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I. Teil. Die Landesvermessung.
An Kirchtürmen u. dgl. werden zweckmäßig noch Mauerbolzen (mit senk
rechtem Koch in dem herausragenden Kopf zum Aufnehmen eines Stiftes)
angebracht, die ebenfalls genau koordinatorisch festgelegt werden, und von
wo aus nach Bedarf die etwa auf dem Turm durch Umbau verloren gegangenen
Beobachtungs- und Beuchtbolzen wiederhergestellt werden können.
Das Herabloten der Signalspitze auf Instrumentenstand und Erdmarke
sowie das Hinaufloten auf das Beleuchtungsgerüst geschieht mit besonders
sorgfältig horizontiertem Theodoliten in zwei sich rechtwinklig zum Zentrum
gegenüberliegenden Aufstellungen seitwärts von der Pyramide her.
Man kann dazu auch ausreichend genau den sog. ,^bloter“, ein kleines
theodolitenartiges Instrument mit guter Röhrenlibelle in der Richtung der
Kippachse, benutzen.
Allgemeine Regeln für Signalbau und Vermarkung lassen sich außer den
obigen nicht geben. Sie richten sich beide nach den örtlichen Verhältnissen
und nach den zur Verfügung stehenden Mitteln. Eine Vermarkung wie die
in Abb. 25 kostete vor dem Kriege alles in allem mindestens 2000 M.
Wenn auch der Grundsatz befolgt werden muß, stets die beste und dauer
hafteste Vermarkung und Signalisierung anzuwenden, so wird es doch genug
Fälle geben, wo nur geringe Bruchteile von obigem Betrage zur Verfügung
stehen oder jeder kostspielige Bau unzweckmäßig ist. Die Entscheidung muß
eben von Fall zu Fall getroffen werden.
Nach den Erfahrungen des Verfassers bei Erkundungen höherer Ordnung
ist von besonderem Vorteil die Verwendung eines geeigneten Personen
kraftwagens, der für Erkundungs- und Beobachtungsreisen be
sonders eingerichtet ist.
Ein leichter offener sechssitziger Adlerwagen von etwa 12—15 Pferde
kräften mit aufklappbarem Verdeck, der die oben beschriebene Erkundungs
ausrüstung mitzunehmen imstande war, und an dem 2 Räder (überquer) mit
Gleitschutz versehen waren, gestattete bei trockenem Wetter das Befahren
fast aller Feld-, Wald- und Bergwege bis zu den Spitzen der Berge hinauf.
Dadurch waren die Erkundungs- und auch später die Beobachtungsreisen
unabhängig vom Eisenbahn- und Postpersonenverkehr, und konnten oft an
einem Tage 180—200 km abgefahren und erkundet werden.
Auch hat es sich nach den gleichzeitigen Erfahrungen als zweckmäßig und
zeitersparend erwiesen, die Eeuchtmannschaften für den Heliotropendienst
mit Fahrrädern auszurüsten, so daß sie ohne vermehrte Anstrengung ganz
erheblich schneller als sonst von einem Standpunkt zum anderen gelangen
konnten.
a) Die Winkelbeobachtung und Stationsausgleichung.
Winkelrepetitionen, wie sie früher wegen der größeren Teilungsfehler, der
schwachen Vergrößerung und sonstiger Mängel der Theodolite üblich und auch
geboten waren, und wie sie der große Göttinger G a uß noch regelmäßig anwandte,
sind in der Eandesvermessung nicht mehr Brauch.
Die feinste Winkelbestimmung ist die Winkelmessung in allen
auf dem Winkelpunkt möglichen Kombinationen