zweckmäßig angesehen werden kann, bei Anwendung bester Instrumente 
die Anzahl der Satzbeobachtungen über 10 hinaus zu erhöhen. 
Nach den Erfahrungen des Verfassers sind die persönliche Erfahrung 
und Übung des Beobachters und die Auswahl der Beobachtungs 
zeiten sowie die Messungsanordnung und die Wahl des Rech 
nungsganges ungleich wichtiger für das Ergebnis als die Anzahl 
der Wiederholungen. Der in allen geodätischen Feinmessungen und Be 
rechnungen erfahrene Fachmann wird mit dem gleichen Instrument bei 10 Sätzen 
dasselbe oder doch annähernd dasselbe Ergebnis erzielen, wie ein unerfahrener, 
der nur nach Vorschrift arbeitet, mit doppelt soviel Wiederholungen. Er muß 
nur vor allen Dingen danach trachten, nicht relative oder Sch ein-Genauig 
keiten, sondern lediglich absolute oder Wirklichkeits-Genauigkeiten zu 
erzielen; d. h. er muß seine Ablesungen nicht „drücken“, damit sie besser unter 
einander übereinstimmen, sondern vollständig unbefangen arbeiten. 
Wird die höchste Satzwiederholungszahl mit 10 angenommen, 
so wird sich für gewöhnliche praktische Bedürfnisse die Anzahl der 
Sätze folgendermaßen bemessen: 
1. die Winkel zu beiden Seiten der Basis werden 1 mal, 
2. die stumpfen Winkel des kleinen Rhombus 10 ,, 
3. die spitzen ,, ,, ,, ,, gegenüber der Basis 4 ,, 
4. ,, ,, ,, ,, großen ,, 8 ,, und 
5. ,, sonstigen Viereckswinkel 4 ,, 
gemessen. 
Das Gewicht für 10 Sätze wird mit 1, für 8 mit 0,8, für 4 
mit 0,4 und für 1 Satz mit 0,1 in Rechnung gesetzt. 
Dadurch dürfte die Bildung und Berechnung der Fehler- und Normal 
gleichungen mit dem Rechenschieber ermöglicht und die Genauigkeit des End 
ergebnisses trotzdem um nicht mehr als 10 % des mit aller wissenschaftlichen 
Schärfe erreichten Beobachtungs- und Rechnungsergebnisses verschlechtert 
werden, wenn man die Unsicherheit der Rechenschieberrechnung mit höchstens 
2 % in Ansatz bringt. — 
Auf die Koordinatenberechnung der Basisnetzpunkte wird später zurück 
gekommen werden. 
2. Die Hauptdreiecksketten. 
Die ideale Gestalt für das Hauptdreiecksnetz als Verbindung zweier Basis 
linien ist die Kette, deren einzelnen Dreiecke möglichst gleich groß und in 
sich gleichseitig sind. 
Die erste Seite einer solchen Dreieckskette und die letzte sollen in der Regel 
schon bekannte und in Ränge und Richtung zweifellos bestimmte Dreiecks 
seiten sein, also 2 orientierte Basislinien oder 2 Kettenseiten von schon früher
	        
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